Ärztezentrum oder "Grüne Wiese"
Volksbefragung in Breitenfurt

- So soll das geplante Projekt "Wiesenpark Breitenfurt" aussehen.
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"Wiesenpark Breitenfurt": Bauprojekt sieht Ärztezentrum und Wohnungen vor, am 8. Dezember wird mit Volksbefragung entschieden, wie es weiter geht.
BEZIRK MÖDLING. Pläne für die Verbauung der sogenannten Breiteneder-Gründe gab und gibt es in Breitenfurt immer wieder, und immer wieder waren entsprechende Projekte heftig umstritten. Am 8. Dezember findet dazu eine Volksbefragung statt. Dabei geht es in Frage 1 darum, ob die Gemeinde die als Bauland-Kerngebiet gewidmeten Flächen zur Gänze freigeben soll, in Frage 2 wird abgefragt, ob Teile davon für eine ärztliche Primärversorgung umgewidmet und mittels Bebauungsplan die Anzahl möglicher Wohnung auf 310 reduziert werden soll.
"Entscheidend für ganze Region"
Denn aktuelle Pläne, das Projekt "Wiesenpark Breitenfurt" sehen die Errichtung einer neuen Primärversorgungseinheit, den Bau von rund 300 Wohnungen in 15 Wohnhäusern und die Schaffung eines "Dorfplatzes" mit einem Kaffeehaus vor. Für Gemeindearzt Peter Klar, er und seine Kollegen ordinieren aktuell im Primärversorgungszentrum in der Hauptstraße, ist der Bau eines neuen Ärztezentrums unumgänglich um "die langfristige medizinische Versorgung in Breitenfurt" zu sichern: "Ohne das neue PVZ ist die medizinische Betreuung langfristig nicht gewährleistet, insbesondere angesichts der steigenden Patientenanzahl und des Platzmangels in der derzeitigen Einrichtung", so Klar der hervorhebt: "80% der Breitenfurter Bevölkerung haben dieses Jahr mindestens 1x unsere Leistung in Anspruch genommen. Über 60% der Patientinnen und Patienten kommen aus dem Bezirk Mödling. Ein starkes PVZ in Breitenfurt ist entscheidend für die gesamte Region", so Klar, der hofft, dass im Falle eines "Ja" zügig mit der Planung fortgefahren werden kann, die aktuellen Kapazitäten seien bereits ausgeschöpft:
"Die derzeitigen Containerlösungen sind nur vorübergehend nutzbar und reichen schon jetzt kaum aus. Ohne den Neubau könnten wir viele Leistungen, die ein modernes PVZ ausmachen, nicht anbieten. Die Patientinnen und Patienten müssten weiterhin auf überlastete Krankenhäuser ausweichen, und die Wartezeiten würden erheblich zunehmen. Zudem wäre die langfristige Sicherung der regionalen Gesundheitsversorgung ungewiss, denn Kassenärztinnen und -ärzte setzen sich lieber in Primärversorgungseinheiten nieder als in Einzelpraxen. Problematisch ist auch, dass viele Patienten aufgrund ihrer Erkrankung und mangels Mobilität nicht mitstimmen können, obwohl gerade diese eine starke medizinische Versorgung benötigen. Ebenso die zahlreichen Patienten der Region, die hier auch nicht stimmberechtigt sind".

- Im Herbst wurde in Breitenfurt gegen die Bebauungspläne demonstriert.
- Foto: Grüne NÖ
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Bettina Breiteneder, Vertreterin der Grundstückseigentümer, sieht in dem Projekt eine große Chance für die Gemeinde und betont: „Mit dem Projekt ‚Wiesenpark Breitenfurt‘ können wir der Gemeinde und allen Bürgerinnen und Bürgern Breitenfurts ein überzeugendes, nachhaltiges und energieeffizientes Zukunftsprojekt präsentieren.“ Insbesondere die geplante PVE von Dr. Peter Klar und seinem Ärzteteam sei ein „Meilenstein für die Sicherung der Gesundheitsversorgung Breitenfurts“. Zusätzlich sollen Grün- und Erholungsräume, ein Kinderspielplatz sowie großzügige Spazier- und Radwege entstehen. Die geplanten 300 Miet- und Eigentumswohnungen würden Lebensqualität für alle Generationen schaffen. In Sachen Aufschließungskosten kündigt Breiteneder einen Infrastrukturbeitrag von 6,5 Millionen Euro seitens der Grundstückseigentümer an. „Mit der Realisierung des Projekts ‚Wiesenpark Breitenfurt‘ kann eine große Entwicklungschance für die Zukunft Breitenfurts genutzt und gleichzeitig das seit Jahrzehnten über dem Ort schwebende Problem ein für alle Mal gelöst werden“, so Breiteneder.

