Gedenkveranstaltung für Roma und Sinti
Das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland für Emmerich Gärtner-Horvath
Emmerich Gärtner-Horvath bekam das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland verliehen - Gedenkveranstaltung vor dem Mahnmal für Roma und Sinti in Lackenbach
LACKENBACH/OBERWART. Für seine Arbeit und seinen Einsatz für die Volksgruppe Roma und Sinti schlug der Kulturverein Österreichischer Roma mit Andreas Sarközi an der Spitze vor, dass Emmerich Gärtner-Horvath das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland verliehen bekommt. Gärtner-Horvath wurde am 18. Juni 1962 in Oberwart geboren. Nach Beendigung der Pflichtschule absolvierte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei der Firma Josef Horvath. Danach war er Filialleiter bei der Firma Mondo, ehe er bei der Firma Packard angestellt war. Landesrat Heinrich Dorner überreichte ihm am Samstagnachmittag im Zuge der Gedenkveranstaltung beim Mahnmal für Roma und Sinti in Lackenbach das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland.
Gegen das Vergessen
"Als gebürtiger Lackenbacher habe ich schon als Schüler bei dieser Veranstaltung teilgenommen. Das Mahnmal soll an historische Ereignisse erinnern. Wir dürfen nicht vergessen!", sagte Landesrat Heinrich Dorner. Und erklärte weiters: "Es hilft, die Geschichte zu kennen, wichtig ist es aber, die Schlüsse daraus zu ziehen. Die Politik im Burgenland bemüht sich, dass die Geschichte weiterhin erzählt wird. Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die gegen Intoleranz auftreten."
Jährliche Gedenkfeier
Zur Geschichte in Lackenbach: Anlässlich der 50. Wiederkehr der Errichtung des "Zigeunerlagers" Lackenbach wurde 1990 erstmals eine Gedenkfeier beim Denkmal organisiert. Seither werden diese Gedenkfeiern jährlich im November vom Kulturverein österreichischer Roma gemeinsam mit der burgenländischen Landesregierung und der Marktgemeinde Lackenbach abgehalten.
Anhaltelager Lackenbach
"In Österreich lebten vor 1938 ca. 11.000 Roma und Sinti, davon alleine 8.000 im Burgenland. Nur geschätzte 10 Prozent der österreichischen Roma und Sinti dürften den Holocaust überlebt haben. Das Anhaltelager in Lackenbach war das größte seiner Art – sowohl in Österreich, als auch im gesamten Deutschen Reich. Die ersten Einweisungen in das neu errichtete Lager Lackenbach erfolgten im November 1940. Dieses Lager war als vorübergehendes Sammellager gedacht, von wo die Häftlinge in die Konzentrationslager deportiert wurden. Gedenksteine erinnern an dieses Anhaltelager, an diesen Ort des Schreckens", erzählte Christian Klippl, Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma im Zuge der Gedenkveranstaltung.
Anerkennung der Volksgruppe
Eine Wende im Umgang mit Roma und Sinti kam Ende der 80er-Jahre mit der Gründung des ersten Vereines im Burgenland. 1991 folgte auf Initiative von Professor Rudolf Sarközi die Gründung des Kulturvereines österreichischer Roma, dessen Obmann er war. Eine Petition des Kulturverein, die auch vom Verein Roma in Oberwart unterstützt wurde, führte zu einem Entschließungsantrag, aller vier damals im Parlament vertretenen Parteien, der einstimmig angenommen wurde und schließlich die Anerkennung der österreichischen Roma Österreichs als "Volksgruppe der Roma" im Dezember 1993 brachte. Es war ein Meilenstein in der leidvollen Geschichte der Roma und Sinti. Eine Geschichte, die knapp über ein Jahr später um ein weiteres furchtbares Ereignis erweitert wurde - durch das Bombenattentat in der Nacht vom 4. auf 5. Februar 1992 in Oberwart, bei der vier Roma auf heimtückische Art und Weise ermordet wurden. "Dieser schwerste politische Anschlag seit 1945 hat uns gezeigt, wie wachsam wir gegenüber autoritären, rassistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen sein müssen", sagte Klipp weiters. Nach diesem Vorfall wurden die Roma am 16. Dezember 1993 im Hauptausschuss des Nationalrates von der Republik Österreich als 6. Österreichische Volksgruppe anerkannt. Der Beschluss erlangte am 23. Dezember 1993 Rechtskraft.
Der Appell "Niemals vergessen!" und "Nie wieder!" war bei der Gedenkveranstaltung für alle Beteiligten keine leere Worthülse, sondern muss täglich gelebt werden. "Und gerade das Anhaltelager in Lackenbach muss uns ein 'Ort der Mahnung' sein, wie es Rudolf Sarközi bezeichnet hat. Ein Ort der Mahnung, der uns immer dazu verpflichtet, darauf hinzuweisen, wohin Rassismus, Hetze gegen Minderheiten, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz geführt haben: In das größte und schrecklichste Verbrechen der Geschichte der Menschheit durch ein verbrecherisches 'NS-Regime'", so Landesrat Heinrich Dorner.
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