Zwist um Guntramsdorfer Kleingärten:
Der letzte Sommer im Paradies

Guntramsdorfer Kleingärtner wollen sich nicht aus ihrem selbst geschaffenen Paradies vertreiben lassen. | Foto: Gabriela Stockmanm
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  • Guntramsdorfer Kleingärtner wollen sich nicht aus ihrem selbst geschaffenen Paradies vertreiben lassen.
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GUNTRAMSDORF. Die Ozeanstraße in Neu-Guntramsdorf wird sich im Lauf der nächsten zwei Jahrzehnte verändern. Auch die bestehende Kleingartenanlage wird umgestaltet. 
Tief erschüttert mussten das vor wenigen Wochen die Gestalter der kleinen Gärten zur Kenntnis nehmen. "Nach dem Krieg war das eine so genannte G'stett'n. Da die Wohnungen klein waren und die Not groß, hat die Genossenschaft die G'stett'n den Mietern überlassen, dass sie etwas anbauen konnten und ein biißchen Luft schnappen können", erzählt Rosi, die hier vor 55 Jahren einzog und aus der G'stett'n ein Schmuckstück gestaltete. Margit zeigt mit Tränen in den Augen ein Foto aus 1958. "Hier habe ich meine ersten Schritte gemacht, das da ist meine Mama. Es ist unerträglich mir vorzustellen, dass da die Bagger drüberfahren werden."
Und auch Anni unterdrückt ihre Tränen. "Mein Papa hat die Gartenhütte gebaut, vor drei Wochen ist er gestorben. Ich habe gerade eine Krebsdiagnose bekommen und jetzt verliere ich mein kleines Paradies." Waldohreule, Turmfalken und andere seltene Tiere haben hier ein Zuhause gefunden. Zwei Gärten haben sogar die Natur im Garten-Plakette.
"Am meisten schmerzt uns alle, dass der wunderbare gewachsene Baumbestand - Birken, Schwarzkiefern, Obstbäume - komplett gefällt werden soll, eine Todsünde in Zeiten der Klimaerwärmung", sagt Gottfried.
Alexander Handschuh von der Gemeinde erklärt: "Es wird fix kein Grünbestand gerodet. Lediglich Nadelbäume müssen entnommen werden. Die ganze Anlage ist allerdings nicht legal. Tatsache ist, dass der Eigentümer Neue Heimat an uns herangetreten ist mit dem Wunsch, die Gartenanlage auf legale Beine zu stellen."
Laut Christian Wieseneder von der Neuen Heimat bedeutet das folgendes: Die Fläche mit derzeit rund 70 Kleingärten wird auf Grünland umgewidmet. Es soll wieder eine Kleingartenanlage entstehen, die jedoch dem NÖ Kleingartengesetz genügt. Das heißt: Es muss ein Kleingartenverein gegründet werden. Wieseneder: "Wir hoffen, dass die jetzigen Nutzer das übernehmen." Mit dem Verein gemeinsam wird dann die Gestaltung der Gärten entwickelt, sodass alles dem Gesetz entspricht - zum Beispiel in Hinblick auf Hütten, Flächen, Beflanzung etc. Wieseneder: "Wir wollen alles im Konsens mit den jetzigen Nutzern entwickeln, die grüne Lunge soll erhalten bleiben."
Da das jetzige Bauland zum Grünland und damit weniger wert wird, darf im Gegenzug die Neue Heimat in der Industriestraße neue Wohnblöcke um ein Stockwerk höher bauen als laut Bauklasse erlaubt wäre. In den nächsten zwei Jahrzehnten werden die aus den 1940er-Jahren stammenden Wohnblöcke in der Ozeanstraße sukzessive abgetragen und neu und modern gebaut. "Es sind in dem Gebiet derzeit 200 Wohnungen, mehr sollen es nicht werden", so Wieseneder.
Für die Kleingärtner wird es ein trauriger letzter Sommer in ihrem Paradies.
"Wir sind keine reichen Leute und können uns kein Eigenheim mit Garten leisten. Was wir hier geschaffen haben, ist unsere grüne Lunge, die lassen wir uns nicht kampflos wegnehmen."

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