Die Burggasse. 7 Minuten durch den 7. Bezirk.
In diesem Artikel teile ich mein Gedicht, das sich mit einem Alltagskonflikt im Neubau auseinandersetzt. Dieser kleine innere Konflikt konfrontiert mich regelmäßig: „Laufe ich zu Fuß oder fahre ich mit dem Bus (48A) die Burggasse herunter?". Ersteres überschüttet einen durch visuelle Erlebnisse und spannende Entdeckungen mit Begeisterung. Letzteres spart vielleicht Zeit und Energie. Die Unentschiedenheit habe ich versucht lyrisch zum Ausdruck zu bringen:
Die Burggasse
Es trügt der lange Weg hinab,
den Beinen schwer zu fallen.
Man nimmt den Bus oder das Rad,
um vor allen,
den Zeitvorrat zu ballen.
Doch die ein oder andere Kreatur,
versäumt den Transport,
und sagt ohne Willen, leicht stur:
„Sieben Minuten zu Fuß sind’s bis dort.
Zu Weit! Ich geh’ hier nicht fort.”.
Man kriecht als Erdwurm da im Kreise,
steigt bei nächster Gelegenheit munter zu.
Nur ein paar Zweibeiner bewegen sich jetzt ganz leise,
welch Wunder,
für sieben Minuten die Gasse herunter.
Die Odyssee beginnt mit fieser Miene,
und man weiß nicht warum man's macht.
Doch hebt man den Kopf
im schönen Wiene,
entfaltet sich eine Fassadenpracht.
Man lächelt beim Passieren der Galerie,
und erblickt vorm Kirchplatz die freudige Boheme.
Erinnerungen, man schwelgt in Nostalgie
und denkt sich wie bequem,
sich auch einen Kaffee zu nehm’.
Schon bald fühlen Beine, es geht bergab,
Der Geist spürt die Pläsiere bergauf.
Man möchte meinen die Zeit
sei knapp,
tatsächlich kürzt die Entdeckung den Verlauf.
Zweiundzwanzig, zwanzig, die Nummern ziehen vorbei,
Restaurants mal hier, mal da.
Von Frankreich bis zur Lombardei,
isst man lustvoll Foie Gras
und trinkt bitt’ren Cynar.
Sechs Minuten läuft der Mensch.
Man kann schon das hehre Theater sichten,
Der Laufende kehrt glücklich
in sich,
der Müßiggänger muss verzichten.
"Welch Vergnügen ist es doch gewesen”,
denkt ein jeder sich zur Ankunft, geistig genesen.
Der Eine verzaubert,
der Andere ganz leicht erfreut,
da hält krachend ein Kraftfahrzeug.
“Es ist gar nicht so voll geworden”,
denkt die gestresste Ladung heiter.
Ihnen bleibt der Gasse Schönheit verborgen.
Und seither
leben sie ihr Leben ahnungslos weiter
© Robert Fip
Analogie des Lebens?
„Laufe ich zu Fuß oder fahre ich mit dem Bus (48A) die Burggasse herunter?".
Ist die Gasse vielleicht eine Analogie des wahren Lebens? Wollen die Menschen immer den kürzesten Weg nehmen um ihre Ziele im Leben leichter zu erreichen? Was verpasst man? Schränkt der Bus mein Einflussvermögen ein? Das Gedicht hat einen großen Interpretationsspielraum. Ich bin gespannt auf Ihre Interpretationen und hoffe, dass sich der ein oder andere nun auch auf Entdeckungsreise (Achtung: zu Fuß!) durch den 7. Bezirk begibt.
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