Karfreitag-Regelung
Evangelische Pfarrer "enttäuscht und traurig"
BEZIRK (ft). Weil der Karfreitag bisher nur für evangelische und altkatholische Gläubige als Feiertag galt und der Europäische Gerichtshof (EuGH) dies im Jänner für rechtswidrig befunden hat, hat die Bundesregierung am Dienstag eine neue Regelung präsentiert: Künftig soll der Karfreitag, der heuer auf den 19. April fällt, nur ein halber Feiertag sein. Genauer gesagt, sollen am Karfreitag ab 14 Uhr alle frei haben. Dies bedeutet gleichzeitig, dass evangelische Arbeitnehmer einen ihrer wichtigsten Feiertage zumindest zur Hälfte verlieren. Ein Umstand, der bei den evangelischen Pfarren im Bezirk für Kopfschütteln sorgt.
"Enttäuscht und traurig"
"Ich bin wie viele andere enttäuscht über diese Lösung. Der Karfreitag ist ein ganz wichtiger Tag für uns und wenn man bedenkt, dass die Politik die große Bedeutung christlicher Bräuche immer sehr gerne betont, kann ich nicht verstehen, warum man dann gerade an diesem zentralen Tag so einen Einschnitt vornimmt", sagt Pfarrerin Ingrid Tschank aus Gols den Bezirksblättern. Bei den Feiertagen rund um Weihnachten würde die Politik so einen Eingriff nicht wagen, behauptet Tschank, "weil da natürlich die Wirtschaft eine zu große Rolle spielt".
"Wir sind die Verlierer"
"Enttäuscht und traurig" ist auch Pfarrer Sönke Frost, der die evangelischen Messen in Deutsch Jahrndorf und Nickelsdorf hält, "weil der Karfreitag eine sehr große Bedeutung für uns hat." Pfarrerin Silvia Nittnaus aus Zurndorf sagt: "Wir sind die Verlierer. Und wem bringt die neue Regelung eigentlich etwas?"
Was passiert mit den Gottesdiensten?
Die Frage, die sich aufgrund der neuen Regelung – die allerdings noch abgesegnet werden muss – aufdrängt, ist: Was passiert nun mit den Gottesdiensten am Karfreitag? Sowohl in Gols, als auch in Neusiedl, Zurndorf, Deutsch Jahrndorf und Nickelsdorf finden am Karfreitag Vormittagsgottesdienste statt. "Dieser Gottesdienst war immer einer der bestbesuchten im gesamten Jahr und ich befürchte nun einen gewissen Einbruch", erklärt Pfarrer Sönke Frost. Auch Pfarrerin Silvia Nittnaus berichtet von "immer gut besuchten Gottesdiensten am Karfreitag", glaubt aber nicht, "dass sich daran viel ändern wird".
Pfarrerin Ingrid Tschank gehe davon aus, dass man die Gottesdienste zumindest am kommenden Karfreitag auch am Vormittag feiern werde. "Was danach passiert, kann ich nicht sagen, da die Entscheidung, wann ein Gottesdienst stattfindet, nicht von den Pfarrern getroffen wird, sondern von einem Gremium". Von daher könne es auch sein, dass es in zwei Wochen anders aussehe.
Die Uhrzeit sei aber nicht immer entscheidend: "Es geht darum, welche Bedeutung wir diesem Tag zuschreiben." Natürlich sei die neue Regelung aber für diejenigen ein Nachteil, "die sich nun einen halben Urlaubstag nehmen müssen, um den Gottesdienst besuchen zu können".
Wunschregelung
Einigkeit herrscht bei den evangelischen Pfarrern aus dem Bezirk bei der Wunschregelung: Entweder man gehe wieder zur alten Regelung über, oder alle haben den ganzen Tag frei. "An der alten Regelung gab es eigentlich so gut wie keine Kritik. Grundsätzlich kann ich mir aber auch vorstellen, dass am Karfreitag künftig alle frei haben", sagt Tschank.
Auch Kollegin Nittnaus sagt: "Wenn, dann sollten alle den ganzen Tag frei haben oder man behält die alte Regelung bei. Der Karfreitag wäre als Feiertag wichtiger als etwa der Pfingstmontag, der nicht via Konkordat geregelt ist – die beiden Tage könnte man tauschen."
Pfarrer Frost habe sich "eine andere Lösung gewünscht, nämlich, dass der gesamte Karfreitag für alle frei ist".
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