Kickerin Jennifer Pöltl: "Ich bin vom EM-Hype überrascht!"
Seit Jahren selbst von der Euphorie im Damen-Fußball infiziert, wechselte Jennifer Pöltl (25) zum USC Landhaus.
STEINBERG (O.Frank). Der Boom beim Frauen-Fußball ist kein Strohfeuer mehr, zeigt der Daumen und der Trend nach oben. Frauen-Fußball ist ein Hingucker geworden, spätestens nach dem Halbfinal-Aus der Österr. Nationalmannschaft gegen Dänemark hat das Klischeedenken einen enormen Umbruch erfahren. Dennoch brauchen die Spielerinnen neben dem Fußball nach wie vor ein finanzielles Standbein. Wie auch Jennifer Pöltl, die nach drei Meistertiteln und fünf Cupsiegen Meister SKN St. Pölten verließ. Weil auch der Aufwand immer höher wurde. 2012 stand die 25-Jährige, die am Freitag ihren Geburtstag feierte, rund zwei Mal pro Woche am Trainingsplatz, steigerte sich das Pensum „bis zu sieben Mal wöchentlich“, erzählt die Steinbergerin. Neben Studium, Ausbildung und Job. Mit einhergehend war die tägliche Anreise nach St. Pölten: 320 Kilometer täglich, etwa 60.000 Kilometer im Jahr. „Ich habe viel Zeit im Auto verbracht“, schmunzelt sie. Die durch ihre positive Ausstrahlung und freundliche Stimme beeindruckt, sich selbst als ausdauer-, zweikampf- und dribblingsstark sieht – und in Zukunft auch im Klassenzimmer: Die studierte AHS-Lehrerin für die Unterrichtsfächer Sport und Psychologie unterrichtet seit Feber im Gymnasium Oberpullendorf. „Jetzt kommt neben Turnen Englisch dazu“, freut sie sich auf den Schulbeginn.
"Zumindest 2. Platz erreichen!"
Aber auch auf die in zehn Tagen beginnende Bundesliga-Saison mit dem USC Landhaus, ein für Wiener Verhältnisse kleiner Klub im 21. Wiener Gemeindebezirk. Jedoch mit großen Beziehungen. Seit zwei Jahren läuft die Kooperation mit der Wiener Austria. „Schon jetzt spielen wir mit violetten Dressen“, zeigt sich Jennifer Pöltl ob der Dressenfarbe zufrieden. Spätestens nächstes Jahr soll das Training auf die Fußballakademie der Wiener Austria verlegt werden. Ein Boom ist beim Tabellenvierten der abgelaufenen Saison zweifelsfrei spürbar. Und Jennifer Pöltl erzählt davon gerne und sie erzählt gut. Sie kann einen regelrecht begeistern – und auch amüsieren. Als würde sie auch Aufklärungsarbeit pro Damenfußball machen. Weil dieser Sport nicht nur ein ästhetisches Erlebnis ist, etwas fürs Auge geworden ist, sondern auch schneller, athletischer, aggressiver und oft ein sehr hohes Niveau erreicht. Was auch das Ziel von Jennifer Pöltl in der neuen Meisterschaft ist. „Wir wollen zumindest auf dem 2. Platz landen“, so die auf der linken Seite universell einsetzbare Neo-Kickerin des USC Landhaus.
"Leben kann man davon nicht!"
Für die weitere Einsätze im österr. Damen-Nationalteam ("Die Euphorie und der derzeitige Hype überraschen mich!") trotz vieler Einsätze in den vergangenen Jahren eher unwahrscheinlich sind. Denn jede Zukunft hat auch eine Vergangenheit. Und da merkte Jennifer Pöltl, dass Trainer Dominik Thalhammer vermehrt Spielerinnen mit Auslandserfahrung auflaufen lässt und für den eigenen Beruf neben dem Fußball kaum Verständnis gezeigt wurde. „Professionelles Arbeiten ist zwar wünschenswert, aber dann sollte man davon auch leben können“, bringt sie es auf den Punkt. Und da hinkt der Frauen-Fußball den männlichen Kollegen noch gehörig hinterher …
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