Boden will atmen
Leerstände bekämpfen statt weiter versiegeln

- hochgeladen von Karina Seidl-Deubner
16 Fußballfelder werden in Österreich täglich verbaut, dabei brauchen wir einen atmenden Boden.
BEZIRK MISTELBACH. Pro Minute werden in Österreich 100 Quadratmeter Boden verbraucht. Man muss nicht gut in Mathematik sein, um zu wissen, irgendwann geht sich das nicht mehr aus. Angesichts steigender Temperaturen und drohender Lebensmittelknappheit durch den Ukrainekrieg – wobei diese vor allem deutlich ärmere Regionen treffen wird – sollte man sich schon genauer ansehen, was mit der nicht unendlich zur Verfügung stehenden Ressource Boden passiert. Die Grünen Niederösterreichs widmen deshalb dem Boden einen Schwerpunkt.
11,5 Hektar Boden werden pro Tag verbaut. Mit einer Versiegelung ist dieser Boden faktisch verloren. Das entspricht alle zehn Jahre einer Fläche so groß wie Wien. Dabei liegt das Nachhaltigkeitsziel bei maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag. Auf einen Niederösterreicher kommen insgesamt 407 Quadratmeter versiegelten Boden in unserem Bundesland – in Österreich wird das nur durch das Burgenland übertroffen.
41 Prozent versiegelt
Laut Umweltbundesamt sind in Niederösterreich 41 Prozent der bebauten Flächen versiegelt. Jeder zusätzliche Gewerbepark, Fachmarkt oder Supermarkt auf der grünen Wiese bedeutet mehr Bodenversiegelung durch das Geschäft und die Parkplätze. "Wenn wir die Bodenversiegelung nicht stoppen, heizen wir die Hitze, das Hochwasser und die Trockenheit an. Jeder versiegelte Boden fehlt uns als Kühlung und als Bremse des Wassers bei Unwetter wie Starkregenereignissen", warnt Christian Schrefel. Dabei ist es ihm wichtig zu betonen, dass dies nicht einem Ende der Bautätigkeit gleich kommen soll, sondern: "Wenn wir irgendwo Boden versiegeln, müssen wir woanders entsiegeln." Dieser Gedanke darf sich aber nicht alleine auf die Wirtschaft beschränken, sondern muss auch bei den privaten Haushalten Einzug halten. In Wolkersdorf geht man diesbezüglich einen ersten Schritt. Ab Herbst wird sich ein 15 bis 20-köpfiger Bürgerrat mit dem Thema Bodenverbrauch beschäftigen und Vorschläge erarbeiten, wie man diesen gesellschaftsverträglich und zukunftsorientiert gestalten kann.
Nachnutzung
In Poysdorf stand man vor der Frage, wie das Gebäude der Landwirtschaftlichen Fachschule nach deren Auszug weiterhin genutzt werden sollte. Gemeinsam mit dem Land fand man eine Lösung, hier einen Polizeiposten zu installieren. "Aus dem Internat werden Wohnungen oder Fremdenzimmer. Wir als Gemeinde übernehmen den Turnsaal und die Küche und vermieten an die Volkshochschule", verrät Neo-Bürgermeister Josef Fürst.


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