ADAC EcoTest 2017: Elektroautos und Plug-in-Hybrid am umweltfreundlichsten
Hyundai Ioniq Elektro vor VW-eGolf und Toyota Prius Plug-in Hybrid – die laut dem deutschen Autofahrerclub ADAC umweltfreundlichsten Autos. Erst auf Platz 8 folgt der erste klassische Benziner, auf Platz 13 der erste Diesel.
Wie viel verbraucht ein Auto? Wie viel des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) stößt es damit aus. Und wie viel an Schadstoffen – etwa Stickoxid (NOx)? Die zwei Kriterien für den ADAC EcoTest 2017. Bei dem prüfte das deutsche Pendant zum ÖAMTC 105 Fahrzeuge. Ergebnis: Die Top-Note von fünf Sternen gab es für vier Elektroautos: Hyundai Ioniq Elektro, VW e-Golf, Opel Ampera-e und Renault Zoe (41 kWh). Und für den Toyota Prius 1.8 Plug-in Hybrid – eine Ausnahme, weil die ansonsten getesteten Hybridmodelle laut ADAC insgesamt "enttäuscht" hätten. Die gesamte Rangliste finden Sie in der ADAC-Grafik anbei.
Sauberste Verbrenner mit Erdgas-Antrieb
Bestes Auto mit Verbrennungsmotor ist der Audi A4 Avant g-tron mit Erdgasantrieb auf Platz 6. Auf Platz 8 kommt der sauberste Benziner, der Kleinwagen Suzuki Ignis 1.2 SHVS. Grund: Der geringe Verbrauch und weil sein Motor ohne Direkteinspritzung vergleichsweise wenig Schadstoffe ausstößt. Als sauberster Diesel laut ADAC-EcoTest landet der Mercedes E 220 d T-Modell (mit Neungang-Automatik) dank aufwändiger Abgasreinigung auf Platz 13.
Sind E-Autos auch in der Gesamtbilanz "sauberer"?
Dass ein Elektroauto im Betrieb keine Abgase erzeugt, ist klar. E-Auto-Kritiker bemängeln jedoch, dass der CO2-Ausstoß umgerechnet teils nicht geringer als bei sparsamen Dieselmodellen sei. Grund: Etwa in Deutschland wird ein großer Teil des Stroms durch Kohlekraftwerke produziert, die viel CO2 ausstoßen. Dazu komme die energieaufwändige Produktion der E-Auto-Batterie, die wiederum Treibhausgase verursache.
Plädoyer für das E-Auto
Aber: Trotzdem produziere ein typisches Elektroauto im Laufe seiner Betriebsdauer nur die Hälfte dessen, was ein durchschnittliches Auto mit Verbrennungsmotor an Treibhausgas-Emissionen erzeuge. Sagt das Forschungsinstitut International Council on Clean Transportation (ICCT) nach der Analyse von elf Forschungsarbeiten zum Thema. Selbst gegenüber den sparsamsten Autos mit Verbrennungsmotor sei ein durchschnittliches E-Fahrzeug um 30 Prozent "sauberer".
Schon nach zwei Jahren Betrieb habe ein E-Auto den höheren CO2-Ausstoß durch die Batterieproduktion wettgemacht. Und bei umweltfreundlicherer Batterieproduktion und mehr Strom aus Wind- und Sonnenenergie werde sich der Vorteil der E-Autos weiter vergrößern – speziell dann, wenn die Akkus nach der Nutzung im Auto noch stationär als Stromspeicher weiterverwendet werden.
Bleibt die Kritik an der bisher vergleichsweise geringen Reichweite – und daran, dass es deutlich länger dauert, eine Batterie aufzuladen als einen Tank zu füllen. Als Alternative setzen speziell die deutschen Autohersteller wie Audi auf Gas und Flüssigkraftstoffe aus umweltfreundlich produziertem Strom.
Gas und Flüssigkraftstoffe aus "grünem" Strom besser?
Die Idee dahinter: Wind- und Sonnenkraftwerke produzieren gerade dann oft Strom, wenn er nicht verbraucht wird. Mit Hilfe der überschüssigen Elektrizität kann Wasserstoff und unter Beigabe von CO2 auch eine künstliche Form von Erdgas hergestellt werden – oder sogar ein flüssiger Treibstoff ähnlich wie Benzin. Vorteil: Beides lässt sich im Gegensatz zu Strom leicht speichern. Im Gegensatz zur schweren und großen Batterie im E-Auto genügt ein vergleichsweise kleiner, leichter Tank, der schnell gefüllt ist. Und: Die bereits vorhandenen Tankstellen könnten weiter genutzt werden – es müsste nicht erst ein leistungsfähiges Netzwerk an Ladestationen für E-Autos geschaffen werden.
Herstellung synthetischer Treibstoffe noch sehr ineffizient
Der Nachteil: Autos, die mit Gas oder Flüssigkraftstoff aus grünem Strom betrieben werden, sind zwar klimaneutral, erzeugen im Betrieb aber Schadstoffe – wenn auch weniger als beim Antrieb mit Benzin oder Diesel. Gerade in Städten mit schlechter Luftqualität könnten sie deshalb das Nachsehen gegenüber batteriebetriebenen Autos haben, die im Betrieb "abgasfrei" unterwegs sind. Zweiter Nachteil der aus Strom hergestellten synthetischen Treibstoffe: Bei ihrer Produktion geht viel Energie verloren. Laut den deutschen Thinktanks Agora Energiewende und Agora Verkehrswende braucht ein Auto, das mit synthetischem Treibstoff betrieben wird, fünfmal so viel Strom wie ein batteriebetriebenes Elektroauto.
Was dann weniger problematisch wäre, wenn der Strom billig aus erneuerbarer Energie hergestellt wird – etwa durch Sonnenkraftwerke in den Wüsten Afrikas.
Fazit: Es lässt sich weiter trefflich darüber diskutieren, was die für die Umwelt schonendste Antriebsform ist – allerdings spricht zunehmend mehr für das Elektroauto mit Batterie. Das beste Umweltgewissen darf allerdings haben, wer sein Auto möglichst oft stehen lässt oder gar ganz darauf verzichtet.
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