Gesundheit
Kinderanitbiotika leider aus
Eine heftige Streptokokken-Welle fegt über das Land und den Apotheken gehen die Antibiotika für Kinder aus.
BEZIRK MISTELBACH. Das Kind weint, klagt über Ohrenschmerzen. Es fiebert. Für Eltern schrillen die Alarmglocken und man versucht die erste Hürde zu nehmen: Ein Arzt muss her. Hoffentlich ist nicht gerade Wochenende. Hat man diesen gefunden, geht die Odyssee weiter, denn mit einem Rezept für ein für Kinder angepasstes Antibiotikum ist man derzeit oft noch nicht am Ziel. Immer wieder hören Eltern: "Leider nicht verfügbar. Probieren sie es doch wo anders." So landen verzweifelte Eltern mit ihren kranken Kindern dann in den Ambulanzen der Krankenhäuser, um an das Erlösung versprechende Medikament zu gelangen.
Selbst ist der Apotheker
Die Präsidentin der Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr spricht im Ö1 Mittagsjournal vom 8. März von einer Notlage. Sie prescht mit dem Vorschlag vor, Apotheken könnten die benötigten Antibiotika nach magistralem Rezept selbst herstellen. Alexander Herzog, Generalsekretär der pharmazeutischen Industrie, sieht darin aber keine flächendeckende Lösung, da man über diesen Weg nur kleine Mengen produzieren könnte und man mit hochexplosiven Substanzen arbeite.
Klaus Dundalek, Apothekenleiter Apotheke Mistelbach, hat so eine Situation selbst noch nie erlebt: "Wenn wir nicht in dieser Woche eine Lieferung bekommen, wie vom Gesundheitsministerium angekündigt, werden auch uns die Antibiotika spätestens nächste Woche ausgehen." Der Mistelbacher Apotheker widerspricht Alexander Herzog: "Es wäre sehr wohl möglich die benötigten Medikamente hier vor Ort herzustellen. Ich hatte letzte Woche ein Anbot für den benötigten Rohstoff auf meinem Schreibtisch." In Deutschland würde dies bereits so gehandhabt. Von Unfällen dabei ist nichts bekannt, betont Dundalek.
Volle Ambulanzen
Primaria Milana Unterweger-Jocic, Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf, weiß um die schwierige Medikamentensituation derzeit. Sie weist darauf hin, dass es derzeit bei vielen gängigen Medikamenten Lieferengpässe gäbe: "Wir versuchen, die Eltern kranker Kinder bestmöglich zu unterstützen, indem wir täglich die umliegenden Apotheken durchrufen und erfragen, welche alternativen Medikamente zur Zeit lagernd sind. Diese werden dann verschrieben."
Dass Eltern nur wegen nicht erhaltener Medikamente in die Ambulanz kommen, sei im Krankenhaus Mistelbach aber nicht der Fall. Eher sei der Gang in die Ambulanzen damit begründet, dass Eltern, die mit ihren Kindern von keinem niedergelassenen Hausarzt mehr genommen werden, sich aber keinen Wahlkinderarzt leisten können.
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