Internationale Jury besuchte die Dörfer
„Brücken bauen“ – Stadtschlaining geht neue Wege
Die bunte Stadt des Friedens ist die heimische Vertreterin beim Europäischen Dorferneuerungspreis.
STADTSCHLAINING. 21 Teilnehmer aus ebenso vielen Regionen aus zwölf verschiedenen Staaten machten sich um den begehrten Europäischen Dorferneuerungspreis 2022, der unter dem Motto „Brücken bauen“ steht. Die international und interdisziplinär besetzte Jury hat Anfang September im Rahmen von zwei Online-Meetings mit dem mehrstufigen Bewertungs-Vorgang begonnen, der im Oktober mit Vor-Ort-Besichtigungen der Wettbewerbsorte seine Fortsetzung findet.
Schlaining vertritt Burgenland
„Das Burgenland ist stolz, dass wir heuer Stadtschlaining als Teilnehmerin in den Wettbewerb schicken können!“, so LH-Stv. LR Astrid Eisenkopf. „Es ist irgendwie die logische Weiterführung der Jubiläumsausstellung „Wir sind 100“. Somit geht Stadtschlaining stellvertretend für das ganze Burgenland in diesen Wettbewerb.“ 1995 wurde in Stadtschlaining ein koordinierter Dorferneuerungsprozess gestartet. Vieles ist seither passiert und die Entwicklungen sind auch international wahrgenommen worden. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Stadt als Musterbeispiel unserer Region ausgewählt worden ist!“, sagt Bürgermeister Markus
Szelinger.
Jury vor Ort in den Ortsteilen
Am Donnerstag, 6. Oktober 2022 verschaffte sich eine internationale Jury vorort einen Eindruck und besuchte alle fünf Ortsteile (Stadtschlaining, Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental). Dabei stand vor allem die Begegnung und der Austausch mit der Bevölkerung im Mittelpunkt. „Die Dorfgemeinschaft und das Engagement für die Lebensregion ist bei uns wirklich enorm!“, sagt Werner Glösl vom Verein Zukunft Schlaining, der die kulturtouristischen Programmangebote organisiert. „Die Teilnahme an diesem Wettbewerb ist daher auch ein großer Ansporn, uns wieder weiterzuentwickeln.“
Werner Glösl: "Die Teilnahme an diesem Wettbewerb ist ein großer Ansporn, uns weiterzuentwickeln!"
Die Entscheidung fällt im Winter 2022, die Preisverleihung wird im Mai 2023 im Siegerort von 2020, der Gemeindeallianz Hofheimer Land, Bayern, Deutschland, stattfinden. Den erfolgreichsten Teilnehmern winkt auch ein Eintrag in die Online-Roadmap der besten Dorf- und Gemeindeentwicklungsprojekte Europas.
Europäischer Dorferneuerungspreis
„Gerade in Zeiten, in denen das Wort Krise viele zu lähmen, zu verunsichern oder zu deprimieren scheint, ist es von unschätzbarem Wert, wenn Menschen die Initiative ergreifen und aktiv die Zukunftsfähigkeit ihres unmittelbaren Lebensraumes stärken. Genau das geschieht in den Dörfern, die sich um den 17. Europäischen Dorferneuerungspreis beworben haben“, zeigte sich die Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, anlässlich der ersten Bewertungssitzung Anfang September überzeugt. Es sei beeindruckend, mit wie viel Mut, Kreativität, Beharrlichkeit, Weitblick und Offenheit Projekte umgesetzt werden, die nachhaltig die ökonomische Potenz, die ökologische Qualität, den sozialen Zusammenhalt und den kulturellen Reichtum der jeweiligen Dörfer festigen.
Eintrag in virtuelle „Roadmap“ winkt
Veranstalterin des Wettbewerbes, der seit 1990 im Zweijahresrhythmus ausgelobt wird, ist die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. Neben dem „Europäischen Dorferneuerungspreis 2022“ werden auch Europäische Dorferneuerungspreise in Gold, Silber und Bronze sowie „Lobende Anerkennungen“ vergeben. Neben Trophäe und Plakette winkt den erfolgreichsten Teilnehmern ein Eintrag in eine elektronische „Roadmap“, auf der die europaweit besten Dorferneuerungsorte auf einer virtuellen Landkarte per Mausklick auffind- und abrufbar sind.
Die Mitglieder der Wettbewerbsjury werden in den nächsten Wochen in Kleingruppen alle teilnehmenden Orte besichtigen, ehe im Zuge einer weiteren Bewertungssitzung im Spätherbst/Winter 2022 die Entscheidung fällt. Die Preisverleihung wird im Mai 2023 in der Gemeindeallianz Hofheimer Land e.V., der Siegerin des Wettbewerbes 2020, stattfinden. Bewertet wird, wie das teilnehmende Gemeinwesen auf die festgestellten Stärken und Schwächen sowie internen und externen Gefahren und Chancen reagiert hat. Dabei geht es um konkrete Maßnahmen im Sinne einer wirtschaftlichen Entwicklung, der Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, der Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung, Umgang mit der Digitalisierung sowie um kulturelle und Bildungsaktivitäten. In gleicher Weise von Bedeutung sind die gewählten Methoden und verfolgten Strategien, die von einem ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz sowie von Partizipation und Kooperation gekennzeichnet sein sollen.
Brücken bauen
Das Wettbewerbsmotto „Brücken bauen“ trägt der Tatsache Rechnung, dass der Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit, seien es nun Klimawandel, Ressourcenknappheit, digitale Transformation, Pandemie oder der Krieg in Europa mit drastischen Auswirkungen, die bis in das kleinste Dorf hinein reichen, enormes Konfliktpotenzial besitzt und die Gesellschaft tief zu spalten droht. In Europas Dörfern kommt als weiteres Spannungsfeld hinzu, dass ihre Bevölkerung zunehmend heterogener wird, was zu unterschiedlichen, oft auch gegensätzlichen Ansprüchen an ihren Lebensraum führt. Das Motto soll ein Signal dafür sein, Wege zu beschreiten, die zueinander führen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Demgemäß wirft es einen besonderen Fokus auf jene Gemeinwesen, die den Dialog fördern, das Verbindende suchen und sozial, ökonomisch und ökologisch verträgliche Lösungen für die mannigfachen Aufgaben finden, die ihnen unsere Zeit und ihr spezifischer Raum stellen. „Ziel des Wettbewerbes ist es, Landgemeinden in ihrem Engagement zu bestätigen, zu weiteren Aktivitäten zu motivieren und den Erfahrungsaustausch mit anderen ländlichen Gemeinwesen in Europa zu fördern. Darüber hinaus wollen wir Dörfer und Regionen zur Nachahmung anregen, die gesamt gesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit bewusst machen und nicht zuletzt auch Europas Zusammenwachsen stärken“, erläutert die Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Theres Friewald-Hofbauer.
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