Barrieren im Kopf und im Hotel:
Familienurlaub für einen Vater im Rollstuhl
Wenn bunte Blüten den grauen Winter ablösen und die Tage wieder länger werden, ist es Zeit, sich um den Sommerurlaub zu kümmern.
GOLS. Auch wir als dreiköpfige Familie machen uns dann auf die Suche nach einem geeigneten Hotelzimmer in Österreich oder Kroatien.
Urlaub nur eingeschränkt möglich
Was für uns erschwerend hinzukommt, ist die Suche nach einem barrierefreien Hotel, denn ich sitze ja nach meinem Mopedunfall 1976 im Rollstuhl. Wie läuft also unsere Suche ab? Ich kontaktiere ein Hotel, das uns gefällt und frage dort, ob es barrierefrei sei. Und dann geht es los.
• Ja, unser Hotel ist barrierefrei, aber es gäbe Stufen im Eingangsbereich. Das geht natürlich nicht.
• Ja, unser Hotel ist barrierearm. Das bedeutet, das Hotel hat einen bodenebenen Eingang, allerdings sind die Zimmer nicht barrierefrei. Das geht natürlich nicht.
• Ja, unser Hotel ist rollstuhlgerecht. Wir lassen uns dann Fotos schicken und freuen uns, weil es schaut wirklich super aus. Ein Vier-Sterne-Hotel mit Wellnessbereich, Toiletten super ausgeführt und die notwendigen Stütz- und Haltegriffe sind vorhanden. Leider ist die Dusche nur bodeneben ausgeführt, es fehlen die notwendigen Halte- und Stützgriffe sowie der notwendige fix montierte Duschsitz. Das angebotene Stockerl als Ersatz geht nicht, denn es droht Sturzgefahr.
• Ja, wir haben ein barrierefreies Zimmer. Erneut lassen wir uns Fotos schicken und wieder schaut es perfekt aus. Sogar ein Pool-Lifter ist vorhanden, damit ist ein barrierefreier Ein- und Ausstieg in den Swimmingpool möglich. Allerdings ist das Zimmer so klein, dass kein Zusatzbett in den Raum passt. Was nun? Urlaub ohne Kind? Nein, das geht gar nicht.
Diese Aufzählung könnte ich noch länger fortsetzen und es zeigt, warum ein Urlaub oft nicht klappt. Wie sollen wir also damit umgehen? Immer an den gleichen Urlaubsort fahren? Damit wird uns aber die Möglichkeit genommen, andere Orte kennenzulernen.
Gesetz wird ignoriert
Fazit: Auch im Jahr 2022 und 16 Jahre nach Inkrafttreten des Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzes hat sich auch im Bereich Tourismus und speziell bei den Hotelangeboten für Menschen mit Behinderungen nicht viel getan – leider. Das Gesetz wird praktisch ignoriert. Viele dieser Wellnesshotels sind zum Teil mit großzügigen Förderungen vom Bund, Land und EU kofinanziert. Auch mit deinem und meinem Steuergeld. Wer schaut drauf, wenn es um Barrierefreiheit geht? Sind die Ämter und Behörden überfordert? Kann es sein, dass hier bewusst auf die Einhaltung der Barrierefreiheit vergessen wird? Dabei gibt es Richtlinien wie die ÖNORM 1600ff. Diese regelt die Barrierefreiheit im Bauen. Würden sich Hotelbetreiber und Behörden an diese Richtlinie halten, wäre die Hotelsuche für den Sommerurlaub viel, viel einfacher und wir hätten einen Urlaub, der uns tatsächlich erholt.
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