Haus der Vereine Gols: Bildungsreise nach Auschwitz
GOLS. Bereits gegen Ende des Sommers trat der 17jährige HTL-Schüler Manuel Allacher aus Gols an den Obmann des „Haus der Vereine Gols“, Fritz Radlspäck, mit einer Bitte heran. Da die Zeit des Holocaust im schulischen Bereich nur unzulänglich behandelt wird, wollte er sich vor Ort informieren und brauchte jemanden zur Organisation einer Studienreise nach Auschwitz (Oswiecim/Polen). Diesen Partner fand er in Fritz Radlspäck, welcher bereits 4 Delegationen nach Auschwitz begleitet und sich intensiv mit der Zeit des Holocaust befasst hatte.
Radlspäck: „Gerade für junge Menschen ist es sehr wichtig sich mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte zu beschäftigen. Es geht dabei nicht darum sich schuldig zu fühlen. Die Nachkriegsgenerationen haben definitiv keine Schuld an dem was damals passiert ist. Es geht darum sich zu informieren und sich weiter zu bilden, damit etwas Ähnliches nie wieder möglich sein kann. Ich hatte im Laufe der Zeit noch die Ehre mit einigen Zeitzeugen und Insassen von KZs persönliche Gespräche zu führen. Die heutige Generation von jungen Menschen hat diese Möglichkeit nicht mehr, da die meisten dieser Personen leider bereits verstorben sind. Der gemeinsame Wille all jener, die in Konzentrationslagern ihre gesamte Familie, Freunde und Bekannte verloren, selbst aber überlebt haben, war es, dass die Erinnerung an diese Zeit aufrecht erhalten wird und so etwas nie wieder passiert. Deswegen habe ich mich nach längerer Zeit und dem Ersuchen von Manuel wieder der Organisation einer derartigen Gruppenfahrt angenommen.“
Begonnen wurde die Aufarbeitung des Holocaust mit einem Einsteiger-Seminar über den Holocaust am 27.12.2014 im Haus der Vereine in Gols. Radlspäck erklärte dabei, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass die Nationalsozialisten an die Macht kamen und dann Millionen von Menschen vernichtet wurden.
Am 28.12.2014 begab sich dann die burgenländische Delegation, die aus neun jungen Menschen bestand, mit zwei Autos auf den Weg nach Oswiecim/Polen. Der erste Nachmittag/Abend wurde einem Rundgang in der Altstadt von Oswiecim (Auschwitz) gewidmet.
Der 29.12.2014 stand dann ganz im Zeichen des Holocaust: Nach dem Frühstück wurde das zu einem riesigen Museum umgewandelte Stammlager Auschwitz I im Zuge einer vierstündigen Führung besucht. Nach dem Mittagessen erläuterte die pädagogische Betreuerin Ewa Gudziak von der Internationalen Jugend-Begegnungsstätte in Auschwitz das Entstehen und Ansinnen der Begegnungsstätte. Anschließend befasste sich die Gruppe in einem Workshop mit Fotografien aus dem KZ. Zum Abschluss gab es noch einen Film, in welchem einer der wenigen Überlebenden des letzten „Sonderkommandos“, Henrik Mandelbaum, über seine ihm aufgezwungenen, unmenschlichen Tätigkeiten im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau berichtete. Radlspäck hatte mit ihm bereits persönliche Gespräche geführt, leider ist er vor vier Jahren verstorben. Natürlich wurde der gesamte Tag in einer Reflexionsrunde am Abend aufgearbeitet.
Am 30.12.2014 wurde am Vormittag noch die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobene Anlage des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz II (Birkenau) mit Führung besichtigt.
Nach dem Mittagessen machte die Gruppe noch einen Ausflug ins nahe gelegene Krakau.
Das Haus der Vereine Gols bedankt sich außerdem bei Landeshauptmann Hans Niessl für die bedarfsorientierte Vereinsförderung für dieses Projekt!
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