„71 oder der Fluch der Primzahl“
Als die Tragödie vom Mittelmeer ins Burgenland schwappte
Die 71 toten Männer, Frauen und Kinder im Kühl-LKW von Parndorf wurden vor eineinhalb Jahren zur tragischen Personifikation der Ankunft der Flüchtlingstragödie in der Mitte Europas.
Die Koproduktion „71 oder der Fluch der Primzahl“ der Theaterinitiative Burgenland mit dem Offenen Haus Oberwart und der Gemeinde Parndorf soll diesen auf 15 Quadratmeter Ladefläche gestorbenen Menschen ein immaterielles Denkmal setzen.
21 AutorInnen des Burgenlands umkreisen für das Theaterstück das Umfeld der Tragödie auf der A4 in ihren Texten. Die Inszenierung von Regisseur Peter Wagner verwebt diese Texte der Autoren mit Interviews mit Menschen, die an der Aufarbeitung des Grauens beteiligt waren, zu einer dichten Dramaturgie. Tania Golden, Gernot Piff, Petra Staduan, Georg Leskovich und Bella Ban als Darsteller verkörpern die vielen Gesichter der Auseinandersetzung mit dem Geschehenen.
Auch Musik spielt eine zentrale Rolle in der Aufführung: nicht im Sinne eines Requiems, sondern als "Lebensmusik". „Denn alle Menschen, die fliehen, brechen in der Hoffnung auf ein Leben auf.“, so Regisseur Peter Wagner. Für viele endet diese Hoffnung mit dem Tod.
Für 71 endete sie im August 2015 in der Hitze der Ladefläche eines Kühl-LKW. 70 der Opfer konnten bisher identifiziert werden, sie wurden in Wien oder in ihrer Heimat bestattet. Bei ihrer Rückreise waren sie nicht mehr auf die Gnade von skrupellosen Schleppern angewiesen. Tote reisen per Flugzeug.
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