Burgenländische Familie ausgeforscht
Eltern produzierten Drogen, Kinder verkauften

- Vater, Mutter und Tochter sitzen in Eisenstadt in U-Haft, nur der Sohn befindet sich auf freiem Fuß.
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Ein florierendes Familienunternehmen der etwas anderen Art flog im Burgenland auf. Denn Vater, Mutter, Sohn und Tochter fungierten als Drogendealerring. Während die Eltern über Jahre hunderte Cannabispflanzen anbauten und ernteten, verkauften die Kinder den Stoff.
BURGENLAND. Da staunten burgenländische Kriminalisten nicht schlecht, als sie diese „Verwandtschafts-Drogenbande“ sprengten. Es gab Festnahmen, Hausdurchsuchungen, zahlreiche Verhöre, Sicherstellungen von Plantagen-Equipment und Aufzeichnungen sowie Beschlagnahmung von Suchtgift. Sämtliche involvierte Familienmitglieder brachen vor der Polizei ihr Schweigen.

- Bei Hausdurchsuchungen wurden von Kriminalisten der burgenländischen Polizei Drogen und Plantagen-Equipment sichergestellt.
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Der Vater
Der Vater, Ende 40, Angestellter mit rund 2.000 Euro Nettoeinkommen, mehr als 25 Jahre verheiratet, zwei Kinder, die nicht im gemeinsamen Haushalt wohnen. Nach anfänglicher Ausreden gestand der Mann, der selbst keine Drogen konsumiert, dass die im Anwesen gefundenen Utensilien ihm und seiner Ehefrau gehörten und das fertige Cannabis für den Verkauf durch seine beiden Kinder gedacht war.
Begonnen habe alles 2020, da bezog man die ersten Setzlinge aus Growshops in Wien und NÖ, die Gerätschaften zur Indoorzucht kamen aus Internet-Bestellungen. In einem Nebengebäude auf dem ehelichen Grundstück wurden dann nach und nach drei Zelte aufgebaut und zweimal im Frühjahr und zweimal im Herbst geerntet. Einige wenige Cannabispflanzen wuchsen Outdoor. Die geernteten und von ihm selbst gewogenen Drogen-Mengen hatte der Burgenländer auf Zettel notiert, die von Kriminalisten als Beweismittel gefunden worden sind.

- Über die Jahre bauten die Eltern mehrere hundert Cannabis-Pflanzen an, großteils in Zelten.
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Das fertig produzierte Cannabis habe man den Kindern um 70 Euro je zehn Gramm verkauft. Mit dem Geld wurden unter anderem Stromkosten und Geräte bezahlt. Tochter und Sohn hätten den Stoff, soweit dem Vater bekannt war, selbst konsumiert, aber auch für 100 Euro, also mit einem Gewinn von 30 Euro, veräußert. Er selbst habe die Plantagen aufgebaut, gegossen, gedüngt und generell betreut; seine Gattin half lediglich beim Schneiden der Ernte beziehungsweise beim Gewinn der Blüten. Insgesamt wären es mehr als 400 Pflanzen gewesen.
Die Mutter
Die Mutter, Anfang 50, Hausfrau, bestätigte im Wesentlichen die Angaben ihres Ehemannes. Meinte jedoch, dass die Cannabis-Zucht bereits 2019 begonnen hat und es vermutlich weniger als 300 Pflanzen waren. Bezüglich Suchtgift-Ernte schwankte sie zwischen 9,2 und 11,5 Kilo. Als Grund für den Drogen-Anbau sagte die Frau, dass sie und ihr Mann damit Geld machen wollten, es aber auch für die Kinder zum Eigenkonsum produziert haben. Aus der erwirtschafteten Blüten-Menge habe die Tochter rund 80 Prozent, den Rest der Sohn erhalten.
Die Tochter
Die Tochter, Ende 20, arbeitslos, teilweise selbst Drogenkonsumentin, gab zu Protokoll, dass sie im Auftrag ihrer Eltern zweimal je 32 Stück Cannabissetzlinge zum Stückpreis zwischen 12 und 14 Euro besorgt hat. Mutter und Vater hätten die Plantagen-Zucht, so ihre Meinung, nur wegen des Geldes gemacht. Dabei schätzte sie die Ernte-Ausbeute auf neun bis 14 Kilogramm.

- Die Eltern produzierten Cannabis-Blüten, die Kinder konsumierten und verkauften den Stoff.
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Als Abnehmer habe es zuletzt nur sie und ihren Bruder gegeben, wobei sie durchschnittlich rund 10 Dekagramm pro Monat, somit 1,2 Kilo pro Jahr erhalten habe. Einkaufspreis von den Eltern für abgepackte 50 Gramm waren 350 Euro. Verkaufspreis 500 Euro. Sie selbst errechnete in Summe 6,4 Kilo Cannabisblüten, die sie in den vergangenen fünf Jahren gewinnbringend verkauft habe.
Der Sohn
Der Sohn, Anfang 20, Angestellter, Nettoeinkommen 2.000 Euro, teilweise selbst Drogenkonsument, erklärte gegenüber den Fahndern, er hat in 41 Monaten rund 4,1 Kilo „Stoff“ von seinen Eltern erhalten, davon rund 3 Kilo verkauft. Den Erlös von 28.700 Euro hätte er Mutter und Vater übergeben. Und stellte im Verhör fest, dass er selbst kein Geld behalten, sondern sämtliche Umsätze seinen Eltern abgeliefert habe.

- Starverteidigerin Ina-Christin Stiglitz vertritt die Mutter der burgenländischen "Drogendealer-Familie".
- Foto: Julia Dax-Sinkovits
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Von Staranwältin Ina-Christin Stiglitz wird die Mutter der auf kriminelle Abwege gelangten Familie vertreten, die auf Anfrage erklärte: „Meine Mandantin hat nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Dafür wird sie sich auch schuldig bekennen!“
Untersuchungshaft
Sowohl die Eltern als auch die Tochter sitzen derzeit in U-Haft, lediglich der Sohn befindet sich auf freiem Fuß. Der Prozess findet demnächst im Landesgericht Eisenstadt statt.





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