Martiniloben im Burgenland
Wie der Heilige Martin Landespatron wurde

Der Heilige Martin versteckte sich im Gänsestall, und wurde vom Geschnatter der Gänse verraten | Foto: Andrea Glatzer
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  • Der Heilige Martin versteckte sich im Gänsestall, und wurde vom Geschnatter der Gänse verraten
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Noch jahrelang nach der Eingliederung des Burgenlandes in die Republik Österreich 1921 wurde der 20. August, der Tag zu Ehren des Heiligen Stefan, als Nationalfeiertag gefeiert. Der Heilige Stefan blieb solange Landespatron, bis er – gewissermaßen per Landesbeschluss im Jahr 1925 – vom Heiligen Martin vom Thron gestoßen wurde.
Autoren: Ingrid Schramm und Andrea Glatzer
NEUSIEDL AM SEE. Man unternahm alles, den Burgenländern den neuen Landespatron schmackhaft zu machen, mit Martini-Gansl und Weintaufe. Doch bis die Burgenländer bereit waren, den 11. November als Landesfeiertag anzunehmen, dauerte es noch einige Zeit. Die Gläubigen konnten nicht so einfach den Schalter umlegen, die alten ungarischen Bräuche vergessen und den Heiligen Stefan in die Wüste bzw. in die Puszta schicken.

Kirchliche Rebellen-Hochburgen

Der Bischof von Steinamanger Johann Graf Mikes war überzeugt davon, dass die Abtrennung des Burgenlandes von Ungarn nur ein vorübergehender Zustand sei. In der Franziskanerkirche in Eisenstadt wurden noch jahrelang ungarnfreundliche Pfarrer eingesetzt und die gewohnten Bräuche nahezu provozierend fortgesetzt. Eine Zelle des Widerstands war das Frauenkloster in Rechnitz. Der Gottesdienst fand im lateinischen Ritus statt, doch die Kirchenlieder wurden auf Ungarisch gesungen. Mit großem Aufwand feierte man den ungarischen Nationalfeiertag, den Tag des Heiligen Stefans, des Gründers des Königreichs Ungarn. 

Ein echter Pannonier

Um die starke Verbindung mit dem Heiligen Stefan zu kappen, entschied sich die burgenländische Landesregierung, den Heiligen Martin als neuen Landespatron einzuführen. Als echter Pannonier war er der geeignetste Nachfolger für den Heiligen Stefan. Kardinal Piffl leitete die notwendigen Schritte in Rom ein, und Papst Pius XI. ernannte den Heiligen Martin im Jahr 1924 zum Landespatron des Burgenlandes.
Auch der Heilige Martin war ein "Ungar". Allerdings gab es Ungarn zur Zeit der römischen Antike noch nicht. Martin wurde im Jahr 316 oder 317 n.Chr. in Savaria, heute Szombathely, geboren. Savaria war damals als Provinzhauptstadt Oberpannonien eine blühende Metropole in der Kaufleute durch die Nähe der Bernsteinstraße regen Handel trieben. Durch seinen Vater angeregt, schlug Martin eine Militärlaufbahn ein. Mit 40 Jahren schied der Elitesoldat jedoch auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst aus, weil er sich nicht als Soldat des römischen Kaisers fühlte, sondern als "miles christi", als Kämpfer für den Glauben.

Legenden um den Heiligen Martin

Als Martin einmal als junger Offizier einem frierenden Bettler begegnete, schnitt er seinen Mantel mit dem Schwert in zwei Teile und gab dem armen Schlucker die Hälfte. Im Traum erschien ihm Christus und gab sich als Bettler, den er beschenkt hatte, zu erkennen. Eine Zeitlang zog sich Martin in die Einsamkeit zurück, um über sein Leben nachzudenken. Danach kehrte er nach Pannonien zurück und bekehrte seine Mutter und einige seiner Anhänger zum christlichen Glauben. Er wurde noch vor dem Heiligen Stefan zum Pionier, der das Christentum in das heutige Ungarn brachte. 361 n.Chr. errichtete er das erste Kloster des heutigen Abendlandes in Ligugé, im heutigen Frankreich. Es war eigentlich als Einsiedlerzelle geplant, verwandelte sich aber in ein Kloster, als sich ihm weitere Mönche anschlossen. Martin wurde zum Priester geweiht und war bis 370 Abt des Klosters Ligugé. Aufgrund seiner Wundertaten war Martin sehr beliebt. 371 wurde er auf Drängen des Volkes zum Bischof von Tours an der Loire ernannt, einer Aufgabe, der er sich zu entziehen versuchte, indem er sich in einem Gänsestall versteckte. Doch das Geschnatter der Gänse hatte ihn verraten. Er starb am 8. November 397 und wurde am 11. November in einer feierlichen Zeremonie in Tours bestattet. Rund um die Legende des Heiligen Martin entwickelten sich zahlreiche Bräuche. Zum fixen Ritual zu Ehren des Schutzpatrons gehört das Martiniloben, die Taufe des jungen Weines und das Martini-Gansl am 11. November, dem Landesfeiertag des Burgenlandes.

Die Geschichte ist Teil des Buches "Pannonische Schicksalslinien" von Andrea Glatzer und Ingrid Schramm. Das Buch wird am 7. Dezember im Weinwerk Burgenland in Neusiedl am See präsentiert.

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