Feuer und Eisen
Freihandschmied Siegfried Steiner setzt auf Tradition
Die Tradition des Freihandschmiedens wurde in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
WIEN/NEUBAU. "Dass ein Schmied so hünenhaft wie Automatix aus den Asterix-Heften auszusehen hat, ist schlichtweg purer Unsinn", schmunzelt Siegfried Steiner. Er muss es wissen, denn Zeit seines Lebens hatte er mit der Kunst des Freihandschmiedens zu tun. Den Beruf hat er im elterlichen Betrieb in Kärnten erlernt. Der Geruch von heißem Stahl, der frisch aus der Glut auf dem Amboss bearbeitet wird, hat ihn immer schon angezogen.
Dieses jahrhundertealte Gewerbe, das einst für den Beschlag von Pferdehufen bis hin zur Erzeugung von Klingen und Eisenschwertern zuständig war, war einst ein hoch angesehener Beruf, fristet jedoch in der heutigen Zeit ein eher einsames Dasein.
Tradition seit mehr als 300 Jahren
Doch eine Handvoll Individualisten gibt es scheinbar immer noch. "Dreieinhalb Jahre Lehrzeit muss man einplanen, um zumindest die Grundlagen zu erlernen. Alles Weitere ist Übung und Erfahrung", gibt Steiner zu verstehen. Schon sein Großvater und sein Vater waren Schmiede und haben den Familienbetrieb, der von den Vorbesitzern schon 1709 gegründet worden war, aufgebaut. Über 300 Jahre Schmiedekunst und Fertigkeiten wurden von Generation zu Generation weitergegeben und sind bis heute ein fester Bestandteil des Betriebs.
Am Neubau wird geschmiedet
Beim Freihandschmieden kommen keine automatisierten Gerätschaften zum Einsatz. Traditionsgerecht wird der Stahl in der glühend heißen Kohle der Esse erhitzt und mit dem Hammer auf dem Amboss in Form gebracht. Das klingt einfach, ist es jedoch nicht, denn es setzt eine Menge Geschicklichkeit voraus, um das heiße Eisen zu dem zu verarbeiten, was nach der Fertigstellung schlussendlich ein kleines Meisterwerk darstellen soll.
"Ich habe mich in einer Schlosserei im 7. Bezirk eingemietet und kann dort die Arbeiten, die erforderlich sind, verrichten", erzählt Steiner. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Restaurationsarbeiten an historischen Objekten, die meist von Schloss- oder Burgbesitzern in Auftrag gegeben werden. Auch für das Schloss Schönbrunn oder für die Erzdiözese Wien hat er bereits seine Fertigkeiten eingesetzt.
Metaller als Künstler
Der Schmied gehört zwar der Zunft der Metaller an, kann sich aber getrost als Künstler bezeichnen. Das ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass er wie von Zauberhand aus einem Stück Stahl Kunstwerke formt, die an Kreativität kaum zu überbieten sind.
Schade eigentlich, dass sich so wenige für diesen Beruf entscheiden. Es ist eines der ältesten Gewerbe der Welt und wird heute noch so wie vor hunderten Jahren weitergegeben. Ob man diese oft schwere Tätigkeit tatsächlich ausüben möchte, ist allerdings eine Frage, die man sich schlussendlich selbst stellen muss. Schließlich ist jeder seines eigenen Glückes Schmied.
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