- Das Projekt sieht neben der Primärversorgungseinheit auch den Bau von rund 300 Wohnungen in 15 Wohnhäusern und die Schaffung eines "Dorfplatzes" mit einem Kaffehaus vor.
- Foto: BIP Immobilienverwaltung
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Bürgerinitative gegen Verbauung
Ganz anders sieht dies Larissa Putz von der Bürgerinitiative „Zukunft Breitenfurt“. Die Initiative spricht sich entschieden gegen die Verbauung aus und ruft zu einem doppelten Nein in der Volksbefragung auf. Sie kritisiert, dass es sich bei der Wiese um eine Hochwasserschutzzone handelt, die zuletzt noch Lebensraum zahlreicher geschützter Arten war. „Der letzte September hat gezeigt, wie wichtig sie für die Bevölkerung, die hier lebt, ist“, betont Putz. Zudem sei fraglich, ob die Fläche überhaupt eine Baulandeignung haben sollte. Putz verweist darauf, dass es bereits 370 Leerstände in Breitenfurt gebe und ein Ausbau der Verkehrswege fehle: „Unsere B13 ist bereits Stauzone und unser einziger Weg aus dem Ort.“
Auch die finanziellen Folgen für die Gemeinde sieht sie kritisch: „Die Planung von 300 Wohnungen oder mehr würde die Gemeinde finanziell zu stark belasten.“ Trotz des Infrastrukturbeitrags von 6,5 Millionen Euro könnten die nötigen Investitionen, etwa für eine neue Schule, nicht abgedeckt werden. „Eine neue Schule in der Größenordnung unserer Gemeinde kostet ab 15 Mio. Die 6,5 Mio. sind hier wohl eher ein kosmetisches Zuckerl.“ Darüber hinaus würde der zusätzliche Verkehr durch 400 Patienten pro Tag, Rettungsfahrten und Hubschrauber den Ort stark belasten. „Unser dörflicher Charakter wäre für immer verloren, Lebensqualität sinkt und Kosten für alle“, warnt Putz.

- Demonstration am Abend der Gemeinderatssitzung am 30. September.
- Foto: Grüne NÖ
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"Trojanisches Pferd"
Auch Gaby Rass-Hrubinek von den Grünen zeigt sich alarmiert und erinnert daran, dass ihre Partei seit 35 Jahren gegen die Verbauung der Breiteneder-Gründe kämpft. Sie sieht in der geplanten PVE eine Art „Trojanisches Pferd“, mit dem das eigentliche Ziel – die Verbauung der Wiese – durchgesetzt werden solle. „Mit der Angst der Bevölkerung, dass die Gesundheitsversorgung in Gefahr sei, wird Stimmung gemacht, um nebenbei bis zu 800 Wohnungen zu errichten“, kritisiert Rass-Hrubinek. Sie warnt, dass aus der ländlichen Gemeinde innerhalb kürzester Zeit eine Kleinstadt werden könnte. Die Frage, wer von diesem Projekt profitiere, sei entscheidend. Bereits 2019 habe eine Mehrheit gegen eine Verbauung gestimmt, und der damalige Generationenplan sei gescheitert. Sie appelliert daran, diese Ablehnung zu wiederholen.
Bürgermeister hofft auf große Beteiligung
Keine Wahlempfehlung abgeben möchte ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Schredl, er gibt aber zu bedenken, dass es auch Aufgabe der Gemeinde sei, für die bestmögliche Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen: "Dazu gehört natürlich auch die medizinische Versorgung und die Bereitstellung von Wohnraum. Genau darum geht es beim Projekt Wiesenpark. Als Bürgermeister werde ich diese Aufgabe auch zukünftig bestmöglich erfüllen und werde etwaige Maßnahmen auf das Ergebnis der Volksbefragung anpassen."
Als Gemeinde habe man "für die Erarbeitung der Entscheidungsgrundlagen gesorgt, jetzt ist das Volk an der Reihe. Mein einziger Wunsch ist, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen", so Schredl, der aber auch von einer schwierigen Ausgangslage berichtet: "Die Volksbefragung wurde von einer erst kürzlich gegründeten Bürgerinitiative zu einem Zeitpunkt gefordert, zu dem es keine validen Daten und Fakten zum Projekt gab. Gerade diese Daten und Fakten sind aber die Grundvoraussetzung, um am 8.12. die richtige Entscheidung für unseren Ort treffen zu können. Spekulationen und die fortwährende und bis heute andauernde Weiterleitung von Falschmeldungen durch die Projektgegner war und ist in diesem Zusammenhang nicht förderlich. Die letzten Wochen und Monate haben wir also versucht, diese Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten. Jetzt liegen diese am Tisch und werden hoffentlich dazu führen, dass sich unsere Bürgerinnen und Bürger aufgrund richtiger Informationen und Fakten, also richtig und gut informiert, für ein 'Ja' oder 'Nein' entscheiden können.
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