Bad Tatzmannsdorf
Edi Nicka im exklusiven Bezirksblätter-Interview

Eduard Nicka (rechts) folgt Walter Dujmovits als Präsident der Auswanderer-Organisation nach. | Foto: Martin Wurglits
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  • Eduard Nicka (rechts) folgt Walter Dujmovits als Präsident der Auswanderer-Organisation nach.
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Eduard Nicka ist der Experte im Freilichtmuseum Bad Tatzmannsdorf, Regisseur der Kurbühne und nun auch neuer Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft.

BAD TATZMANNSDORF. Im Bezirksblätter-Interview schildert der 77-jährige ehemalige Hauptschullehrer und Landtagsabgeordnete aus Bad Tatzmannsdorf, welche Ziele er sich in seiner neuen Funktion setzt und auch weitere Pläne er noch hat.

Wie lange gibt es die Burgenländische Gemeinschaft bereits und was ist ihre Aufgabe?

Die Burgenländische Gemeinschaft wurde 1956, also heuer vor 65 Jahren gegründet. Grund war damals, die Verbundenheit der vielen burgenländischen Auswanderer mit ihrer alten Heimat aufrechtzuerhalten und weiter zu fördern. Entstanden ist die "Burgenländische Gemeinschaft" aus dieser Idee des Brückenschlagens. Bis heute trägt sie die Heimatverbundenheit in viele Länder von den USA bis Australien. Sie ist auch nach 65 Jahren ein wichtiger Anker für die burgenländische Kultur und Tradition.

Sie sind nun neuer Präsident und Nachfolger des langjährigen Präsidenten Walter Dujmovits. Wie groß sind die Fußstapfen?
Die Fußstapfen, die mir Walter Dujmovits hinterlässt, sind wirklich sehr groß. Walter Dujmovits prägte die Burgenländische Gemeinschaft wie kein anderer. Er gehörte praktisch von Beginn an dazu, Dujmovits ist seit 63 Jahren Mitglied und seit 1958 ununterbrochen im Vorstand, zunächst als Vizepräsident. 36 Jahre stand er der Gemeinschaft als Präsident vor. Aus gesundheitlichen Gründen zieht er sich nun aus der ersten Reihe zurück, wird aber weiter tätig bleiben. Beispielsweise will er seine Zeitung nach wie vor weiterführen. Walter wird als Ehrenpräsident dem Verein somit weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Eduard Nicka: "Im Namen des neugewählten Vorstands bin ich Walter Dujmovits von Herzen dankbar!"


Wie kam es zur Neuwahl?

Wie gesagt, zog sich Walter aus gesundheitlichen Gründen als Präsident zurück. Er bat mich, die Funktion zu übernehmen und das konnte ich ihm nicht abschlagen. Es ist für mich schon auch eine Herausforderung, da der Sitz in Güssing ist. Da sind doch schon einige Kilometer von Bad Tatzmannsdorf entfernt. Es ist jedenfalls eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, aber auch sehr interessant.
Als langjähriger Vizepräsident war ich über Jahre für die Finanzen und Organisation im Verein zuständig. Ich hatte auch die Kontakte zur Landesregierung, somit habe ich auch schon einige Erfahrung in der Führungsebene.

Welche Ziele haben Sie nun als Präsident?
Ich will den erfolgreichen Weg weiter fortsetzen, um die Heimatverbundenheit der Burgenländer in aller Welt aufrechtzuerhalten. Dazu möchte ich auch die nächsten Generationen der Auswanderer noch intensiver ansprechen, um die Verbundenheit nachhaltig zu festigen. Die vielen Grußbotschaften zum Jubiläum "100 Jahre Burgenland" zeigt mir, dass die Burgenländische Gemeinschaft lebt. Wir haben ein gutes Team im Vorstand - u.a. mit den Vizepräsidenten Erwin Weinhofer und Anton Huber - mit dem eine Arbeitsaufteilung gut möglich ist.

