ECHTE RITTER ROSTEN NICHT – DIE GROSSE TERNITZER REGENSCHLACHT
Am gleichen Wochenende wie die „1. Ternitzer Flugshow alternativ“ zeigte sich der Stadtpark in der ehemaligen Stahlstadt ganz in mittelalterlichem Gewande, doch auch dieses große Ternitzer Ritterfest hatte sehr unter dem schlechten Wetter zu leiden. Ließ der Samstag diesbezüglich wirklich sehr viel zu wünschen übrig, so machte der Sonntag mit Sonnenschein, aber kühlem Wetter wieder einiges gut.
Zwar kann man die Eintrittspreise nicht gerade als Schnäppchen bezeichnen, doch mit Familienkarte war es auch für kinderreiche Familien, verglichen mit dem, was geboten wurde, erschwinglich.
Schon nach dem Kassenzelt fühlte man sich ins tiefste Mittelalter und das bunte Treiben dieser Zeit zurück versetzt, stilecht gekleidete Burgfräuleins und Minneknaben spazierten munter zwischen den Besuchern und viele liebevoll und detailgetreue Zelte und Standln boten ihre Waren und mittelalterlichen Spielsachen, Hauptaugenmerk Schwerter, Schilde, Pfeil & Bogen & Co., feil.
Man kann sagen was man will, aber die Kulinarik wurde im Mittelalter wohl sehr hoch gehalten und so war auch die Qualität der angebotenen Speisen und Getränke von beachtlichem Niveau, das man eigentlich bei einem solchen Spektakel gar nicht erwarten konnte.
Sensationell gebratene Spareribs, Spanferkel, herrliches Dunkelbier waren ebenso erhältlich wie Milchreis für die zahnlosen Ritter (nach harten Kämpfen blieb sicher der eine oder andere Zahn am Turnierplatz zurück) und diese Qualität wäre in der in Ternitz – mit wenigen Ausnahmen - kaum vorhandenen Gastronomie sicher als Maß der Dinge wünschenswert.
Kinder und Erwachsene zugleich erfreuten sich am bunten Spektakel und einer der Höhepunkte waren am eigens errichteten Turnierplatz die Schaukämpfe der edlen Recken von „Equites Ex Animo“, allesamt in blinkenden Rüstungen und sorgsam wattiert eingepackt, die um die Gunst einer schönen Frau buhlten und ziemlich heftig und realistisch zum Gaudium, Händegeklapper und „Jubel“-Rufen des johlenden Ternitzer Pöbels aufeinander eindroschen.
Was an Burgtheaterreife fehlte, wurde mit Eifer und Enthusiasmus wettgemacht und irgendwie war man an die seinerzeitigen Pradler Ritterspiele erinnert.
Kurzum, eine Riesenhetz für alle. Die aus dieser Zeit stammende mittelalterliche Tonanlage legte sich gehörig ins Zeug bis sie - wie die geschlagenen Ritter - in den letzten Zügen liegend krächzte und pfiff, was aber dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch tat.
Zeitgenössische Musik der Gruppe „Gral“ kam untermalend von einer mittelalterlichen Bühne, das Schlagzeug hatte zwar einige Jährchen auf dem Buckel, mittelalterlich war es auch ein Stilbruch, passte aber gut in das Gesamtklangbild. Auch Walther von der Vogelweide hätte sicher an einem E-Bass mehr Freude gehabt, als an seiner faden Leier…
Halibux, die Gaukler und das Artisten Duo Bharu, Cevap und Cziczi mit unverkennbar alemannischem Einschlag, mühten sich genau wie der Augen rollende und mit allem Möglichen jonglierende Gaukler Alex, ein waschechter, mittelalterlicher Österreicher, um die Gunst des mit Händegeklapper nicht sparenden Publikums.
Die Ritter, ihre feschen Burgfräulein und ihr Tross können ruhig wieder einmal in Ternitz vorbeischauen, es war ein Erlebnis!
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