Neubauer Bezirksvorsteher Blimlinger tritt mit 30. November zurück
Der erste und längstdienende grüne Bezirksvorsteher Wiens, Thomas Blimlinger, wird in zwei Monaten an den Bezirksrat und Geschäftsführer der Sozialorganisation "neunerhaus", Markus Reiter, übergeben.
NEUBAU. "Noch bin ich nicht weg", so Thomas Blimlinger (Grüne) am Mittwoch Vormittag vor zahlreich versammelten Medienvertretern, denn offiziell zurück treten wird der Neubauer Bezirksvorsteher erst mit 30. November. Geplant war dieser Auftritt allerdings nicht - oder besser: nicht zu diesem Zeitpunkt. Denn dass er sein Amt im Laufe dieser Periode zurück legen wird, war schon länger klar, das hatte er etwa in einem bz-Interview zum Jahreswechsel anklingen lassen. Es dürfte also dem Nationalratswahlkampf geschuldet sein, dass nicht näher mit Fakten belegte Medienberichte das Offenkundige - "Blimlinger tritt zurück" - als "Breaking News" präsentieren und sich der Bezirksvorsteher nun zu dieser Pressekonferenz gezwungen sah. "Ja, es gäbe bessere Zeitpunkte für diesen Schritt, aber da ist uns eine Wahl dazwischen gekommen", so Blimlinger bei der Pressekonferenz, die er gemeinsam mit seinem Nachfolger Markus Reiter, dem Gründer und Geschäftsführer der Sozialeinrichtung "neunerhaus", abgehalten hat.
Dass der Schritt nicht aus heiterem Himmel erfolgt zeigt auch der Umstand, dass die Nachfolge schon geregelt war - musste der Kandidat, wie es bei den Grünen Usus ist, doch parteiintern bestätigt werden. Mit der Übergabe an Markus Reiter gebe er sein Amt in "verlässliche und kompetente Hände", so Blimlinger über seinen Nachfolger. Dieser ist seit dem Jahr 2001 in Blimlingers Team bei den Grünen aktiv, seit damals ist er Bezirksrat im siebten Bezirk. Seine bisherige Tätigkeit beim "neunerhaus" gebe er nicht leichten Herzens auf, er wolle sich auch weiterhin für armutsgefährdete und obdachlose Menschen einsetzen. Bis Ende November wird er das jedenfalls noch als Chef des Neunerhaus machen - so steht morgen die Eröffnung des neuen Gesundheitszentrums in Margareten, gemeinsam mit Bundespräsident Alexander van der Bellen am Programm. Auch das hätte man wahrscheinlich noch lieber in Ruhe über die Bühne gebracht, aber der Wahlkampf nimmt auf solche Anliegen eben keine Rücksicht.
Was die Beweggründe für seinen Rücktritt betrifft, gab Blimlinger vor allem seine langjährige Tätigkeit an: "Ich bin jetzt mehr als 16 Jahre im Dienst, irgendwann reicht es. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass ich diesen wunderbaren Bezirk mitgestalten und für die Menschen und ihre Anliegen da sein konnte.“ Im Jänner hat er seinen 60. Geburtstag gefeiert und seither sei der Entschluss, noch in diesem Jahr abzugeben, gereift. Die Querelen bei den Wiener Grünen und die schlechte Performance im laufenden Wahlkampf hätten nichts damit zu tun, auch wenn er eingestand, dass "die Ausgangslage schwierig" sei. Er wolle seine Partei im Wahlkampf mit voller Kraft unterstützen. Auch Gerüchten über eine erneute Erkrankung erteilte er eine Absage: "Ich höre zwar inzwischen relativ schlecht, aber ansonsten geht es mir gut." Was er nach seiner Zeit als Politiker machen wird, ließ er noch offen: "Ich werde natürlich ein politischer Mensch bleiben, aber was ich dann mache, werde ich mir nach meinem Rücktritt überlegen."
Zwei Großbaustellen für Nachfolger
Seinem Nachfolger hinterlässt er jedenfalls noch zwei größere "Baustellen": Eine - im wahrsten Sinne - mit dem Ausbau der U2. Diese wird eine neue Station in der Kirchengasse haben, was dort für umfassende Bauarbeiten in den kommenden Jahren sorgen wird. Andererseits das Sophienspital unterhalb des Gürtels, das inzwischen völlig leer geräumt ist. Der Bezirk würde hier gerne Bildungseinrichtungen und leistbaren Wohnraum verwirklicht sehen, auch das wird bald mit der Stadt zu klären sein. Auf seine Pläne für den Bezirk angesprochen, gab sein Nachfolger Markus Reiter an, über diese sprechen zu wollen, wenn er offiziell im Amt ist. Allzu viel ändern dürfte sich also in den kommenden zwei Monaten nicht, der wirkliche "Umbruch" wird nach der außerdordentlichen Sitzung des Bezirksparlaments Ende November, in der Reiter offiziell sein Amt antritt, erfolgen. "Bis dahin werde ich mir noch viele Inputs und einen ordentlichen Rucksack von Thomas Blimlinger mitgeben lassen", so Reiter.
Die plötzliche Verkündung des Wechsels im stabilen, grünen Bezirk dürfte auch die Bundespartei im laufenden Wahlkampf nicht unbedingt freuen. So sagte die bei den Neubauer Grünen verankterte Nationalratsabgeordnete Sigi Maurer, die auch zur Pressekonferenz gekommen war: "Natürlich ist der Zeitpunkt nicht erfreulich. Aber im Vergleich zu anderen, haben wir die Nachfolge rechtzeitig geregelt." Dementsprechend könne die Übergabe in klaren Strukturen ablaufen. In Sachen Wahlkampf hatte auch der scheidende Bezirksvorsteher eine Anekdote zu erzählen. Ein einziger Grüner Nationalratsabgeordneter sei in all den Jahren zu ihm gekommen, um zu fragen, wie Blimlinger es mache, die Erfolge der Neubauer Grünen Wahl für Wahl auszubauen. Wer dieser Abgeordnete war? "Heute ist er Bundespräsident".
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