Filmkritik
Robert Redford in "All is lost"
Hollywoodstar Robert Redford brilliert in einem fantastisch "zeitlosen" Film
Schlafend und alleine in seinem Segelboot. Ein Krach. Er wacht auf. Ein Leck. Ein verwirrtes Erwachen und realisieren einer gefährlichen Situation: Wassereintritt auf hoher See auf dem indischen Ozean - und dies ganz alleine und verloren.
So und nicht anders beginnt der - nicht nur für den Autor dieser Zeilen - beeindruckende US Spielfilm "All is lost" mit Hollywood Legende Robert Redford in der einen Hauptrolle.
Richtig gelesen: eine Hauptrolle nur.
Eine Person spielt in diesem Film mit und es werden sage und schreibe nur ein paar kurze Sätze gebrochen. Trotzdem: von Beginn bis zum packenden Ende fesselt einen dieser "verlorene", spannende Meeresthriller - und hier sind wahrlich nicht nur Meeres und -Maritimliebhaber angesprochen.
Regisseur J.C Chandor legte viel Wert auf Details, auf eine - trotz der dramatischen Handlung - ruhige, klare, spannende und auf ihre Art sich in sich selbst erklärenden Szenerie - eines Mannes, der alleine mit seinem Boot den indischen Ozean durchkreuzt.
Sehr seltener Handlungsablauf für einen US Spielfilm
Nichts weist darauf hin, warum diese namenslose Person hier auf diesem Boot ist. An sich ist dieser Punkt schon eine kleines cinematographisches Alleinstellungsmerkmal. Sehr selten, dass ein recht aufwändig inszenierter Hollywoodfilm mit so einer sehr spartanischen Szenerie aufkreuzt: keine Erklärungen, keine Gespräche, kein: Warum? Woher? Wieso?
Einfach: es bzw. er ist da.
Faszinierend zu sehen, wie sich die Handlung eigentlich selbst erklärt.
Sie wird von - im wahrsten Sinne des Worte - den Gezeiten geprägt, von Redfords handeln in den gefährlichen Situationen in denen er als Seefahrer steckt.
Sie entwickelt sich quasi von Minute zu Minute weiter. Darin findet man sich auch sehr als Zuseher wieder. Der Film packt einen, animiert einem das Gefühl zu entwickeln, sich selbst auf diesem Boot zu befinden.
Als Vorteil wird hier gesehen, dass durch nichts "abgelenkt" wird, was man sonst in einem Film dieser Art ev. finden könnte, sprich: Gespräche, intensive Filmmusik, aufwändige Szenenwechsel, bombastische Bilder und mehr.
Der Zuseher findet sich auch sehr schnell in der Rolle des einsamen Protagonisten wieder und man stellt sich schnell die Frage: was würde man selbst in dieser Ausnahmesituation tun?
Ist es eine reine Hollywood Fiktion die den wirklich tapferen und versierten "Hobbysegler" so ruhig, stoisch und Schritt für Schritt seine Taten setzen lässt? Oder ist es eine Art von Realität in der man sich sehr gut hineinversetzen kann. Meine Meinung: der letzte Punkt ist zutreffend.
Redford ist top. Redford kann schauspielern, Redford ist genau dieser Mann. Redford kann natürlich auch anders, unvergessen seine vielen zahlreichen berühmten Filmrollen die er seit den 1960er Jahren inne hatte (siehe unten).
Als Zuseher fiebert man wirklich mit (Autorentipp: den Film im dunklen genießen, am besten auf einem TV Gerät, je grösser der Durchmesser umso besser😉).
Schlimm die Szene, als sein Segelboot durch das Leck, verursacht durch einen schwimmenden roten Frachtcontainer den ein Frachtschiff verloren hat, voller Wasser läuft, herrlich die Schlussfolgerung daraus: abpumpen so gut es geht, sogar aufgewischt wird der Innenraum des Bootes noch - Seemannsherz: was willst du mehr.
Doch dem einen Wassereinbruch nicht genug, lässt ein starker Sturm das Boot auch kentern und beschädigt es so schwer, dass der einsame und immer mehr verzweifelte Segler es aufgeben muss.
Es hilft nur mehr die Rettung in ein "Life-Raft" (eine aufblasbare kleine runde "Überlebensinsel"). Schnell das wichtigste an Nahrungsmitteln mitgenommen (inkl. seinem Sextanten, doch mehr dazu später).
