Nachgefragt im Bezirk Neusiedl am See
Wie gleichberechtigt sind Frauen?

- Die Lohnlücke zwischen Mann und Frau (= Gender Pay Gap) ist in Österreich mit 18,4 % sehr hoch.
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In Österreich ist die Gleichbehandlung von Frauen und Männern gesetzlich festgelegt. Trotz dieser Vorgabe bestehen jedoch nach wie vor geschlechtsspezifische Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt. Wir haben Anita Kahl (Vizebürgermeisterin in Potzneusiedl), Silvia Pitzl (Bürgermeisterin in Apetlon) und Gerda Kappel (Direktorin der Mittelschule Zurndorf) um ihre Meinung zu diesem oft diskutierten Thema gebeten.
BEZIRK NEUSIEDL AM SEE. "Ich bin bei der Stadt Wien beschäftigt und ja, ich fühle mich in meinem Job gleichberechtigt, da wird bei der Stadt Wien sehr darauf geachtet", so Anita Kahl. "Auch in meiner Funktion als Ortsparteivorsitzende der SPÖ Potzneusiedl und Vizebürgermeisterin von Potzneusiedl fühle ich mich den Männern gleichgestellt. Da hat wohl aber auch meine Vorgängerin, die Vizebürgermeisterin a.D. Andrea Netuschill schon Pionierarbeit geleistet." Dem kann Silvia Pitzl, Bürgermeisterin in Apetlon, nur beipflichten. Sie ist im Bundesdienst tätig und fühlt sich ebenfalls gleichberechtigt.

- Silvia Pitzl, Bürgermeisterin in Apetlon: "In meinem Job im Bundesdienst fühle ich mich gleichberechtigt."
- Foto: Silvia Pitzl
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Einkommensschere
"Eine der gravierendsten Ungerechtigkeiten, die ich beobachte, ist der Gender Pay Gap – die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen", erklärt Gerda Kappel, Direktorin der Mittelschule Zurndorf. "Es ist erschütternd, dass Frauen mit ähnlicher oder identischer Ausbildung, die die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen verrichten, oft deutlich weniger verdienen. Besonders alarmierend ist, dass der Equal Pay Day in Österreich jährlich nur minimal nach vorrückt, heuer fiel er auf den 13. Februar. Damit gehören wir europaweit zu den Schlusslichtern, und diese Ungerechtigkeit betrifft auch Frauen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis."

- Gerda Kappel, Direktorin der Mittelschule Zurndorf: "Es ist erschütternd, dass Frauen oft deutlich weniger verdienen."
- Foto: Mittelschule Zurndorf
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Führungspositionen
Warum gibt es immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen? "Viele Frauen haben noch immer, trotz bester Ausbildung und Qualifikation, eine gewisse Hemmschwelle und trauen sich eine Führungsposition nicht zu", sagt Pitzl. "Oder umgekehrt wird einer Frau von der Gesellschaft nicht zugetraut, dass sie "führen kann". Das kann mitunter zu einer Resignation führen."
Anita Kahl ergänzt: "Es existiert in vielen Köpfen leider noch immer das alte Rollenbild, in dem sich die Frau um Haushalt und Kinder kümmert und der Mann arbeitet. Zum Glück wird das von Generation zu Generation weniger und die Frauen werden auch immer selbstbewusster und auch von der Gesellschaft in Führungspositionen akzeptiert."

- "Es existiert in vielen Köpfen leider noch immer das alte Rollenbild", so Anita Kahl, Vizebürgermeisterin in Potzneusiedl.
- Foto: Anita Kahl
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Luft nach oben
In puncto Gleichberechtigung im Beruf und in der Gesellschaft gäbe definitiv es noch Aufholbedarf. "Es ist dringend notwendig, sich von alten Rollenbildern einer Frau zu lösen", so Pitzl. "Das schafft Akzeptanz, um auch im Beruf gleichberechtigt zu sein, etwa Frauen in Technikberufen."
Kappel dazu: "Um die Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren, muss die Politik mit gutem Beispiel vorangehen. In der Gemeindepolitik herrscht meist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Mandataren. Bei der Zahl der Bürgermeisterinnen hingegen kann man nicht mehr von einem solchen sprechen. Und wenn acht von neun Bundesländern von Landeshauptmännern geführt werden und nur in einem eine Frau an der Spitze steht, es in Österreich auch noch nie eine Bundespräsidentin gab, dann bleibt noch viel zu tun."
Anita Kahl fordert: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!"
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