Polytechnische Schule Frauenkirchen
"Verzahnung von Theorie und Praxis"

Standortleiter Josef Ziniel zur aktuellen Situation: "Während wir früher mit viel Mühe versucht haben, alle Schülerinnen und Schüler in Betrieben unterzubringen, ist es heute genau umgekehrt, einige können sogar zwischen mehreren interessierten Unternehmen wählen." | Foto: Kathrin Haider
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  • Standortleiter Josef Ziniel zur aktuellen Situation: "Während wir früher mit viel Mühe versucht haben, alle Schülerinnen und Schüler in Betrieben unterzubringen, ist es heute genau umgekehrt, einige können sogar zwischen mehreren interessierten Unternehmen wählen."
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Die Situation am Arbeitsmarkt, so auch in Sachen Lehrstellen hat sich in den letzten Jahren für den Standortleiter der Polytechnischen Schule Frauenkirchen, Josef Ziniel, stark verändert.

FRAUENKIRCHEN. Inwiefern, erzählt er den RegionalMedien im Zuge eines Interviews.

REGIONALMEDIEN: Wie beschreiben Sie die aktuelle Situation am Arbeits- bzw. Lehrstellenmarkt?
JOSEF ZINIEL:
Wir erhalten ständig Rückmeldungen vom AMS. Darauf können wir dementsprechend reagieren. Die aktuelle Entwicklung ist relativ dynamisch. Seit den letzten fünf Jahren steht die Polytechnische Schule vor einer komplett veränderten Situation. Während wir davor mit viel Mühe versucht haben, alle Schülerinnen und Schüler in Betrieben unterzubringen, ist es heute genau umgekehrt. Wir erhalten ständig Anfragen von Unternehmen, ob sich Schülerinnen und Schüler für eine Lehrausbildung bzw. Schnuppertage in ihrem Betrieb fänden. Besonders die Baubranche, also Dachdecker und -spengler, Zimmereien und Glasereien suchen nach jungen Arbeitskräften. Auch der Einzelhandel tut sich schwer, neue Lehrlinge zu finden, während viele unserer früheren Abgängerinnen und Abgänger mittlerweile Filialleitungsposten o. Ä. in diesem Bereich innehaben. Gute Schülerinnen und Schüler stehen mittlerweile sogar vor der Entscheidung zwischen mehreren Betrieben, die sie aufnehmen würden, Stichwort Fachkräftemangel. Gleichzeitig hat sich das Vorwissen in manueller Arbeit unserer Schülerinnen und Schüler im Laufe der Zeit verändert. Früher haben viele bereits in der Kindheit den Umgang mit Werkzeugen von zu Hause miterlebt, das ist heute die Ausnahme.

Welche Vorteile sehen Sie in der Lehrausbildung?
Neben dem Fachkräftemangel lassen Inflation, Energiekrise usw. den aktuellen Nachwuchs in der Entscheidung schwanken, ob eine duale Ausbildung mit Einkommen ab dem 15. Lebensjahr oder eine längerfristige Schul- und Universitätslaufbahn mit erst späterem Berufseinstieg bevorzugt wird. Hierbei sehe ich auf jeden Fall einen Vorteil in der Verbindung aus Theorie und Praxis, wie es eine Lehre bietet, im Vergleich zur reinen theoretischen Ausbildung. Natürlich ist jede Situation individuell, aber mit einem früheren Einkommen ist ein selbstständiges Leben etwa mit eigener Wohnung früher möglich. Auf die Zukunft betrachtet, spielen natürlich frühere Dienstzeiten auch in der Pension eine tragende Rolle. Ein Facharbeiterberuf ist keine Einbahnstraße. Im Berufsleben herrscht – im Vergleich zu früher – allgemein eine enorme Bewegung. Während die Lehrstelle früher bis zur Pension die Arbeitsstätte war, ist dies heute kaum mehr gegeben. Dies liegt auch an der technischen Entwicklung, manche Arbeiten werden schlichtweg nicht mehr in manueller Form benötigt. Somit wird es notwendig, sich als Arbeiterin und Arbeiter anderweitig umzusehen und laufend weiterzubilden. Die Schul- und Arbeitswelt – bis hin zur universitären Ausbildung – driftet mittlerweile auseinander, sollte sich stattdessen aber gleichzeitig ergänzen. Viele unserer Absolventinnen und Absolventen schlagen nach erfolgreicher Lehre einen anderen Berufsweg ein, verfügen aber auf jeden Fall über Praxis-Know how. In vielen Betrieben sind innerbetriebliche Aufstiegschancen enorm. Lehrlinge verfügen dabei über das praktische Wissen und nach einigen Jahren auch die innerbetriebliche Theorie und können Arbeiten effizient einteilen bzw. delegieren. Diese Verzahnung von theoretischer und praktischer Ausbildung sollte prinzipiell mehr gefördert werden.

