Bezirk Mistelbach
Ein Klares "Nein" zur Vier-Tage-Woche

- Weniger arbeiten fürs gleiche Geld – aktuell wohl Illusion.
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Weniger arbeiten bei gleichem Lohn oder die Wochenarbeitszeit auf vier Tage aufteilen – klare Antworten im Bezirk Mistelbach.
BEZIRK MISTELBACH. Haarsträubend finden sie manche – die Work-Life-Balance. In der Praxis scheint sie oft unmöglich. Verlockend mutet da die Vier-Tage-Woche an und so manche Länder gehen mit gutem Beispiel voran. So reduzierte man unlängst etwa in Island von fünf auf vier Tage Arbeit pro Woche – mit weniger Stunden und gleichem Lohn. Was vermutlich jedem verlockend erscheint, ist für die Wirtschaft im Bezirk Mistelbach weder trag- noch machbar. Die meist üblichen 40 Wochenstunden auf vier Tage aufzuteilen und somit drei Tage am Stück für Erholung nutzen zu können, scheint jedoch auch nicht vielen das Gelbe vom Ei zu sein.
Noch mehr Stress
"Wer acht Stunden am Tag körperlich schwer arbeitet, braucht eine Pause. Der kann dann nicht noch zwei Stunden mehr dranhängen", ist Julia Wögerer, Geschäftsführerin von Holz Tretter in Mistelbach, überzeugt. In ihrem Betrieb ist die Vier-Tage-Woche kein Thema. "Da verschiebt man ja nur das Problem. Außerdem steigt, bei höherer Belastung, und das wäre eine längere Tagesarbeitszeit, auch das Unfallrisiko", weiß Wögerer und gibt zu bedenken: "Schon jetzt weiß man, dass etwa Ärzte und Krankenschwestern oft am Limit arbeiten. Die Arbeit von fünf Tagen in nur vier hineinzuquetschen, das erscheint mir keinen Mehrwert für die Arbeitnehmer zu bieten."

- "Jetzt ist nicht die Zeit, zu reduzieren. Jetzt muss jeder seinen Beitrag leisten", sagt WKNÖ-Vizepräsident Kurt Hackl
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Wirtschaftlich nicht machbar
Das wäre eine verkürzte Woche zur selben Bezahlung für Thomas Polke vom gleichnamigen Autohaus in Mistelbach. "In der Buchhaltung haben wir bereits eine Vier-Tage-Woche, allerdings mit entsprechender Stundenanzahl. Dort, wo quasi alleine gearbeitet wird, ist das auch möglich. In allen anderen Bereichen, Werkstätte, Verkauf, Hilfestellung, also dort, wo Hand in Hand gearbeitet wird, wäre das nicht möglich", sagt Polke und fügt hinzu: "Die Kunden wollen ja nicht nur von Montag bis Donnerstag betreut werden und Unfälle passieren auch nicht nur an vier Tagen." Würde Polke auf eine Vier-Tage-Woche im kompletten Unternehmen reduzieren, müsste er mehr Personal einstellen. Eine solche finanzielle Mehrbelastung zu tragen, ist für den Autohaus-Chef jedoch nicht vorstellbar.
Kommt auf die Branche an
Auf eine Vier-Tage-Woche zu reduzieren sei eine unternehmenspolitische Entscheidung. Allerdings komme es, so WKNÖ Vizepräsident und Mistelbachs Bezirksstellenobmann Kurt Hackl, auf die Branche an. Noch sei ihm ein derartiger Trend im Bezirk nicht bekannt. Dass jedoch in Zeiten von akutem Mitarbeitermangel die Unternehmen ihren Mitarbeitern auch etwas bieten müssen, um sie halten zu können, sei nicht von der Hand zu weisen.
Weniger arbeiten fürs gleiche Geld, für Hackl derzeit nicht denkbar: "Die Inflation steigt in ungeahnte Höhen, 2023 ist mit einer Rezession zu rechnen. Jetzt ist nicht die Zeit, zu reduzieren. Jeder muss jetzt bereit sein, seinen Beitrag zu leisten."
Wäre das "Ideal"
Vier statt fünf Tage arbeiten, auch mit der entsprechenden Stundenreduzierung und dabei auch noch mit dem Gehalt von 40-Wochenstunden – für Mistelbachs AK-Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer natürlich der Idealzustand. Er ist jedoch realistisch und weiß, "das wird es nicht spielen". Anfragen von Arbeitnehmern zur Vier-Tage-Woche sind derzeit noch selten. Westermayer rät jedoch zur Vorsicht: "Möglich wurde eine Vier-Tage-Woche erst mit dem 12-Stunden-Arbeitstag, das hat schon einen negativen Beigeschmack. Wer eine entsprechende Vereinbarung unterschreibt, sollte sie zuvor gut prüfen, am besten bei uns vorbeischauen. Wo es einen Betriebsrat samt entsprechender Vereinbarungen gibt, sollte es keine Schwierigkeiten geben. Wichtig ist, dass im Arbeitsvertrag die Anzahl der Wochenstunden und an welchen Tagen sie geleistet werden sollen, genau festgehalten ist."


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