Literatur
Tafeln im Fin de Siècle
Claudia Nemec widmete sich Kochrezepten von Alma Mahler-Werfel und der Geschichte der Jahrhundertwende
ALTHÖFLEIN (mb). "Ich hab immer schon gerne gekocht. Vor allem die historische Küche und Originalrezepte interessierten mich", erzählt Claudia Nemec begeistert von ihren Recherchen zum Buch "Almas Küche. Originalrezepte aus dem Kochbuch der Alma Mahler-Werfel". Alma Mahler Werfel lebte von 1879-1964 und war eine der schillerndsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. In ihrem Salon waren Gäste wie Arnold Schönberg, Berta Zuckerkandl, Richard Strauss, Oskar Kokoschka, Maurice Ravel u.v.m. zum Dinieren und künstlerischen Austausch geladen. Claudia Nemec recherchierte akribisch das Originalrezeptbuch, aber auch das Leben dieser herausragenden Frau. Zwei Monate lang war sie - mit Sondergenehmigung - in der Handschriftensammlung der Nationalbibliothek und hat circa 160 Rezepte des Originals abgeschrieben. "Manchmal war es schwierig die Schrift zu lesen. Auch die Mengenangaben oder Abkürzungen waren am Anfang schwer zu entziffern," lacht Nemec.
Kochen: der Spiegel der Zeit
"Je mehr ich mich eingelesen habe, desto mehr wollte ich auch über das Leben in dieser Zeit, über die Menschen wissen." Die Wiener Damen der Gesellschaft zur Jahrhundertwende kochten nicht selbst. "Umso beachtlicher ist es, dass Alma Mahler-Werfel dennoch die Rezepte der Familie, von Freundinnen und vor allem ihrer Köchinnen handschriftlich festhielt", so Nemec. Beim Erzählen ihrer Recherchen packt den Zuhörer selbst die Begeisterung: "Wenn die Dame des Hauses gutes Essen auftischte, war es ihr Verdienst. Deshalb waren gute Köchinnen damals heiß begehrt."
Die unruhigen Zeiten verschonte auch die gehobene Gesellschaft Wiens nicht. Umzüge innerhalb von Wien, Italien und zuletzt den USA prägten Almas Leben. Nemec suchte die Wohnstätten in Wien und Italien auf. Viele der Rezepte kochte sie nach und korrigierte sie behutsam für den heutigen Geschmack. Kochkurse in Italien oder England zeichnen die Perfektionistin aus.
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