X-Akten
Trinkfeste Weinviertler in Hexenküchen
Wie sich die Weinviertler schlüssig einen morgentlichen Kater nach einer feuchtfröhlichen Nacht erklärten.
ASPARN/LAA. Wirft man einen Blick in die Mistelbacher Sagenwelt fallen gewisse Parallelen auf. Nun gelten die Weinviertler als gesellige Menschen – eine Eigenschaft, die sie nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen endlich wieder unter Beweis stellen können. Aber aufgepasst!
Faschingsnächte
Dies dürfte auch in alter Zeit schon so gewesen sein und so mancher Mann übersah gelegentlich die rechte Stunde zurück ins Eigenheim zu kehren. Zwischen Asparn und Siebenhirten machte sich dereinst ein Schuster in einer bitterkalten Faschingsnacht auf den Heimweg. Von einer Anhöhe aus sah er, dass bei der Brücke beim Kuchelholz Pferde angebunden waren. Er folgte dem Lichterschein und staunte nicht schlecht, als er eine Schar munter tanzender Frauen mit langem schwarzem Haar und bunten Röcken sah. Als er entdeckt wurde luden die Frauen ihn ein an ihrem Fest teilzuhaben, tanzten mit ihm und gaben dem Schuster zu Essen und u trinken. Für den Heimweg füllten die gastfreundlichen Frauen noch seine Taschen mit Krapfen.
Als er sich am Morgen über die Krapfen hermachen wollte, fand er in seinen Taschen aber nichts als Rossknödel. Vor Wut tobend kehrte er an den Ort des Festes zurück um die Frauen zur Rede zu stellten. Doch er fand nichts. Keine Spur, nicht der kleinste Hinweis auf das, was sich in der Nacht zugetragen hatte. Das konnte nur eine Erklärung geben: Er war bei Hexen zu Gast gewesen!
Goldener Rausch
Offensichtlich trieben sich die Hexen auch gerne in der Laaer Gegend herum. Ein Bauer machte sich zu mitternächtlicher Stunde vom Ruhof auf den Heimweg, als ihm ähnlich Unerklärliches widerfuhr. Auf seinem Weg musste er den Galgenberg passieren, doch an Stelle des hölzernen Galgens, der der Richtstätte den Namen gab, strahlte ein heller Lichterschein. Es war ein glänzender Palast, in dem fröhlich gefeiert wurde. Ein junges Mädchen trat auf den erstaunten Bauern zu und forderte ihn zum Tanz auf. Sie reichte ihm einen goldenen Becher, in dem der beste Wein war, den der Bauer je getrunken hatte. Berauscht und in einem Meer voller Glückseeligkeit versank der Mann, bis der erste Glockenschlag der Laaer Kirche ihn jäh aus seinen Träumen riss. Schloss und Mädchen waren verschwunden. Nur der schwarze Galgen bezeugte den Ort. Einzig der goldene Becher war ihm geblieben, den er hastig in seine Tasche steckte. Am nächsten Morgen wollte er danach sehen, doch anstatt des Bechers hielt er den Huf einer Kuh in der Hand. Klarer Fall von Hexen!
Buchtipp
Das Weinviertel in seinen Sagen. Weithin erglänzt der Ackerstein.
Thomas Hofmann
Bibliothek der Provinz
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