Rechnitzerin erhielt Sicherheitsverdienstpreis
"Betrugsanruf" war Einladung der Polizei
Mit Mut und Cleverness überführte eine Rechnitzerin, wie exklusiv berichtet, fiese Telefon-Kautionsbetrüger. Dafür wurde die Geschäftsfrau nun mit dem Sicherheitsverdienstpreis geehrt. Warum sie den beinahe abgelehnt hätte... hier das Interview.
RECHNITZ. Über 5 Stunden hielt Leopoldine Zöhrer (65) die Anrufer am Apparat. Führte langatmige Gespräche, schauspielerte und ging – in Absprache mit der Polizei – zum Schein auf Forderungen der Kautionsbetrüger ein. Die Verbrecher wollten nämlich von der Geschäftsfrau eine „Freilass-Kaution“ ergaunern. Wegen eines angeblichen Verkehrsunfalles, den ihre Tochter verschuldet hatte und deshalb im Gefängnis sitzen würde. Dass die Südburgenländerin „nur“ Mutter eines Sohnes ist, wussten die Kriminellen nicht.
Handschellen statt Geld
Statt sich über geforderte 86.000 Euro freuen zu können, klickten Ende 2023 für drei Bandenmitglieder die Handschellen. Im polnischen Täter-Fahrzeug stellten Kriminalisten eine Waffe, einen gefälschten Führerschein sowie elektronische Beweismittel sicher.
„Am Dienstag bin ich als Zeugin im Landesgericht Wien geladen. Da findet der Prozess gegen die Kautionsbetrüger statt. Angeblich waren die schon in Deutschland in Haft. Alles in allem soll es sich um eine große Sache handeln, mit Delikten in Millionenhöhe, so habe ich das gehört!“, schilderte die taffe Chefin der Manufaktur „Broetchenstube.at“ im Interview mit „MeinBezirk“.
Sicherheitsverdienstpreis
Anfang April erhielt Leopoldine Zöhrer im Rahmen eines Festaktes in Eisenstadt den burgenländischen Sicherheitsverdienstpreis verliehen. Einer der Gratulanten, Landespolizeidirektor Mag. Martin Huber, bedankte sich in seiner Rede für die Zivilcourage und überreichte den mit 1.300 Euro dotieren Preis.
„Ich bin nicht interessiert!“
Dass die 65-Jährige diesen Scheck freudestrahlend entgegennehmen konnte, war gar nicht selbstverständlich. „Eines Tages hat mir eine unbekannte Frauenstimme telefonisch mitgeteilt, dass ich einen Preis gewonnen habe. Meine Antwort war kurz und knapp. 'Ich bin nicht interessiert. Ich will das nicht!' Dann hab ich aufgelegt!“ Nach einer kurzen Lachpause folgte: „Weil ich gedacht habe, da versucht schon wieder so ein Gfrastsackl, mich hineinzulegen!“
Ein „echter Polizeianruf“
Also rief die Südburgenländerin kurz darauf bei der Polizeiinspektion Rechnitz an und wollte von einem kriminellen Déjà-vu berichten, als „mir ein Beamter sagte, dass das ernst und ein echter Anruf der Polizei war!“, so die Geschäftsfrau. Erst jetzt hörte sie aufmerksam zu und erfuhr, dass es „tatsächlich um einen Preis und eine Auszeichnung ging!“
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