Hautzendorf: Intelligente Schuhe als Augen
Ultraschallsensoren helfen Blinden Unebenheiten zu erkennen. Die Idee dazu kommt aus Mistelbach.
HAUTZENDORF/WIEN. Angefangen hat alles, als HTL-Direktor Alfred Pohl seine Schüler vor die Aufgabe stellte, eine Idee für die Diplomarbeit zu präsentieren – aber eine Innovative, Sinnvolle, etwas das es noch nicht gibt. Kevin Pajestka stelle sich der Herausforderung. Inspiriert von einem körperlich beeinträchtigten Nachbarn entschied sich der heute 25-Jährige für ein Projekt über Hinderniserkennung im Boden. Heute ist er Geschäftsführer seiner eigenen Firma, die er gemeinsam mit dem Juristen Markus Raffer, der selbst massiv seheingeschränkt ist, leitet.
20 Prototypen
Aktuell ist Tec-Innovation mit dem ersten Modell in der Testphase. Dafür werden noch seheingeschränkte Personen gesucht. Gemeinsam mit "Waldviertler Schuhe" von Heini Staudinger werden gerade 20 Prototypen produziert. "Die Schuhe werden genau an die Testpersonen angepasst. Sie können sich sogar die Farbe aussuchen" erzählt Kevin Pajestka.
Die Testpersonen werden eingeschult und während der rund ein Monat begleitet. "Ziel ist es ein möglichst breites Spektrum an verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Sehbeeinträchtigungen zu gewinnen, um mit ihren Rückmeldungen den Schuh zu finalisieren" tüfftelt Kevin Pajestka stets an Verbesserungen. Überzeugt der Schuh den Tester, kann sich dieser natürlich für das marktreife Modell später günstiger erwerben und den "Testschuh" in der Übergangszeit behalten. Es ist ein Angebot, kein Kaufzwang.
Ultraschall
Wie funktioniert nun dieser "intelligente Schuh"? Ultraschallsensoren, die in die Sohle eingebaut sind, geben ein Signal via Bluetooth an die Handy-App weiter. Von dort aus steuert man, wie und welche Informationen weitergegeben werden soll. Akustisch über Jochbeinkopfhörer oder über Vibrationen. Je nach Umfeld (Stadt, Land, Berg) kann man unterschiedliche Distanzmessungen einstellen. Für den Leihen kommt es einer Einparkhilfe recht nahe, nur um vieles ausgefeilter.
Bei einem zweiten Projekt, dass seit zwei Jahren in Kooperation mit der TU Graz läuft, dient eine Kamera zur Objekterkennung um zur Gänze auf den Stock verzichten zu können.
ZUR SACHE
In Österreich leben rund 380.000 Menschen mit Sehbehinderungen. Das Patent ist für Europa und die USA angemeldet.
Parallel dazu gibt es eine Kooperation mit der Wiener Feuerwehr, für die diese Technologie als Orientierungshilfe im Rauch interessant ist.
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