Krankenhaus Oberwart
Bis zu einem Jahr Wartezeit auf OP-Termine

- Für Magnetresonanztomographie-Untersuchungen (MRT) gibt es eine lange Wartezeit.
- Foto: Gesundheit Burgenland
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Extreme Wartezeiten für Termine bei Kassen-Fachärzten und für Operationen in burgenländischen Krankenhäusern. In der Klinik Oberwart etwa knapp ein Jahr für Knie oder Hüfte, fast fünf Monate für einen MRT-Check mit Kontrastmittel. Geduld ist auch bei Kassen-Frauenärzten angesagt, da können bis zu einer Untersuchung mehrere Wochen vergehen, bei Kassen-Internisten sind es ein paar Monate. Laut Ärztekammer leider kein unbekanntes Problem.
BEZIRK OBERWART. Negative Ergänzung dieser Warteliste mit Stand Mitte März 2025: Da es im Bezirk Oberwart keine Augentagesklinik gibt, muss man in die Klinik Oberpullendorf ausweichen und mit 573 vorgemerkten Patienten rund drei Monate auf einen Termin warten.
Alternativ bietet sich die Klinik Güssing an – dort gibt es zwar nur 290 vorgemerkte Patienten, allerdings beträgt die Wartezeit satte 6,6 Monate. Eine Station für Dermatologie (Haut) ist laut Ärztekammer in keiner burgenländischen Klinik verfügbar, da muss man generell nach Wien, Niederösterreich oder in die Steiermark fahren.

- Beinahe ein Jahr wartet man in der Klinik Oberwart auf eine Knie-Operation, knapp elf Monate auf einen Gelenkersatz.
- Foto: Homepage der Gesundheit Burgenland
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Monatelange Wartezeiten
Zahlreiche Kassen-Patientinnen und -Patienten haben sich bereits bei MeinBezirk gemeldet und ihre Odyssee bezüglich Wartezeiten kundgetan. Verärgert heißt es da etwa: „Ich habe Anfang März um einen Internisten-Termin gebeten und die Antwort nicht glauben können. Man hat mich auf Anfang August vertröstet!“
Ähnlich die negative Erfahrung eines 14-jährigen Mädchens: „Bei mir gab es eine unklare Unterleibssituation. Bei der Gynäkologin kam ich erst vier Wochen später dran!“ Zu seiner MRT-Untersuchung meinte ein Oberwarter: „Sechs Wochen musste ich warten, erst dann war Platz für mich. Wenn ich da etwas Problematisches habe, kann ich zwischenzeitlich schon gestorben sein!“
Ärzte-Abwanderung
Diese triste Situation liegt mit Sicherheit nicht am engagierten Personal. Woran also krankt es? „Ein Hauptgrund ist sicher, dass wir punkto Honorar im Burgenland das Schlusslicht sind. Und da überall Kassenärzte fehlen, in anderen Bundesländern aber mehr Geld bezahlt wird, darf man sich nicht wundern, dass Ärzte zum Beispiel nach Niederösterreich oder in die Steiermark abwandern!“, erläutert Sabine Reichl, Juristin und Kammeramtsdirektorin-Stellvertreterin.

- Knapp fünf Monate sollte man Zeit haben, wenn man im Krankenhaus Oberwart eine MR-Untersuchung benötigt.
- Foto: Homepage der Gesundheit Burgenland
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Weiter problematisch: „Derzeit ist auch die Möglichkeit beschränkt, dass Kassenfachärzte wie etwa Gefäßchirurgen oder Anästhesisten in Krankenhäusern mitarbeiten dürfen. Grundsätzlich nämlich nur 10 Stunden, mit Kassen-Genehmigung maximal 15 Stunden. Da muss sich die ÖGK (Anm. d. Red.: Österreichische Gesundheitskasse) bewegen und offener werden. Auch im Zusammenhang mit der Erleichterung bei gemeinsamen Arztpraxen. Gerade bei jungen Ärztinnen und Ärzten ein großes Thema!“
"ÖGK muss sich bewegen"
Warum weniger Medizinerinnen und Mediziner ins Burgenland wollen, sieht Sabine Reichl aber auch darin, dass „wir keine eigene Med-Uni haben. Oftmals bleiben die Ärzte dort, wo sie ausgebildet worden sind!“ Den Plan des Landes, eine eigene Uni im Burgenland zu installieren, sieht die Kammeramtsdirektorin-Stellvertreterin daher grundsätzlich positiv, wenngleich noch kaum Details bekannt sind.
Punkto Ausbildung gibt es aber trotzdem bereits Positives zu berichten, „denn die ist im Burgenland top. Wer Allgemeinmediziner werden will, muss bei niedergelassenen Ärzten eine sogenannte Lehrpraxis machen. Da haben wir voriges Jahr österreichweit den ersten Platz belegt!“ Zurückkehrend zu den Wartezeiten meinte Sabine Reichl: „Uns sind solche Beschwerden nicht unbekannt, die gehen auch bei uns ein. Wir versuchen zu helfen, wo Hilfe möglich ist!“

- Die Wartezeiten in der Klinik Oberwart sind teils beträchtlich.
- Foto: Michael Strini
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Rückstau durch Umsiedlung
Seitens der „Gesundheit Burgenland“ führt man auf Anfrage von MeinBezirk die Wartezeiten bei MRT-Untersuchungen auf einen Patienten-Rückstau zurück, der „in der Siedlungsphase vom alten ins neue Krankenhaus Oberwart“ entstanden ist und „sukzessive aufgearbeitet wird“, so die offizielle Stellungnahme. Weiters heißt es, dass „im Burgenland laufend investiert wird, während anderswo Spitäler geschlossen werden!“
Anders als die Ärztekammer bei Kassen-Medizinern sieht die „Gesundheit Burgenland“ auch kein Abwanderungs-Problem von Spitals-Ärzten. Sondern spricht davon, dass „durch mehrere Maßnahmen in den vergangenen Jahren – unter anderem das Ärztegehaltspaket und die Attraktivierung der Klinik-Standorte es gelungen ist, dass heute nur noch vereinzelte Arzt-Stellen vakant sind. Der österreichweit beklagte „Ärztemangel“ ist im Burgenland kein Thema mehr!“
Erhöhte OP-Nachfrage
Den Grund für längere Wartezeiten bei Operationen ortet man bei der „Gesundheit Burgenland“ unter anderem durch „die erhöhte Nachfrage nach komplexen Operationen und Untersuchungen. Gründe sind die immer älter werdende Gesellschaft sowie ein Aufholen der im Zuge der Corona-Pandemie von Patientenseite aufgeschobenen Operationen. Probleme, die österreichweit verbreitet sind!“ Und ergänzt: „Auch das laufend verbesserte Leistungsangebot im Zuge der Offensivstrategie im Gesundheitsbereich des Landes trägt dazu bei, dass vermehrt Leistungen in den Kliniken der Gesundheit Burgenland nachgefragt werden, weil ein Ausweichen nach Wien oder Graz nicht mehr nötig ist!“
Spitzenmedizin
Und schließt die schriftliche Stellungnahme mit: „Die Gesundheit Burgenland versucht dem durch mehr Personal sowie den Aus- bzw. Umbau von OP-Kapazitäten an allen vier Klinik-Standorten Rechnung zu tragen. Ziel ist es, allen Burgenländerinnen und Burgenländern Spitzenmedizin in Wohnortnähe bieten zu können. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass auch speziell in Oberwart laufend positive Schritte gesetzt werden, um die Patientenversorgung weiter zu optimieren!“
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