Sylvia Pirchegger
Lebensfreude trotz schwerem Schicksal
Sylvia Pirchegger lebt mit einem schweren Schicksal und nutzt trotzdem jede Minute am Tag.
NEUBAU. Jeder Tag ist für die Neubauerin Sylvia Pirchegger eine Herausforderung. Seit 2008 sitzt sie aufgrund eines Skiunfalls im Rollstuhl. Die größte Freiheit erlebt sie, wenn sie mit dem Rad fährt. "Ich habe ein Rad, dass ich mir vorne am Rollstuhl anstecke und mit dem kann ich überall hin und Wien erkunden", berichtet Pirchegger freudig.
Doch aktuell leidet sie sehr unter den Sicherheitsmaßnahmen. "Mir fehlt der persönliche Kontakt stark", sagt sie und ergänzt: "Dank der Technik bin ich mit meiner Familie und Freunden verbunden." Sie hofft, dass der Virus ein Umdenken in unseren Köpfen und Herzen bringt. Umdenken musste auch sie nach ihrem Skiunfall. "Von einem Tag auf den anderen war alles anders", erzählt die Neubauerin. Nach dem Skiunfall war sie querschnittsgelähmt.
Anfangs war es für die 66-Jährige nicht so schlimm, doch nach einem Jahr ging die Schockspirale, wie sie es nennt, auf. "Da habe ich gemerkt, dass meine Lage für die Ewigkeit so sein wird und habe deshalb ganz viel Mut gebraucht", meint sie. Sie und ihr Mann wussten nicht genau, wie sie den Weg mit dem Rollstuhl in ihre Wohnung meistern sollen. "Doch wir haben einen so tollen Vermieter, der meinte, dass wir ja nicht ausziehen dürfen", erinnert sich Pirchegger. Der Vermieter baute ihr einen Treppenlift, damit sie vom Keller in ihre Wohnung im dritten Stock kommt.
Mittlerweile ist sie in Pension, hat eine Ausbildung in der Modeschule gemacht und war Schneidermeisterin. Danach war sie im Verkauf tätig und schließlich Ordinationsgehilfin. Wenn nicht gerade das Coronavirus seine Runden macht, hilft sie einmal im Monat beim Flohmarkt im Hilfswerk am Neubau.
Jeden Tag etwas los
Pirchegger hat immer ein offenes Ohr und ermutigt ihre Freundinnen oft mit einem guten Rat. "Ich muntere sie auf und sag’ ihnen, dass sie mit den Aufgaben wachsen. Schließlich bin ich ja das beste Beispiel, dass man alles schaffen kann", lacht die Neubauerin. Mit ihren Hobbys kostet sie jede Minute voll und ganz aus.
Vor Corona hatte Pirchegger eine vollgepackte Woche: Montags Schauspielstunden, am Dienstag Behandlungen, am Mittwoch ging sie malen und am Donnerstag Karten spielen. "Und freitags war ich immer tanzen", sagt sie ganz selbstverständlich. Die Wochenenden verbrachte sie meist mit ihrer Familie: Pirchegger hat drei Kinder und acht Enkelkinder. Zu ihren Hobbys zählen auch das Radfahren, Schwimmen und Reisen.
Insgesamt sechs Mal war sie schon auf Teneriffa mit ihrem Mann. Tägliche Unterstützung bekommt Pirchegger von zwei Hauptassistenten und weiteren, die auf Abruf bereit sind. Abends geht sie gerne zu Kulturveranstaltungen und spielt auch selber im Theater: "Es ist schön, mit Menschen zu arbeiten und integriert zu sein mit lauter Gehern", freut sie sich.
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