Wolkersdorf: Radlobby schmiert Politiker
Im Bauausschuss diskutierte man mit Fahrradöl über Radabstellplätze.
WOLKERSDORF. Die Radlobby Wolkersdorf war Ende Jänner vom Bauausschuss eingeladen, den "Leitfaden Radabstellanlagen im Wohnbau" vorzustellen.
Zu Beginn wurde vom Gruppenverantwortlichen Hermann Hiebner dem
Ausschussvorsitzenden Michael Gadinger, der Bürgermeisterin und anderen Mitgliedern des
Gemeinderates, die mit dem Fahrrad gekommen waren, ein Fläschchen Fahrradöl überreicht.
Hermann Hiebner scherzte: „Das Fahrradöl als Präsent ist als Gag gut angekommen und hat vielen Gemeinderäten ein Schmunzeln entlockt. Insgeheim hoffen wir natürlich schon, dass die Zusammenarbeit damit noch reibungsloser klappt.“
Vorteile des Radverkehr
Von Hermann Hiebner und Johannes Flandorfer wurde einleitend begründet, warum
Investitionen in die Radinfrastruktur sinnvoll, kostengünstig und zukunftsträchtig sind.
Sie bringen Nutzen für die gesamte Gesellschaft. Sie sind kostengünstig, steigern die
Lebensqualität und die Gesundheit, bringen mehr Sicherheit und sind daher ökonomisch und ökologisch.
Maßgeblich für die Wahl des Verkehrsmittels ist die Distanz vom Wohnort bzw. vom Zielort
zum Verkehrsmittel und die praktische Verfügbarkeit am Quell- und Zielort.
Dazu müssen Radabstellanlagen in ausreichender Zahl, am richtigen Ort und vor allem in
guter Qualität errichtet werden.
Dies betrifft den öffentlichen Raum, im Besonderen alle Orte, die Quell- und Zielorte sind:
Arbeitsorte, Ausbildungsstätten, Wohnsiedlungen, Einzelhandelsgeschäfte, Freizeit- und
Erholungsorte und vieles mehr.
50% der Autofahrten sind kürzer als 5 km. Diese Fahrten können bequem mit dem Rad
zurückgelegt werden.
Leitfaden Radabstellanlagen im Wohnbau
Nach Ansicht der Radlobby ist der gesetzliche Richtwert in Niederösterreich von
1 Fahrradstellplatz je Wohnung nicht ausreichend. Sie empfiehlt 1 Stellplatz je angefangene
30 m 2 Wohnnutzfläche und zusätzliche Außenstellplätze für die Bewohner.innen und
Besucher.innen.
Die Abstellplätze müssen nahe beim Eingangsbereich und barrierefrei erreichbar sein.
Der Platzbedarf für ein "normales" Fahrrad beträgt ca. 1,4 m 2 . Ein Zugang ist natürlich auch zu berücksichtigen. Ebenso sollte Platz für Spezialräder (Lastenräder, Dreiräder), Kinderräder und Radanhänger sein.
Laut Gesetz sind diese Stellplätze mit Vorrichtungen zum standsicheren Abstellen
auszustatten (z. B. mit Anlehnbügeln). Dann kann man mit einem guten Schloss den
Fahrradrahmen und ein oder beide Laufräder sichern. Die Vorrichtungen dürfen die Räder
nicht beschädigen. Leider werden noch immer sogenannte Felgenmörder installiert. Diese
Vorderradhalter können die Felgen schädigen, wenn Druck auf das Fahrrad ausgeübt wird.
Praktisch sind auch Schließfächer zum Verstauen von Helmen, Werkzeug und Zubehör. Eine
frei zugängliche Servicebox mit gesichertem Werkzeug und Pumpe soll auch vorhanden sein,
ebenso wie Steckdosen, damit E-Bikes geladen werden können.
Außenstellplätze sollen überdacht und mit Beleuchtung ausgestattet sein. Sinnvoll ist auch
ein Wasseranschluss in der Nähe zum Reinigen der Räder.
Wolkersdorf will nur noch Qualitätsradständer
Herr Gadinger hat sich für das Engagement der Radlobby bedankt und möchte bei der
Erneuerung von Radabstellanlagen im öffentlichen Raum nur noch solche Ständer
verwenden, die ein sicheres Abstellen von Rädern ermöglichen.
Die Radlobby hat angeboten, dass sie mit ihrer Expertise jederzeit zur Verfügung steht und
hat sich für die Möglichkeit bedankt, der Politik die Bedürfnisse von Radfahrenden näher
bringen zu können.
Immer kleinere Gemeinden setzen auf Wohnbau für die jungen Bürger.innen.
Hermann Hiebner von der Radlobby: „Wahrscheinlich hat man andere Sorgen, als die, wie groß der Fahrradabstellraum ist und wie der ausgestattet ist, wenn man den ersten eigenen Haushalt gründet. Probleme sind vorprogrammiert, wenn diese Räume zu klein dimensioniert oder schlecht strukturiert sind.
Räder werden dann an ungeeigneten Orten, wie Stiegenhaus, Hof, Gehsteig oder Geländer
abgestellt bzw. abgeschlossen.“
„Eine gute Planung und qualitätsvoll ausgeführte und ausgestattete Radabstellräume und
Außenstellplätze gewährleisten, dass die Fahrt mit dem Rad bei der Wohnung auf einfache
Weise beginnen und enden kann und dass Fahrräder zu Hause diebstahl- und
wettergeschützt abgestellt werden können.“
Falls sich Bauträger oder andere Gemeinden für den Leitfaden interessieren, können sie sich gerne an die Radlobby Wolkersdorf oder Radlobby Niederösterreich wenden.
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