„Nehmen’s den Alten“ - Wie es ist für Alexander Van der Bellen am Flohmarkt in Kemeten zu stehen.
So geht Wahlkampf 2016.
Der Flohmarkt im südburgenländischen Kemeten ist ein besonderer Ort, zu dem es Menschen immer wieder hinzieht. So zumindest haben wir ihn bisher vom Hörensagen gekannt. Vorgestern sind wir zum ersten Mal selbst hingefahren. Und zwar mit einem Wahlkampf-Stand für Alexander Van der Bellen. Wie würden die Menschen wohl reagieren in einer Gegend, in der im Mai nur knapp über 30 Prozent für ihn gestimmt haben? Was können wir tun und sagen, um mehr Menschen zu erreichen? Ähnlich wie viele Österreicher/innen nehmen wir zum ersten Mal aktiv im Wahlkampf teil. Ohne Parteimitgliedschaft und mit wenig Erfahrung, wie man jemanden für eine Person und deren Politik überzeugen kann.
Es ist noch dunkel, als wir knapp nach sechs Uhr in der Früh am Flohmarkt ankommen. Trotzdem sind viele Plätze bereits belegt. Dagmar aus Oberwart bringt uns zwei Tische und hilft uns beim Aufbau des Standes. Wir kennen uns durch die Facebook-Gruppe „Burgenländer/innen für Alexander Van der Bellen“, die wir im Mai 2016 ins Leben gerufen haben. Mittlerweile sind wir an die 300 Mitglieder und viele davon haben wir durch den Wahlkampf auch im ‚echten‘ Leben getroffen.
Bereits während wir unseren Stand aufstellen, kommen die ersten Menschen mit Taschenlampen vorbei und beleuchten uns im wahrsten Sinn des Wortes. Viele sind erstaunt, was wir mitgebracht haben: „Nehmen’s den Alten“ steht da in großen Buchstaben auf dem Tischtuch. Diesen Schriftzug hat Christa gemalt, die später vorbeikommen wird. Der Text bezieht sich auf ein Lied von Agnes Palmisano und Paul Gulda, das im Rahmen von "Es bleibt dabei" gedichtet wurde. Überhaupt ist in dem Wahlkampf viel mehr selbst gemacht als sonst. Für den Stand haben wir Infoblätter gedruckt, Kekse gebacken und eine Tonanlage zusammengebaut. Damit sorgen wir auch musikalisch für Stimmung, denn es sind noch viele weitere Lieder für Alexander Van der Bellen entstanden.
Viel(e) Leben.
Am Stand selbst ergeben sich Gespräche fast von allein. Die meisten Menschen sind neugierig. Weit mehr als gedacht freuen sich darüber, dass wir hier für Alexander Van der Bellen stehen. Sie erzählen uns, warum er für sie die richtige Wahl ist. Dabei kommen Dinge wie Erhalt des Friedens und Widerstand gegenüber zunehmenden Nationalismus zur Sprache. Einige Menschen erklären uns auch, warum sie sich für keinen Kandidaten entscheiden können. Es gibt verstohlene Blicke von Menschen, die wohl nicht mit uns gerechnet haben und zwei, drei negative Zurufe. Eine Person meint im Vorbeigehen, sie kann von uns nichts annehmen, weil sie für die FPÖ ist. Wir rufen nach, dass wir das nicht so eng sehen. Mit manchen Menschen sprechen wir gar nicht über die Bundespräsidentenwahl, sondern unterhalten uns über das, was sie am Flohmarkt eigentlich suchen. Am Ende reden wir nicht nur über Alexander Van der Bellen, sondern auch über Restaurationsarbeiten im naturwissenschaftlichen Museum oder die Sammelleidenschaft des Ehemanns für bestimmte Kaffeehäferl.
Alles eine Frage der Wertschätzung.
Zwei Personen kritisieren, dass der Flohmarkt nicht der richtige Platz für Politik ist. Wenn man allerdings genau hinsieht, passiert dort politisches Geschehen in Reinform. Personen sind auf der Suche, teilen Interessen, tauschen und handeln aus, was wie viel Wert hat. Dabei spielt auch das Alter eine Rolle. Das bringt uns noch einmal zurück zu Alexander Van der Bellen. Seine politischen Gegner/innen versuchen seine Lebensjahre als Schwäche herabzuwürdigen. Warum? Das Geburtsdatum erzählt uns darüber, was ein Mensch vorgefunden hat, als er oder sie auf die Welt gekommen ist. So wie viele unserer Großeltern hat Alexander Van der Bellen selbst erlebt, was Nachkriegszeit bedeutet. Er hat gesehen, wie Mauern in Europa gebaut wurden und wie sie auch wieder gefallen sind. Dieser Erfahrungsschatz ist in den jetzigen unruhigen Zeiten besonders notwendig. Wir können in Österreich mit Alexander Van der Bellen einen Bundespräsidenten wählen, der wegen seiner Lebenserfahrung auf Frieden als unser höchstes Gut besonders achtgeben wird.
Christina Pernsteiner, Burgenländer/innen für Alexander Van der Bellen
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