Flucht in die Freieit
Hans Iby aus Neckenmarkt erinnert sich
Vor 30 jahren, im August 1989, flüchteten tausende Bürger aus dem kommunistischen Ostdeutschland illegal über Ungarn in das Burgenland.
NECKENMARKT (EP). Erst ab 11. September 1989 war die Ausreise erlaubt, davor spielten sich oft dramatische Szenen an den Grenze ab. Viele versuchten mit Helfern aus dem Burgenland durch den Stacheldrahtverhau zu kommen.
Einer der das Geschehen vor Ort mit erlebte war Hans Iby, bis vor drei Jahren Bürgermeister der Gemeinde. Er und sein Freund Karl Schöll erinnern sich noch genau an den 2. August 1989, als um fünf Uhr früh plötzlich ein Flüchtling vor ihnen stand. "Er war total entkräftet. Wir machten ihm ein Frühstück, dann nahm ich ihn mit nach Hause wo er sich duschen konnte", erinnert sich Hans Iby. Der Flüchtling berichtet, dass im Raum Sopron tausende Flüchtlinge nur darauf warteten, über die Grenze nach Österreich flüchten zu können.
Innige Freundschaft
"Wir fuhren dann nach Ungarn, die Stimmung dort auf den Campingplatz war angespannt." Innerhalb weniger Tage kamen 200 Flüchtlinge nach Neckenmarkt. "Sie waren erschöpft, aber sehr erleichtert es geschafft zu haben. Viele haben geweint als sie von ihren Erlebnissen auf der Flucht erzählt haben", erinnert sich Iby. Ein anderes Ehepaar, Uwe und Elke Meyer flüchteten damals aus ihrer Heimat. Bis heute verbindet sie mit Neckenmarkt und den Bewohnern eine innige Freundschaft. Uwe Meyer erregte bereits in jungen Jahren die Aufmerksamkeit der Stasi, weil er zum Tag der Republik öffentlich die Fahne der DDR verbrannte. "Ich wurde deshalb verhaftet und eingesperrt, man ließ mich zwar nach drei Tagen frei, da man mich aber auf meiner Arbeitsstelle dringend benötigte. Obwohl ich geschlagen und misshandelt wurde, musste ich vor meiner Entlassung ein Dokument unterschreiben, dass es mir in meiner Zelle gut ging", erinnert sich der Maschinenbauingenieur.
Keine Zeit verlieren
Der Entschluss zu flüchten reifte, nachdem Uwe Meyer sich weigerte während seiner Zeit als Soldat der Volksarmee den Schießbefehl an der Berliner Mauer zu vollziehen. 1989 kam Uwe zum Entschluss die Flucht über Ungarn zu versuchen. "Ich fuhr mit drei Kumpels nach Ungarn und führte eine Gruppe von insgesamt 23 Personen durch den Eisernen Vorhang nach Neckenmarkt." Niemand durfte etwas von seinem Vorhaben erfahren. Nachdem ihm die abenteuerliche Flucht über Ungarn nach Neckenmarkt gelungen war, holte Uwe Meyer auch seine Elke nach. "Ich wurde wegen Uwes Flucht verhört, ich musste mit weiteren Repressalien durch die Stasi rechnen. Wir durften also keine Zeit verlieren." Elke Meyer schaffte es bis Sopron auf einen Campingplatz, dort wollte sie auf Uwe warten. Dabei ging einiges schief, Elke landete schließlich in einem Flüchtlingslager in der Nähe des Plattensees, wo Uwe sie unter Tausenden fand. "Es ist 30 Jahre her, aber ich kann mich an jede Stunde der Flucht erinnern", so Elke Meyer, die mit ihrem Mann in Nordrhein Westfalen eine neue Heimat fand. Beide haben die damalige Flucht nicht bereut, noch heute kommen sie gerne nach Neckenmarkt. "Der Kontakt zu unseren Freunden hier ist nie abgerissen, wir werden nie vergessen, was die Neckenmarkter für uns getan haben."
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