Fliesenleger, Bürokauffrau, Kellner oder ganz was anderes: In der Polytechnischen Schule Frauenkirchen werden Kinder bei der Berufswahl unterstützt. | Foto: Kathrin Haider
  • Fliesenleger, Bürokauffrau, Kellner oder ganz was anderes: In der Polytechnischen Schule Frauenkirchen werden Kinder bei der Berufswahl unterstützt.
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Welche Berufe sind aktuell beliebt?
Sehr attraktiv für die Burschen sind weiterhin Installateur, Elektriker und KFZ-Mechaniker. Es gibt aber auch immer mehr Einzel-Ideen von Schülerinnen und Schülern, weil sie ein bestimmtes Unternehmen kennen und lieben, so z. B. Dr. Bohrer Lasertec, Zoerkler, Vermessungsbüros o. Ä. Gleichzeitig kommen dadurch Betriebe ins Interessensspektrum, die wir vor zehn Jahren überhaupt nicht forciert hätten, etwa die Lehre als Versicherungskaufmann bzw. -kauffrau, wo die individuellen Lehrlinge die speziellen praktischen Anforderungen ihres Büros erfahren. Immer mehr Mädchen starten ihre Ausbildung im technischen Bereich, so gibt es etwa heuer bei uns eine KFZ-Spenglerin und ein Mädchen, dass beim Autohaus Kamper lernt. Allgemein liegt das Interesse der Mädels weiterhin in der Kosmetikbranche. Büro- und Tourismus-Betriebe, etwa die St. Martins Therme & Lodge, Scheiblhofers "The Resort" oder das Hotel Wende fragen vermehrt bei uns an.

Wie verhält sich die Entscheidung hinsichtlich Lehre und weiterer schulischer Laufbahn nach dem Abschluss der Polytechnischen Schule Frauenkirchen?
Viele Kinder haben bereits beim Schulstart im September eine ungefähre Vorstellung ihrer Interessensfelder, auch dank der Berufsorientierung in den Neuen Mittelschulen. Danach bieten wir ihnen die Berufsfindungs-Phase – auch in Werkstätten bei uns im Haus. Nach der ersten berufspraktischen Woche Ende Oktober haben wir heuer bereits für etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler eine fixe Leerstelle, 20 Prozent haben eine Lehrlings-Zusage und der Rest entscheidet sich für eine weitere schulische Ausbildung. Aktuell haben wir rund 40 Schülerinnen und Schüler, im letzten Jahr konnten wir von 53 Kindern 52 erfolgreich in die Berufswelt bzw. weitere schulische Laufbahn überführen. Vertretungen vom AMS sind auch laufend bei Elternabenden anwesend und informieren die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern vor Ort. Viele unserer Abgängerinnen und Abgänger absolvieren im Zuge ihres Berufs außerdem auch die Lehre mit Matura. Schülerinnen und Schüler, die eine Polytechnische Schule besuchen sind die Fachkräfte, die die Wirtschaft so dringend braucht. Das muss auch in der Gesellschaft endlich anerkannt und verstanden werden.

Standortleiter Josef Ziniel zur aktuellen Situation: "Während wir früher mit viel Mühe versucht haben, alle Schülerinnen und Schüler in Betrieben unterzubringen, ist es heute genau umgekehrt, einige können sogar zwischen mehreren interessierten Unternehmen wählen." | Foto: Kathrin Haider
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