Netzl wirft Kulturverein raus
Der für 99 Jahre vereinbarte Mietvertrag wurde nach nur elf Jahren gekündigt. Zumindest für zwei Vereine.
SIEBENHIRTEN. Mit 12. Oktober sprach Erwin Netzl den Pächtern des Hofstadls die Kündigung aus. Zwei Wochen räumte er den drei Kulturvereinen für den Auszug ein. Der Polit-Allrounder – er hatte bereits Mandate für die FPÖ und Team Stronach inne, aktuell ist er für die Grüne LaB im Mistelbacher Gemeinderat – meldete Eigenbedarf an.
Josef Gemeiner jun., der zweien der drei Kulturvereine vorsteht – Obmann des dritten ist Netzl selbst –, wollte sich nicht einfach so rausschmeißen lassen. Schließlich unterschrieb er 2006 einen Pachtvertrag für 99 Jahre. Gemeiner reichte Besitzstörungsklage gegen Erwin Netzl ein, da dieser neue Schlösser am Stadl angebracht hatte und damit den Pächtern den Zutritt verwehrte. Der Klage wurde stattgegeben.
Streit
"Die Zusammenarbeit ist sehr schwierig geworden. Seit einem halben Jahr besteht de facto kein Kontakt mehr", erklärt Erwin Netzl den Schritt. Auch über die Finanzen herrscht Streit: Netzl wirft Gemeiner vor, für die laufenden Kosten nicht aufgekommen zu sein.
Er wollte Klarheit, wer Zutritt zu dem Stadl hat: "Ich will nicht, dass zwei Schlüssel kursieren. Das ist auch für Drittmieter nicht rechtfertigbar." Bereits am Tag nach der Kündigung unterschrieb er einen neuen Mietvertrag mit dem Verein Kulturwerkstätte Hofstadl, dem er mit einem neuen Team selbst vorsteht. "Ich will nicht Kulturveranstaltungen verhindern. Im Gegenteil: Ich bin jederzeit bereit, Gespräche über die zukünftige Nutzung auch mit Herrn Gemeiner zu führen."
Karina Seidl
Zur Vorgeschichte
Bereits 1993 renovierten die Kulturvereine den alten Hofstadl. Als es Probleme mit der Statik gab, drohte die Sperre für öffentliche Veranstaltungen im "Weinviertler Schiff". Erst der Mietvertrag über 99 Jahre machte den Weg für umfassende Restaurierungen, gefördert durch Mittel des Bundes, des Landes und der Gemeinde, frei.
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