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Per pedes in 51 Tagen von Neusiedl am See nach Rom
Paul Goldenits lächelt in die Kamera: "Ich habe es geschafft". Erst vor wenigen Tagen ist er aus Rom wieder zu Hause eingetroffen. Zuvor legte er die 1.575 km lange Strecke von Neusiedl am See, quer durchs Burgenland, Steiermark, Kärnten, Südtirol und Italien bis Rom zurück.
NEUSIEDL AM SEE (ahg). Bei einem gemütlichen Kaffee im San Marco im Stadtzentrum der Seestadt erzählt der Neusiedler über seine Beweggründe und sein "Projekt". Am Beginn stand eine berufliche Veränderung. Er hängte seinen langjährigen Beruf bei der Hagelversicherung an den Nagel und wußte, dass er im Herbst bei der Hansagfood KG, im Betrieb seines Cousins, als Produktmanager neu beginnen werde. "Ich wollte etwas Sinnvolles und Bleibendes in diesem Zeitfenster machen, und fasste alsbald den Entschlu´ß, nach Rom zu gehen". Was er damals noch nicht wußte: Der Ausbruch der Pandemie Covid-19.
Schließlich war es Anfang Juni dann doch so weit, dass er mit seinen Wanderschuhen und Rucksack durchstarten konnte. Bepackt war dieser nur mit dem Nötigsten, aber dennoch 5 kg schwer. In Absprache mit seiner Familie machte er sich in 14 Tages-Etappen auf den Weg, um zwischendurch zu Hause vorbeizuschauen. Nach Etappenzielen fuhr er per Bahn retour, um bei persönlichen Anlässen, wie die Maturafeier seiner Tochter und dem 80. Geburtstag seiner Mutter, also Familienfeiern, in Neusiedl mit dabei zu sein.
Seine Route wählte er entlang von Pilger- und Weitwanderwegen.
Über den Mariazeller Gründerweg über Sankt Lambrecht und den Auerlingsee, weiter über den Kärntner Hemmaweg nach Gurk, durchs Gailtal bis Silian, in Südtirol nach Bozen , weiter nach Bassano (del Grappa), durch die Poebene nach Padua und den Antoniusweg bis Bologna. Dort setzte er sich in ein Flugzeug, um rechtzeitig zur Maturafeier seiner Tochter daheim zu sein. Wieder retour mit dem Flieger gings von Bologna bis Florenz, die Via Dei (Götterweg) nach Montalcino und Siena. Schließlich gelangte er über die Via Francigena zum Zielpunkt Rom, in die ewige Stadt. Einige Kilometer vor Rom hatte er ein fast mystisches Erlebnis mit einem Wolf auf einer Lichtung, nur wenige Meter von einander entfernt. Paul Goldenits verließ sich bei seinen Tagestouren ausschließlich auf sein Handy, und Apps für die Wegrouten, Quartiere und das Wetter. Durch das intensive Sonnenlicht machte ihm das Handy (Nachtmodus) einmal ein kleineres Problem, weil am verdunkten Display plötzlich nichts mehr zu erkennen war. Das Wetter war ihm, wie er berichtet, gnädig: "Insgesamt regnete es an den 51 Tagen lediglich 2 Stunden. Die Quartiersuche war coronabedingt kein schwieriges Unterfangen", so der Wandersmann.
Am 8. September betrat er den fast menschenleeren Petersdom. "Das war ein unbeschreiblich erhebendes Gefühl", so Paul Goldenits.
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