Leiner-Gebäude am Neubau
Wo Bagger fliegen lernen
Das alte Leiner-Gebäude wird abgerissen und bald durch ein neues Kaufhaus ersetzt. Wie ist der aktuelle Stand? Die bz hat aus 110 Metern Höhe einen Einblick auf die Baustelle erhalten.
WIEN/NEUBAU. Während man im Cafe Michele in der Mariahilfer Straße 17 bei Cappucinos und italienischer Schlagermusik dem Dolce Vita frönt, beginnt für einen Baggerfahrer am Gelände des ehemaligen Leiner vis-a-vis der Arbeitstag: Ein 400-Tonnen-Raupenkran hebt einen 16 Tonnen schweren Abbruchbagger in die Höhe. Am Haken hängend bricht der Bagger das alte Gebäude dann Stockwerk für Stockwerk ab.
"Der Baggerfahrer wird dabei gleich mit in die Höhe gezogen, weil es oben keine Möglichkeit mehr für ihn gibt, zuzusteigen", erklärt Ernst Eichinger, Pressesprecher von Rene Benkos Signa, die das frühere Möbelhaus durch ein Warenhaus samt Hotel ersetzen will (die bz hat berichtet).
Übrigens wurden auch zahlreiche Journalisten in einem Korb auf 110 Meter Höhe empor gehoben, was dem Pressetermin einen Hauch Wurstelprater-Stimmung verlieh.
Gibt es beim Abbruch spezielle Herausforderungen? "Allerdings", sagt Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber, "der alte Leiner ist in drei unterschiedlichen Bauphasen errichtet worden. So müssen wir auf rund 50.000 Quadratmetern Gebäudefläche mit unterschiedlichen Bauweisen samt verschiedenen Raumhöhen fertig werden."
Staub, Lärm, Umleitung
Mit Staub, Lärm und der für den Abtransport des Schutts für Autos gesperrten Karl-Schweighofer-Gasse müssen hingegen die Anrainer fertig werden: "Mit der Absperrung habe ich kein Problem, weil es so weniger Verkehr bei uns gibt", sagt eine Dame mit Hund. "Stauben tut's zwar, aber das wird ja irgendwann vorbei sein." Stadlhuber erklärt, dass man den Staub zwar mit Wasserschläuchen bekämpfe, "ganz los wird man ihn allerdings nie." Die Beschwerden hielten sich aber in Grenzen, auch weil man die Anrainer von Beginn an mit Info-Veranstaltungen eingebunden habe.
Gebäude noch namenlos
Der Abbruch erfolgt bisher genau nach Zeitplan, Ende September soll nur mehr die historisch gegliederte Fassade in der Mariahilfer Straße 12-16 stehen: "Dieser Bauteil bleibt erhalten und wird in das neue Projekt integriert", so Stadlhuber. Namen gibt es für den neuen Gebäudekomplex zwar noch keinen, alle anderen Fakten stehen aber bereits fest.
Ein "Premium-Warenhaus" soll es werden, in dem man bei 600 Angestellten auf sieben Stockwerken von den Socken bis zur Kaffeemaschine so einiges wird kaufen können. Im Untergeschoß soll es einen Supermarkt geben und im Erdgeschoß ein Wiener Kaffeehaus. Im hinteren, 21 Meter hohen Gebäudeteil, wird ein Lifestyle-Hotel mit 150 Zimmern und Gastro-Schwerpunkt eingerichtet, in dem sich rund 200 Mitarbeiter um das Wohl der Gäste kümmern.
Dachgarten mit 1.000 Quadratmeter
Schlagobershauberl ist aber die rund 1.000 Quadratmeter große Dachterrasse, die auch einen frei zugänglichen Park mit konsumfreien Zonen beinhalten wird: "Geplant sind dort sechs Meter hohe Bäume, ein Pavillon und viele Sitzgelegenheiten", kündigt Eichinger an. "Daneben werden Bars, Cafes und Restaurants in 26 Metern Höhe auch nach Geschäftsschluss eine lebendige Atmosphäre samt traumhaftem Ausblick auf die Stadt bieten."
Damit auch der Rest der Welt in hoher Qualität erhalten bleibt, wird mit Fernwärme geheizt und mit Fernkälte gekühlt. Dazu wird es eine großflächige Photovoltaik-Anlage geben, außerdem strebt man eine Green-Building-Zertifizierung für das gesamte Gebäude an.
Wie vorgegangen wird, wenn der Baggerfahrer während der Arbeit auf die Toilette muss, konnte übrigens auch auf Nachfrage nicht geklärt werden.
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