Energiekrise
Welche Maßnahmen im Bezirk Neusiedl gesetzt werden
Die aktuelle Energiekrise trifft Private, Unternehmen und Kommunen. Ob und welche Maßnahmen zur Stromeinsparung u. ä. in der Region bereits umgesetzt wurden, haben die RegionalMedien an vier Stellen erfragt.
BEZIRK NEUSIEDL AM SEE. Darunter die Bezirkshauptstadt Neusiedl am See, die Gemeinde Frauenkirchen mit der dort ansässigen St. Martins Therme & Lodge sowie die Gemeinde Parndorf.
Böhm: Energie sparen, aber Traditionen bewahren
Die Stadtgemeinde Neusiedl am See habe bereits begonnen, konkrete Maßnahmen zu treffen, um Energie einzusparen. Eine deutliche Ersparnis bringe etwa die Änderung der Beleuchtung auf energieeffiziente LED-Lampen, so Bürgermeisterin Elisabeth Böhm. Sukzessive werde deshalb in allen öffentlichen Gebäuden auf LEDs umgestellt. Der Austausch der Lampen ist in der Zentralmusikschule und in der Neusiedler Mittelschule abgeschlossen. Dadurch konnte der Stromverbrauch bereits deutlich gesenkt werden. Die gesamte Straßenbeleuchtung wurde ebenfalls umgerüstet. Als deutlich sichtbares Zeichen sollen zukünftig die Denkmäler der Stadtgemeinde ab 22 Uhr nicht mehr illuminiert werden. Es wird zwar in diesem Jahr wieder eine Weihnachtsbeleuchtung im Seebad geben, aber auch diese wird um 22 Uhr ausgehen, erklärt Böhm weiter. Für den großen Christbaum am Hauptplatz wurde eine neue Lichterkette mit LED-Leuchten angeschafft, denn "gewisse Traditionen sind wichtig für die Menschen, deshalb soll es einen erhellten Advent geben, aber wo es möglich ist, werden entsprechende Maßnahmen gesetzt, um Energie zu sparen".
"Bei PV auf Bausubstanz Rücksicht nehmen"
Auch in Frauenkirchen ist die Umstellung auf LED-Beleuchtung ein großes Thema. Es stehen bereits dimmbare Lampen zur Verfügung. Bürgermeister Hannes Schmid plant außerdem den gesamten Schulcampus in Zukunft mit nachhaltigem bzw. alternativen Heizsystemen anstatt der aktuellen Gasheizung zu betreiben. Außerdem möchte er – wo es möglich ist – Photovoltaik (PV) auf gemeindeeigenen Gebäuden installieren, man müsse jedoch auf die jeweilige Bausubstanz achten, sei es hinsichtlich der Dachstärke oder dem Denkmalschutz. Das aktuelle Budget sei in Erstellung und Schmid hoffe auf eine Entscheidung hinsichtlich PV auf dem Dach der Freiwilligen Feuerwehr und der Gemeinde noch im heurigen Jahr. Dazu würden lediglich die letzten Zustimmungen verschiedener Stellen fehlen.
Voller Umstieg auf alternative Energie bis Ende 2024 bei St. Martins
Klaus Hofmann, Geschäftsführer St. Martins Therme & Lodge erklärt:
"Die St. Martins Therme setzt als umweltbewusster Leitbetrieb in der Region seit Jahren Maßnahmen zur Energieeffizienz um. Unser Partner, die Burgenland Energie, betreibt dafür am Standort ein Blockheizkraftwerk."
Dieses Blockheizkraftwerk produziere direkt vor Ort gleichzeitig Strom und Wärme, was sich in Effizienz und CO2-Einsparung bemerkbar mache. Gemeinsam mit der Burgenland Energie sei bereits Ende 2021 ein Projekt gestartet worden, um so rasch wie möglich einen Umstieg auf ein aus Biomasse betriebenes Heizkraftwerk inklusive bestmöglicher Nutzung von Erdwärme zu schaffen. Außerdem werde bis Anfang 2023 eine das gesamte Resort-Dach (also Lodge und Therme) der St. Martins Therme & Lodge umfassende Photovoltaik-Anlage errichtet. Damit soll die erste Phase des Umstiegs auf alternative Energieversorgung bereits zeitnah abgeschlossen sein. Das gemeinsame Ziel von St. Martins und Burgenland Energie für den vollständigen Umstieg auf alternative Energieträger sei Ende 2024, so der Geschäftsführer.
Kovacs: "Mindestpensionisten trifft es härter als Gemeinden"
Wolfgang Kovacs, Bürgermeister von Parndorf zeigte sich pragmatisch:
"Wir sind aktuell in der Erhebung der Energiekosten der vergangenen Jahre und versuchen daraus abzuschätzen, welche Kosten uns heuer treffen könnten, konkrete Zahlen sind ohnehin nicht möglich."
Allgemein hoffe er durch die bereits installierten PV-Anlagen auf gemeindeeigenen Gebäuden auf eine nicht ganz so extreme Strompreisexplosion. Denn viele dieser Einrichtungen, etwa Schule und Kindergärten, haben ihren täglichen Betrieb tagsüber und so ohnehin den gesammelten Strom aus den PV-Anlagen. Nächtlicher Betrieb würde klarerweise die Kosten steigen lassen. Den Vorschlag, Straßenlaternen abzudrehen, sieht Kovacs als sehr gewagt:
"Die Leute fühlen sich unsicher, besonders in der aktuellen Dämmerungszeit und Situation mit Flüchtlingskrise usw."
Ihm fehle in den Energiepreis-Steigerungen jegliche Relation und er sieht darin ein "brutales Gewinnstreben", denn "nur durch den Ukraine-Krieg wird die Stromproduktion an sich nicht teurer".
"Wir werden es als Gemeinde sicher schaffen, aber müssen natürlich auch schauen, wie wir über die Runden kommen. Eine Pensionistin mit Mindestpension trifft es aber viel härter als jede Gemeinde", so Kovacs abschließend.
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