Ortsentwicklung
Kampf dem Leerstand für blühende Orte
Tirol will 800 Euro pro Jahr einheben, die Steiermark hat eine 1.000 Euro Leerstandsabgabe bereits im April beschlossen. Auch in Salzburg und Wien denkt man bereits laut darüber nach. Anstatt immer mehr wertvollen Boden zu verbauen, will man leerstehende Immobilien, die bereits existieren, nutzen. Besitzer sind aufgerufen ihre Häuser und Wohnungen zur Vermietung zur Verfügung zustellen und nicht nur als Betongold zu sehen.
UNTERSTINKENBRUNN/WOLKERSDORF. Unterstinkenbrunns Bürgermeister Matthias Hartmann ist das Thema eine Herzensangelegenheit. Er widmete sich bereits in seiner Diplomarbeit der Leerstandsbekämpfung im Land um Laa. Daraus wurde ein Leader Projekt, dank dem er mittels Workshops und unzähligen Gesprächen für "sein Thema" sensibilisieren konnte. "Leerstände haben auch einen starken Einfluss auf das soziale Gefüge im Ort. "
Infrastruktur
Steht ein Haus erstmal eine ganze Generation über leer, so hat das nicht nur negative Auswirkungen auf die Bausubstanz, sondern wirkt sich auch ungünstig auf die Allgemeinheit aus. Bereits existierende Infrastruktur, wie Straßen, Kanal oder Energieleitungen, müssen erhalten ohne genutzt zu werden.
750 Leerstände zählte er damals bei 12.000 Einwohnern. "Würde hier das Land die Entsorgungskosten tragen, kommt man schnell auf 30 Millionen Euro", rechnet Matthias Hartmann vor. Deshalb ging er in seiner Gemeinde den Weg, Entsorgungen zwar zu fördern, aber nicht gänzlich die Kosten zu übernehmen. "Für Häuselbauer ist ein Neubau auf der grünen Wiese zwar günstiger, der Gemeinde kommt es durch die Errichtung neuer Aufschließungen aber deutlich teurer."
Für Hartmann wäre daher eine Infrastrukturabgabe ein sinnvolleres Mittel. "Für viele ist Vermietung noch ein Tabu-Bruch. Beispiele, auch aus meiner Gemeinde, zeigen aber, dass man über die Mieteinnahmen das Haus in Schuss halten kann und sollte es später wieder in der Familie genutzt werden, besser erhalten ist."
Bank wird zu Bauernlanden
Mittelfristig wird sich aber auch die dörfliche Struktur verändern. Dabei gilt es behutsam, aber Nutzer gerecht, vorzugehen. Wird ein Hof nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, kann er Wohnraum für mehrere Familien bieten. Als gelungenes Projekt kann man den Obersdorfer Bauernladen hervorheben.
Der Abzug der identitätsstiftenden Volksbank aus der Hauptstraße sorgte für Unmut unter den Obersdorfern. Umso willkommener ist das Nachfolgeprojekt, das seit November 2021 in den Räumlichkeiten Einzug hielt. Im Erdgeschoss richteten fünf Genossenschafter einen Bauernladen ein. "Wir setzten in erster Linie auf Regionalität. Je näher, desto besser", erklärt Martina Gössinger das Konzept. Im Foyer betreibt die Volksbank noch einen Bankomaten. Aus dem Obergeschoss wurden Büros und Praxisräume. Mit den zwei Kaffeehaustischen im Bauerladen bietet das Geschäft auch einen Begegnungsraum zum Plaudern, Frühstücken und Austauschen.
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