Aus Liebe zur Natur
Grenzüberschreitendes Naturerlebnis im Hanság

- Alois Lang ist in der Natur stets mit Fernglas und Spektiv ausgestattet.
- Foto: Kathrin Haider
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Zeit seines Lebens liegt Alois Lang aus Illmitz die Natur und vor Allem der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel am Herzen. Dementsprechend setzt er auch noch in seiner verdienten Pension zahlreiche Projekte um, um das Bewusstsein für diesen einzigartigen Naturraum zu stärken.
ILLMITZ/ANDAU/UNGARN. Die RegionalMedien durften ihn auf einer Tour durch den sogenannten Hanság in Ungarn begleiten und erfuhren dabei spannende Infos – aus historischer Sicht wie auch zum Naturschutz.
Die Natur kennt keine Staatsgrenze
Der mehr als 400 km2 große Hanság (ca. 80 Prozent davon auf ungarischer Seite), auf deutsch besser bekannt als Waasen, zieht sich grenzüberschreitend vom östlichsten Grenzzipfel Österreichs nach Westungarn und umfasst das ehemalige östliche Teilbecken des Neusiedler Sees. Dort, wo in den 1980er Jahren der Eiserne Vorhang verlief, schlängelt sich heute das sogenannte Grüne Band Europa, welches etwa Gerald Koller in seinem Werk "Zusammen Halt Finden" aufgreift.

- Hanság-Karte aus 1796: Landschaftsbild (und damit Lebensräume) im Hanság haben sich im Zeitverlauf oftmals geändert.
- Foto: Kathrin Haider
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"Die Natur kennt keine Staatsgrenzen, deshalb ist es so wichtig, dass hier, an dieser biogeografischen Grenze zwischen Alpen und Puszta, der Naturschutz grenzüberschreitend ausgerichtet ist", erklärt Lang und nennt neben dem Beispiel Hanság weitere aus dem Burgenland: Etwa den grenzüberschreitenden Naturpark Irottkö / Geschriebenstein oder den Dreiländer-Park Raab-Örség-Goricko, letzterer liegt in Slowenien.

- Fertő-Hanság Nemzeti Park bzw. Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel
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Optimale Bedingungen im Hanság
Der pannonische Raum ist – wie viele andere offene, ebene Landschaften mit Feuchtgebieten – ideal für den grenzüberschreitenden Naturschutz und für das Naturerlebnis. Einerseits wegen der leichten Zugänglichkeit, so Lang, und andererseits bestünden, da es allein an dieser Staatsgrenze auf burgenländischer Seite zwei Naturparke und einen Nationalpark gibt, auch zahlreiche Anlaufstellen mit einem umfassenden Besucherprogramm. Natürlich veranstalten die österreichischen und ungarischen Nationalpark-Teams Ausflüge auf beiden Seiten und in beiden Sprachen.

- Neusiedler See auf ungarischer Seite
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Besuche an Jahreszeit anpassen
Per Rad ist der Hanság ebenfalls sehr gut erreichbar, nämlich über die – jüngst renovierte – ehemalige Brücke von Andau oder die Brücke südlich von Wallern. Für Naturbeobachtungen empfiehlt Lang das ganze Jahr – bis auf den Hochsommer, denn auch die Tierwelt bevorzugt bei hohen Temperaturen schattige Verstecke, und die Lichtverhältnisse seien vor allem für Fotografien im Sommer suboptimal. Im Winter trifft man hier auch auf "Überwinterer", wie zum Beispiel große Greifvögel aus dem Norden, zudem ermöglicht das Fehlen von Laub ganz andere Blickachsen in der Landschaft.

- Radständer in Form des Nationalpark-Logos auf ungarischer Seite des Sees
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Ehemaliges Überschwemmungsgebiet am Neusiedler See
Nördlich des Grenzspitzes bei Andau ging es mit Lang zunächst in den Nord- und danach weiter in den Südhanság in Richtung Renaturierungsgebiet bei Bösarkany (Nyirkai-Hany). Hier, wie auch im benachbarten Osli-Hany, hat das Nationalparkmanagement unter Beweis gestellt, dass auch weitgehend zerstörte Ökosysteme mit viel Aufwand zumindest teilweise als Lebensraum für gefährdete Arten wieder hergestellt werden können.

- Hanság-Teil der Nationalpark-Wanderkarte
- Foto: Kathrin Haider
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Die Tier- und Pflanzenwelt ähnelt jener auf der österreichischen Seite, und natürlich haben auch die ungarischen Kolleginnen und Kollegen im Nationalpark Fertő-Hanság ähnliche Probleme mit der lang anhaltenden Trockenheit. Hier können zumindest ein paar hundert Hektar des Schutzgebiets mit Wasser aus der Rabnitz die Situation für viele Bewohnerinnen und Bewohner des Feuchtgebiets verbessern. Dieser teilweise längst kanalisierte Bach mündet dann in den Einser-Kanal.

- Ableitungsgräben des Einser-Kanals und den Nebenarmen finden sich vielerorts auf ungarischem Gebiet.
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"Bevor der Einser-Kanal Im 19. Jahrhundert zur Regulierung von Hochwasserspitzen gebaut wurde, kam es oft zu Überschwemmungen, mit verursacht durch die Raab, die ihr Wasser nicht in die Donau ableiten konnte – weil in diesem Abschnitt der Wasserpegel damals weit höher war als heute. Das rückgestaute Wasser überflutete den Hanság und gelangte auch in das Seebecken. Der Einser-Kanal wurde aber schon bald zur Anbindung von Entwässerungsgräben genutzt, um große Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Damit wurde das Ende eines riesigen Niedermoorgebiets eingeläutet", erklärte Lang weiter.

- Vor sechs Jahren wäre Lang hier knietief im Wasser gestanden.
- Foto: Kathrin Haider
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Kleinere Wasserflächen und Teiche im Hanság gehen zurück auf den Torfstich im 19. Jahrhundert. Wie stark die Wasserstände in der gesamten Region, speziell aber im Hanság, noch immer schwanken können, zeigen die Erlen im geschützten Waldgebiet südlich des Grenzspitzes: Die Größe ihrer Luftwurzeln und der Moosbewuchs lassen erahnen, wie hoch etwa in den Jahren 2015 und 2016 das Wasser stieg – bei der aktuellen Trockenheit kaum vorstellbar...
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