Überleben auf hoher See
Auch auf einem Life-Raft will das Überleben gelernt sein: es wackelt, es ist heiß, keine oder nur wenig Nahrung ist vorhanden, noch dazu gibt es Wassereinbruch. Die psychologische Anstrengung ist enorm: schaffe ich es? Werde ich sterben? Was passiert mit mir?
All das sind Hürden die man als ein sich in Seenot befindlicher Mensch einmal stellen muss.
Dass er - bevor sein Schiff sank - er sich seinen Sextanten rettet, half ihm, seine Position zu bestimmen. So war ihm klar, dass er sich in der Nähe einer Schifffahrtsroute befand.
Auch hier keimte wieder Hoffnung auf. Riesige Containerschiffe kreuzen seinen Weg (schöne Szenen werden hier gezeigt, diese sind sehr zu empfehlen, zeigen sie doch die ev. vorherrschende Realität, dass die relative geringe Besatzung auf so großen Schiffen ein kleines Life-Raft - trotz vorherrschenden Notsignals - nur schwer auszumachen ist) doch auch mit den Notsignalen konnte er nicht gesehen werden.
Auch hier: wieder sehr realistisch gezeichnet, dass muss man den Drehbuchautoren zu Gute halten. Kein Hollywoodkitsch im eigentlichen Sinne wird hier gezeigt.
Erst am Ende, wo er im Dunkeln noch ein großes Schiff in der Ferne ausmachen kann, versucht er schlicht mit einem angefachten Feuer - welches sich dann aber auf sein ganzes Raft ausbreitet - auf sich aufmerksam zu machen.
Vermeintlich wieder nicht gesehen - seine Verzweiflung steigt, ein paar Schimpfworte entfleuchen dem Top Schauspieler - ergibt er sich der See.
Eine wunderschöne Szene dann am Ende.
In die tiefen des Meeres herabgleitend sieht er sein brennendes Raft über sich und dann...dann endlich sind die Suchscheinwerfer eines kleinen Beibootes des großen Containerschiffes zu erblicken.
Er taucht auf - schwimmt der Rettung entgegen - seine Hand streckt sich den Rettern entgegen und sie wird von einer Hand eines Crewmitgliedes des Bootes (quasi der einzige 2.Schauspieler in dem Film) angenommen.
Gerettet.
Also doch nicht "alles verloren".
In diesem Sinne: gute Unterhaltung mit diesem nicht alltäglich und sehr sehenswerten Film, den es zum streamen und günstig als Kaufartikel gibt.
Robert Redford - ein langgedienter Hollywoodstar
Charles Robert Redford, Junior - so sein voller und eigentlicher Name - wurde am 18. August 1936 in Santa Monica, im US Bundesstaat Kalifornien geboren.
Redford zählt seit den späten 1960er Jahren zu den populärsten Hollywoodschauspielern und war zwischen 1973 und 1976 der kassenträchtigste Filmstar. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Zwei Banditen", "Der Clou", "Die Unbestechlichen", "Jenseits von Afrika" und "Der Pferdeflüsterer".
Als Regisseur hat Redford neun Spielfilme inszeniert und wurde für sein Regiedebüt "Eine ganz normale Familie" 1981 mit dem Oscar ausgezeichnet. 2002 erhielt er einen Ehrenoscar für sein Lebenswerk als Schauspieler, Filmemacher sowie als Gründer des Sundance Institutes, das seit Jahrzehnten das bedeutende Sundance Film Festival veranstaltet. Redford ist auch als Umweltschützer aktiv und unterstützt unter anderem den Natural Resources Defense Council
Die Dreharbeiten
All Is Lost wurde auf den Bahamas, in Kalifornien und in Mexiko gedreht. Die Filmaufnahmen begannen Mitte 2012 in den Baja Studios in Rosarito, Mexiko. Hier wurden auch viele Szenen für den Film Titanic gedreht.
Das Filmbudget betrug schätzungsweise 9 Millionen US-Dollar, also ein für US Verhältnisse relativ kleines Budget.
Gute Unterhaltung mit dem Film bzw. mit diesem Artikel.
Quellen:
Fotos: lt. Angabe, Wikipedia, Creative Commons License (www.google.at)
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