Damit aus Fehlern keine Zwischenfälle werden
Kontrollmethoden aus der Luftfahrt erhöhen die Sicherheit der Patienten
OBERPULLENDORF (EP). Die moderne Medizin wird zunehmend komplexer und zählt heute zu den Hochrisikobereichen. Risikomanagement stellt deshalb aktuell eine der größten Herausforderungen in den Krankenanstalten dar.
Die Krankenanstalten der KRAGES haben sich diesen Herausforderungen gestellt und mit Unterstützung des externen Beratungsunternehmens AssekuRisk ein neues Patientensicherheitssystem erarbeitet. „Mit diesem neuen Sicherheitssystem sind noch andere wichtige Ziele verknüpft: Bei der Implementierung von Checklisten geht es nämlich nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um ein neues System. Es geht auch um ein gemeinsames Verständnis aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was den Aufbau einer neuen Sicherheitskultur betrifft. Es geht um abteilungsübergreifendes und berufsgruppenübergreifendes Denken und Handeln sowie um die Kommunikation der MitarbeiterInnen untereinander und mit den PatientInnen“, zeigte sich Gesundheits- und Soziallandesrat Dr. Peter Rezar überzeugt.
Keine Verwechslungen mehr
„Falscher Fuß amputiert“, „Gesunde Niere entfernt“, „Patient im OP verwechselt“ - so oder ähnlich lauten die Schlagzeilen in den Medien, wenn in den Operationssälen Fehler passieren. 80% der auftretenden Fehler sind nicht technisch bedingt. Zu den nicht technischen bedingten Fehlerfeldern zählen: Kommunikation, Teamarbeit, Situationsbewusstsein und Entscheidungsfindung. Die Amputation des falschen Beines oder verwechselte Patienten sind nur die medienwirksame Spitze eines Eisberges. Übersehene Allergien, versehentlich verabreichte Überdosierungen oder vergessene Operationstücher sind leider auch in Österreich ein Thema, zeigen sich die Vertreter von AssekuRisk überzeugt: „Vergessen, verwechseln, übersehen“ sind dabei die großen 3.
Eckpfeiler
Im Bereich der Luftfahrt gibt es klare Methoden, die auch auf die Arbeit im Operationssaal erstklassig anwendbar sind. Man spricht von Techniken des „Crew Ressource Managements“ (CRM). Dessen Einsatz verbesserte die Sicherheit in der Luftfahrt vor rund 30 Jahren sprunghaft. Alle internationalen Fluglinien halten solche Trainings verpflichtend ab. Die Eckpfeiler sind 1:1 auf den Alltag im Krankenhaus übertragbar, müssen in der Umsetzung jedoch angepasst werden: Effizientes Teamwork, offene Kommunikation sowie optimierte Entscheidungsfindung in Risikosituationen. Alle internationalen Studien zeigen, dass diese Methoden - übertragen auf die Anforderungen im Spitalsbetrieb - auch die Fehlerquote in der Medizin sprunghaft verbessern können. Wie in der Luftfahrt ist es essentiell, dass ganze Teams zusammen trainiert werden. Man spricht daher von „Medical Team Trainings“. Studien zeigen deutlich: Die Schadensquote kann durch Medical-Team-Trainings deutlich gesenkt werden. AssekuRisk ist ein österreichisches Unternehmen. Es bündelt das aktuelle Wissen der Bereiche Medizin und Luftfahrt. Die besten Sicherheitsstrategien und Instrumente der Hochsicherheitsbranche Luftfahrt werden auf Ihre Tauglichkeit im Spitalsalltag überprüft, adaptiert und eingesetzt.
Vorzeigeprojekt
Für KRAGES Aufsichtsratsvorsitzenden Landesrat Dr. Peter Rezar ist das Projekt Patientensicherheit ein Vorzeigeprojekt, wie an die Umsetzung der Gesundheitsreform herangegangen werden kann: „Ein Schwerpunkt der Gesundheitsreform 2012 ist die Qualitätssicherung in der Gesundheitsversorgung. Durch die von AssekuRisk angewandten Schulungsmaßnahmen, unter Anwendung der für die Medizin adaptierten Werkzeuge und Strategien, können laut Experten von AssekuRisk Patientenschäden nachweislich um bis zu 50 % reduziert werden. Voraussetzung für wirksame und nachhaltige Verbesserung der Patientensicherheit ist ein ganzheitlicher Ansatz. In diesem Sinn ist es erforderlich, jeweils alle Personen des betreuten Bereiches entsprechend zu schulen und zu trainieren. Die dazu notwendigen Medical Team Trainings finden berufs- und hierarchieübergreifenden statt. Trainings dieser Art sind in der Luftfahrt gesetzlich vorgeschrieben.“
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