Wissenschaft: Die wahren Namen der Seewinkler Lacken!
BEZIRK (doho). Das Wort "Wissenschaft" kommt nicht von ungefähr. Durch ausprobieren, forschen, versuchen neugierige Menschen Wissen zu schaffen, und unsere Welt zu erklären. Zur Wissenschaft gehört aber auch, dass einmal geschaffene Fakten keineswegs in Stein gemeisselt sind! Das müssen nun auch so manche Namen der Lacken und Seen des Seewinkels erfahren.
Kleinarbeit
Akribisch haben Geographie-Professor und Ur-Illmitzer Alois Wegleitner und der Vogelkundler Direktor Rudolf Triebl aus Apetlon in den letzten zwei Jahren die gesamte Fachliteratur über die Lacken gesichtet. Denn: Viele der verwendeten Namen stimmen nicht! Darscho bedeutet so etwa nicht Warmsee, sondern Salzsee, da sich der Name vom ungarischen darasó (Grießsalz) ableitet. Im Vergleichen mit historischen Quellen und in vielen Gesprächen mit Einheimischen, machten sich die beiden Fachleute daran, dies zu korrigieren.
Ihre neuen Erkenntnisse haben sie vor kurzem in den Burgenländischen Heimatblättern (78. Jahrgang Heft 3 & 4) publiziert.
"Es hat uns schon seit langem gestört, dass in der wissenschaftlichen Literatur und Kartographie, den Lacken willkürliche Namen von Wissenschaftlern aus Wien und anderswo, gegeben worden sind. Man hat das getan, ohne Rücksicht auf die seit langem von der einheimischen Bevökerung verwendeten Namen.", erzählt Prof. Wegleitner. "Es geht uns nicht darum, Kollegen zu schulmeistern, sondern einfach die richtigen Namen in der Literatur und den Karten zu verankern.", ergänzt Rudolf Triebl.
Ein Standardwerk
Bei ihrer Arbeit sahen sich die beiden Forscher mit einigen schwierigen Fragen konfrontiert. Wie viele Lacken gibt es überhaupt? Da Lacken mit der Zeit austrocknen, aber auch neue entstehen können, ist eine Zählung nicht einfach. An die 70 Lacken konnten Wegleitner und Triebl ausmachen, die sie in einer detailierten Karte abgebildet haben.
Zusammen mit einer vollständigen und aktualisierten Namensliste aller Lacken, hat diese Karte das Potential zum Standard zu werden für alle naturkundlich Interessierten, die sich mit dem Seewinkel beschäftigen!
Neben der Herkunft der Lackennamen, viele stammen aus dem Mittelhochdeutschen und dem Ungarischen, beschäftigt sich die Publikation auch mit den verschiedenen Arten von Lacken und ihrer Entstehung. Ausgewählte Fachliteratur zu dem Thema, besonders ältere Werke, werden einer kritischen Analyse unterzogen.
"Wir wünschen uns eine lebendige Diskussion zu dem Thema, und dass wir künftig einheitliche Namen auf den Karten finden.", so Prof. Wegleitner.
Besonderen Dank sprechen die beiden auch Dr. Jakob Perschy, dem Leiter der Landesbibliothek aus, der das Projekt mit großem Interesse und Kompetenz unterstützt hat.
Interessierte können die Ausgabe auch erwerben:
Burgenländische Heimatblätter, 78. Jahrgang, Heft 3 u. 4, 2016
Tel: 057 600 2358
2,50 Euro
Burgenl. Landesarchiv
Europaplatz 1
7000 Eisenstadt
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