Tabakhandel am Neubau
Trafikant Mario Reitermeyer sucht Nachfolge
Seit sechs Jahren betreibt Mario Reitermeyer die Trafik in der Siebensterngasse 46. Nun hört er auf und sucht eine Nachfolge für das Geschäft.
WIEN/NEUBAU. Als Mario Reitermeyer seine Trafik vor sechs Jahren übernahm, war die finanzielle Situation des Geschäfts sehr schwierig. "Meine Mutter ist damals an Krebs verstorben. Weil sie davor länger krank war, konnte sie sich nicht mehr mit voller Kraft der Trafik widmen", erzählt der heute 36-Jährige.
Ein schwieriger Start
Aufgrund der Krankheit musste sie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen und konnte selber nicht mehr so oft vor Ort sein. Daher musste seine Mutter das Geschäftskonto überziehen, und diese Altlasten übernahm Mario Reitermeyer: "Trotzdem war es für mich keine Überlegung, die Nachfolge nicht anzutreten." Er begann, das Geschäft zu sanieren und wieder in ein sicheres Fahrwasser zu steuern.
Heute ist die Trafik wieder ein gesunder Betrieb. "Wenn man selber Vollzeit hier arbeitet, sollten im Jahr rund 30.000 Euro Gewinn für einen selbst übrig bleiben", sagt er. Der absolute Großteil seiner Kundschaft seien Stammkundinnen und Stammkunden. "Bei denen weiß ich schon beim hereinkommen auswendig, was sie wollen", ist er sich sicher.
Mehr Zeit für die Familie
Der 36-Jährige selbst will sich nun aber umorientieren. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker hat eine kleine Tochter, mit der er mehr Zeit verbringen will – als Selbstständiger bleibt das zum Teil auf der Strecke. "Ich wollte mit ihr erst kürzlich in den Zirkus gehen. Aber dann fiel eine Mitarbeiterin krankheitsbedingt aus und ich musste spontan einspringen", sagt er. Auch deshalb möchte er sich künftig beruflich umorientieren.
Seine Trafik ist daher bei der der Monopolverwaltung GmbH (MVG) ausgeschrieben – diese vergibt in Österreich die Konzessionen für Tabakfachgeschäfte. Prinzipiell ist es so, dass Trafiken nur an Menschen mit Behinderungen vergeben werden. Laut MVG ist dabei ein Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent vorgesehen. Alle Informationen dazu findet man auf der Website der MVG.
Mario Reitermeyers Trafik ist dort noch bis 21. März 2022 ausgeschrieben. Er selber hat keine Behinderung, da er das Geschäft von seiner Mutter geerbt hat. Trotzdem spendet seine Trafik regelmäßig an Institutionen, die Menschen mit Behinderungen unterstützen. "Meine Mutter war beinamputiert. Deshalb unterstütze ich heute noch Organisationen, die mit solchen Menschen arbeiten", erzählt er. Dazu zählen etwa eine Behindertenwerkstatt und eine Paralympic-Organisation.
Was man in einer Trafikant können muss
Was muss man mitbringen, wenn man die Trafik übernehmen will? "Eine gewisse Selbstständigkeit und Stressresistenz ist wichtig. Und man sollte schon kommunikativ sein, immerhin ist man gewissermaßen der Seelenklempner des Grätzels", sagt er mit einem Augenzwinkern. Gerade während der Corona-Pandemie seien viele ältere Menschen zu ihm ins Geschäft gekommen, die reden wollten: "Die gingen gar nicht mehr aus der Trafik hinaus, weil sie so wenige Alternativen hatten."
Mario Reitermeyers Trafik ist also mehr als ein Geschäft, in dem Tabak verkauft wird; es ist eine kleine, feine Institution am Neubau. Bleibt zu hoffen, dass bald eine würdige Nachfolge dafür gefunden wird.
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