Wie wird die Verbindung aufrecht erhalten?
Das Interesse an der Heimat ist nach wie vor gegeben. Wir bringen viermal im Jahr die Zeitung "Burgenländische Gemeinschaft" heraus. Durch Corona ist heuer erst eine Ausgabe erschienen. Dort haben wir einige Grußbotschaften der Auslandsburgenländer abgedruckt, die sehr bewegend sind. Sogar die Enkelin von Major Lawrence Martin, der damals die Grenze zwischen Österreich und Ungarn durchführte, schickte einen Brief. Sie meinte, ihr Großvater wäre immens stolz, wenn er sehen würde, wie sich das Burgenland entwickelte.
Neben der Zeitung gibt es noch das Auswanderermuseum, das von Erwin Weinhofer und Karl Pratl geführt wird. Ganz wichtig ist auch das alljährliche Heimattreffen, das wir gerne "Auslandsburgenländertreffen" nennen.

Dieses ist immer etwas Besonderes?

Ja, es bringt viele Familien wieder zusammen. Es findet am 1. Sonntag im Juli statt. Dabei gibt es auch eine "Weintaufe", bei dem ein Rot- und Weißwein mit dem Namen der amtierenden "Miss Burgenland New York" getauft wird. Am Dienstag darauf kommt es zum Treffen einer Delegation mit der Landesregierung und Diözesanbischof Ägidius Zsifkovits lädt zum Mittagessen ein.
Leider fiel dies im Vorjahr und heuer coronabedingt aus.
Anfang September war von Martin Wolf in Mühlgraben ein grenzüberschreitendes Auslandsburgenländertreffen mit Slowenien und Ungarn geplant. Das wurde aber ebenso aufgrund von Corona abgesagt. Der Festakt und Gottesdienst sind aber noch aufrecht.

Foto: Büro Landtagspräsidentin Dunst/Viktoria Waldhäusl
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Sie meinten vorhin, ein Ziel ist, die nächsten Generationen noch besser anzusprechen. Wie soll das geschehen?
Die zweite bzw. dritte Generation an die Burgenländische Gemeinschaft heranzuführen, ist schwierig, da diese kaum noch einen Bezug zum Burgenland hat. Sie kennen das Land oft nur von Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern. Wir wollen aufzeigen, wie sehr sich das Burgenland mittlerweile in den Jahrzehnten entwickelte - vob einer damals ärmlichen Bauernregion zu einem modernen und innovativen Land.
Dazu wollen wir auch den "Burgenland Bunch" nutzen, eine digitale Plattform, auf der sich Auslandsburgenländer der 2. und 3. Generation miteinander vernetzen, um ihre Herkunft zu erforschen. Mein Ziel ist es, die Beziehungen über dieses Netzwerk zu intensivieren.

Wie leben die Auslandsburgenländer ihre Gemeinschaft?
Es gibt in den USA und Kanada eigene Vereine, die Veranstaltungen und Treffen organisieren. Vor allem in New York gibt es noch eine relativ große Gemeinde. Es gibt weltweit noch etwa 1.000 "Herzensburgenländer", wie ich sie gerne nenne, die ihr Burgenland bis heute im Herzen tragen - egal ob in den USA, Kanada, Australien oder Südafrika.
Bei der Jubiläumsausstellung auf Burg Schlaining gibt es einen eigenen Teil, der sich den Auslandsburgenländern widmet. Immerhin geschieht ein Teil der Burgenländischen Geschichte auch in Amerika usw. Am Eröffnungstag gibt es im Klub ein Treffen, bei dem die "Herzensburgenländer" mit gutem burgenländischen Wein, den es in New York gibt, anstoßen.

Haben Sie selbst Verwandte im Ausland?

Ja, mein Bruder Harald oder "Harry", wie er genannt wird, wanderte vor 60 Jahren nach Australien aus und wohnt in Melbourne. Er ist nun schon über 80 Jahre, kommt aber seit vielen Jahren so alle zwei Jahre ins Burgenland. Er sagt dann immer: "Ihr habt die USA und Australien hier und es ist viel schöner.

Harry Nicka: "Du Edi, kann ich in zwei Jahren wieda huam komma?"

