Interview
Christina Schekolin – Vom Lehrling zur Junior-Chefin

Wurde vom Lehrling zur Junior-Chefin: Christina Schekolin | Foto: Christina Schekolin
  • Wurde vom Lehrling zur Junior-Chefin: Christina Schekolin
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Interview mit Christina Schekolin, Junior-Chefin von "Juwelier Zauner" in Oberpullendorf, über ihre Lehrzeit, ihren Werdegang und die Fähigkeiten, die Lehrlinge mitbringen müssen

BEZIRKSBLÄTTER: Warum haben Sie sich für die Lehre zur Gold- und Silberschmiedin bzw. Juwelierin entschieden?
SCHEKOLIN: Nachdem ich meine Matura am Gymnasium Oberpullendorf erfolgreich abgelegt habe, ermöglichten meine Eltern mir ein Sabbat-Jahr um herauszufinden, was ich tatsächlich machen möchte. Anschließend begann ich ein Studium in Wien, dabei stellte sich schnell heraus, dass es nicht das Richtige für mich war. Diese Erkenntnis gewann ich quasi pünktlich zum damaligen Weihnachtsgeschäft. Um etwas zu tun zu haben, unterstütze ich meine Familie im Betrieb so gut ich konnte. Es hat mir Spass gemacht, sehr viel Spass sogar! Also beschlossen wir gemeinsam, dass mein nächster Schritt eine Lehre im Einzelhandel sein sollte. In Ermangelung eines Ausbildungsplatzes innerhalb der Branche durfte ich meine Lehre mit meinem Vater als Lehrherren absolvieren. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, war es eine Herausforderung der besonderen Art. Privates und Geschäftliches zu trennen, ist nicht immer so leicht gewesen.

Wie ist Ihnen Ihre Lehrzeit noch in Erinnerung? Welche positiven oder auch negativen Aspekte fallen Ihnen dazu ein?
Die Lehre an sich, als Instrument um in einen Beruf hineinzuwachsen, ist eine wunderbare Lösung. Bedauerlicher Weise ist die theoretische Ausbildung in der Berufsschule Eisenstadt ein reines Selbststudium, da der Fachbereich so gut wie in keinem Jahrgang vertreten ist – das war für mich der negativste Punkt meiner Lehre. Aber durch die Lehre habe ich jeden noch so kleinen Aufgabenbereich bis ins kleines Detail kennengelernt. An manchen Tagen hatte man das Gefühl, das manche Dinge ja unmöglich zur Tätigkeit einer Handelsangestellten passen, aber ein Juweliersbetrieb ist vom Arbeitsaufwand doch um einiges mehr als Verkauf, Warenmanagement und Warenpräsentation. Wir betreiben auch eine kleine Werkstätte für Uhren und Schmuck, knüpfen Perlenketten, beraten bei Sonderanfertigungen.

Wie lässt sich Ihr Werdegang zur jetzigen Junior-Chefin beschreiben? Welche Höhen und Tiefen haben Sie bisher erlebt?
Als Tochter des Chefs ist der Weg zu dessen Nachfolge quasi vorgezeichnet. Mit seiner gesamten Familie in einem Unternehmen zu Arbeiten birgt den einen oder anderen Konflikt, oft werden Anliegen mehr auf der emotionalen als auf der rationalen Seite behandelt, aber der Zusammenhalt ist und bleibt unvergleichlich. Es fliegen also sprichwörtlich zwischendurch die Fetzen, man verträgt sich aber schnell wieder. Und jeder muss sich seine Position durch harte Arbeit verdienen, sich für keine Arbeit zu fein sein. Auch den Boden wischen ist bei uns zum Beispiel Chefsache. Es gibt Tage da läuft einfach nichts rund und an manchen Tagen kommt ein Kunde der dich mit Worten in Richtung „Danke das ihr immer so freundlich für uns da seid“ verlässt und man weiß auf einmal wieder, warum man tut was man tut. Das man die Arbeit macht wenn sie anfällt und sei es ausserhalb der Öffnungszeiten, gehört ganz selbstverständlich dazu wenn man Junior-Chefin ist.

Welche Charakteristiken und Fähigkeiten müssen Lehrlinge in Ihrem Beruf mitbringen? Große Lebensfreude, einen extrovertierten Charakter und viel Einfühlungsvermögen, um auf die Wünsche des Kunden eingehen zu können. Ein Lehrling in unserem Beruf muss sehr selbstständig Arbeiten können und wollen, ein gewisses handwerkliches Geschick mitbringen – das Wechseln einer Batterie ist durchaus auch die Aufgabe der Verkäufer.

Bilden Sie heute auch selbst Lehrlinge aus?
Im Moment leider nicht, da wir quasi überbesetzt sind. Als Vorbereitung für die Zeit, wenn meine Eltern in Pension sind, kann ich mir aber gut vorstellen, einen Lehrling auszubilden.

Wie stehen Sie grundsätzlich zur Lehre? 
Eine Lehre ist immer Praxisorientiert. Was wir tun, kann man nicht ausschließlich aus einem Buch lernen. Gewisse Dinge muss man sich zwar anlesen, aber es einfach unerlässlich praktisch zu lernen.

Was halten Sie von der Lehre mit Matura?
Bildung ist immer wichtig! Mein Kompliment an jeden Lehrling, der sich für diesen Weg entscheidet. Es ist wunderbar, dass diese Möglichkeit für jene geschaffen wurde, für die der klassische Weg zur Matura nicht der Richtige war.

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