Schlossspiele Kobersdorf
"Trautmann" als Menschenfeind!
Die Schlossspiele Kobersdorf bringen heuer „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ von Ferdinand Raimund auf die Bühne. In seiner 20. Saison übernimmt Intendant Wolfgang Böck mit dem Menschenfeind „Rappelkopf“ eine der beiden Hauptrollen.
KOBERSDORF. Im Vergleich zu anderen Interpreten der Rolle setzt Böck weniger auf subtile Textgestaltung als auf herben Trautman-Charme. Der Kaisermühlen-Blues lässt grüßen. Die Sympathie des Publikums ist ihm dennoch oder gerade deshalb sicher.
Starke Ensembleleistung
Gerhard Kasal bietet als Alpenkönig die differenzierteste Leistung des Abends. Die meisten Lacher erhält Alexander Jagsch als Diener Habakuk. Das gesamte Ensemble überzeugt durch vollen Einsatz. Die Arkaden des Schlosshofes bieten ideale Gegebenheiten für rasche Szenenwechsel und werktreue Personenführung, wobei die Regie von Michael Gampe dem Text den Vortritt überlässt. Etwas enttäuschend das spartanische Bühnenbild von Erich Uiberlacker und die alltäglich anmutenden Kostüme von Gerti Rindler-Schantl. Das „romantisch-komische Original-Zauberspiel“ - so der Untertitel - böte hier viele Möglichkeiten. Hingegen ist die Lichtregie sehr gelungen.
Tiefgründiger Text
Erzählt wird die Geschichte des Gutsbesitzers Rappelkopf, der sich seiner Familie entfremdet hat und in allen Mitmenschen eine Bedrohung sieht. Auf diese Weise zum Menschenfeind geworden zaubert ihn der übermächtige Alpenkönig in einen Rollentausch und führt ihn damit zur Besinnung. In diesem Stück greift Raimund das Thema der Selbstkonfrontation auf, und nimmt damit viel der späteren Psychoanalyse Freuds vorweg.
Ein gesellschaftliches Ereignis
Die Premiere der Schlossspiele ist stets auch ein gesellschaftliches Ereignis. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Gesellschaft gaben sich auch heuer in Kobersdorf ein Stelldichein. Schlossherrin Dr. Anni Schlanitz-Bolldorf stimmte geladene Gäste bei einem Sektempfang im Schlossgarten auf den Theaterabend ein.
Stellvertretend für viele weitere Gäste seien die Ehepaare Doskozil, Schneemann, Dorner und Tremmel sowie Landtagspräsidentin Verena Dunst genannt. Die Intendanten Eduard und Johannes Kutrowatz, KS Clemens Unterreiner, Christian Kolonovits, Dany Sigl und Marianne Mendt waren ebenso vor Ort wie Baulöwe Richard Lugner und viele andere.
Lange Tradition
Theateraufführungen im Schloss Kobersdorf haben eine über viele Jahre zurückreichende Tradition. Auf Initiative der Gemeinde Kobersdorf wurden die Schlossspiele 1972 gegründet. Bis 1987 wurde Experimentaltheater gespielt. Unter der Intendanz von Rudolf Buczolich 1988 bis 2003 widmeten sich die Schlossspiele Kobersdorf hauptsächlich der Komödie. Mit Wolfgang Böck wurden die Schlossspiele zu einem der Höhepunkte des Kulturlebens im Burgenland.
Bis 30.07.2023 jeweils von Donnerstag bis Sonntag finden weitere Vorstellungen statt.
Infos und Karten unter: https://www.schlossspiele.com/
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