Harry nennt das Burgenland noch immer seine "Huamat" und würde, wäre seine Familie nicht in Australien wohl für immer heimkommen. Ich finde da auch diesen Sprachenmix aus Englisch, Deutsch und Hianzisch, der sich über die Jahre entwickelte, sehr interessant und lustig. Es heißt ja "Jeder Burgenländer hat einen Onkel in Amerika und eine Tante in Wien."

Waren Sie dann schon bei den Auslandsburgenländern zu Besuch?
Mit der Kurbühne Bad Tatzmannsdorf machten wir bereits vier Welttourneen und traten dabei in den USA und Australien auf, begleitet vom Lehrertrio. Das waren bewegende Momente. In den USA gibt einen Österreicherclub, wo jedes Jahr die Bundesländer Veranstaltungen organisieren. Bei einem solchen waren wir dann dabei. Viele hatten Tränen in den Augen, als wir das Stück von Josef Reichelt "Landflucht" spielten.

Edi Nicka ist seit Jahren auch bei der Kurbühne Bad Tatzmannsdorf engagiert. | Foto: Gertrude Unger
  • Edi Nicka ist seit Jahren auch bei der Kurbühne Bad Tatzmannsdorf engagiert.
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Damit sind wir auch schon beim zweiten Steckenpferd angelangt. Sie sind seit Jahren wichtiges Mitglied der Kurbühne Bad Tatzmannsdorf?
Ich bin Regisseur der Kürbühne. Sie wurde von Direktor Hannes Maierhofer anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Burgenland gegründet und feiert heuer somit 40 Jahre. Zum Jubiläum 90 Jahre Burgenland spielten wir "Landflucht" von Josef Reichelt und es war ein großer Erfolg.
Anlässlich "100 Jahre Burgenland" wollen wir zu Ehren auch von Josef Reichelt, der viel dazu beitrug, dass das Burgenland zu Österreich kam, das Stück wieder aufführen. Die Proben laufen bereits intensiv. Ich habe ergänzend, um das Stück weiterzuentwickeln den Teil "Die Heimkehrer" dazugeschrieben. Im November soll das Stück dann gezeigt werden. Ich mache das ebenso wie bei der Burgenländischen Gemeinschaft oder beim Freilichtmuseum ehrenamtlich.

Foto: Michael Strini

Das Freilichtmuseum zeigt auch einen Aspekt der Burgenländischen Geschichte? Welche Aufgabe haben Sie dabei?
Ich mache wöchentliche Führungen, um den Besuchern die bauliche Kultur in der Region näher zu bringen. Ich wurde vor Jahren vom Kurbad-Dir. Rudi Luipersbeck gefragt, ob ich das vorübergehend machen wolle. Das Freilichtmuseum ist mir geblieben. Die Zusammenarbeit mit der Kurbad AG funktioniert sehr gut.
Das Freilichtmuseum besteht seit 1967. Den Stein ins Rollen brachte ein Kitting in Oberwart, der abgerissen werde sollte. Auf einem Areal der Kurbad AG wurde dann das Museum errichtet. Aktuell sind hier 23 Objekte aus verschiedenen Epochen und Gemeinden - von Neuhaus a. Klausenbach über Moschendorf und Deutsch Schützen bis Langeck zu sehen. Es sind alles Originalbauten, die am früheren Standort abgetragen und hier in Bad Tatzmannsdorf wieder aufgebaut wurden

Eduard Nicka: "Ein Gang durch das Freilichtmuseum ist ein Gang durch die burgenländische Geschichte!"

Gemeinsam mit Studierenden der TU Wien haben wir nun auch bei jedem Haus eine Informationstafel angebracht, wo Funktion, Herkunft usw. genau beschrieben sind. Das macht es für die Besucher noch attraktiver. Im Herbst soll auch eine Publikation zum Museum mit 130 bis 140 Seiten erscheinen. Demnächst wird auch eine alte Weinpresse aus Deutsch Schützen einen Platz finden. Ich habe auch noch einige Ideen für die Zukunft, um das Freilichtmuseum zu beleben und noch attraktiver zu machen.

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