Klinik Oberwart
Mit geboosteten Abwehrzellen gegen den Krebs

- Oberarzt Dr. Jakob Rudzki von der Abteilung für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin gilt als einer der erfahrensten CAR-T-Zelltherapie-Anwender Österreichs.
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Lymphome, multiple Myelome und akute lymphatische Leukämien bei Erwachsenen und Kindern zählen zu den bösartigen Erkrankungen des Blutes. Für Patient*innen mit diesen Diagnosen gibt es seit vergangenem Herbst einen neuen Experten in der Klinik Oberwart. OA Dr. Jakob Rudzki bringt große Erfahrung im Bereich innovativer Zelltherapie in die Klinik.
OBERWART. Oberarzt Dr. Jakob Rudzki von der Abteilung für Onkologie und Palliativmedizin (Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Mag. Martin Pichler, MBA) gilt als einer der erfahrensten CAR-T-Zelltherapie-Anwender Österreichs. Der Spezialist hat etwa die CAR-T-Zelltherapie in der Klinik in Innsbruck bereits 2018 eingeführt und gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger (AKH Wien) das Österreichische Netzwerk für CAR-T-Zellen mitgestaltet und gegründet.
Hierzulande wird diese innovative Krebstherapie in insgesamt acht Zentren durchgeführt. Die Klinik Oberwart zählt nicht dazu, jedoch könnte sich dies mit der Hämatologie unter der Leitung von Dr. Rudzki einmal ändern. Derzeit arbeitet das Team in Oberwart in enger Absprache mit den bereits bestehenden CAR-T-Zentren. "Wir machen alle nötigen Voruntersuchungen und weisen Patient*innen ganz gezielt an ein Zentrum zu. Außerdem können wir die Nachsorge nach der prekären Phase recht früh im Haus übernehmen und damit den Aufenthalt der Burgenländer*innen bereits jetzt in anderen Kliniken deutlich verkürzen", betont Dr. Rudzki.

- In der Klinik Oberwart setzt man – neben den schon seit Jahren eingesetzten Immuntherapien, den Checkpointinhibitoren, – vermehrt auf eine andere Methode der Verstärkung des Immunsystems gegen Krebs: bispezifische Antikörper.
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Verstärkung des Immunsystems
In der Klinik Oberwart setzt man – neben den schon seit Jahren eingesetzten Immuntherapien, den Checkpointinhibitoren, – vermehrt auf eine andere Methode der Verstärkung des Immunsystems gegen Krebs: bispezifische Antikörper. Diese Antikörper sind in ihrer Wirksamkeit den erwähnten CAR-T-Zellen sehr ähnlich. Der Unterschied liegt nur darin, dass diese Therapie eine Art „Brücke“ zwischen der entarteten „bösen“ Krebszelle und dem eigenen Immunsystem, den T-Zellen, schlägt. Auf diese Weise ist es möglich, sehr nachhaltige Ansprechraten bei hämatologischen Erkrankungen wie den Lymphomen (Lymphknotenkrebs), dem Myelom und teilweise auch in der akuten Leukämie zu erzielen.
"Single-Shot-Therapie"
Im Falle der CAR-T-Zell-Therapie wird den Betroffenen Blut abgenommen. Daraus werden sogenannte T-Zellen, also Immunzellen, herausgefiltert. "Diese Zellen werden an eine Firma weitergereicht, die das Patent darauf hat, um sie genetisch so zu verändern, dass sie das Lymphom erkennen und es bekämpfen können", erklärt der Hämatologe. Die veränderten Zellen werden den Patient*innen mittels einer Infusion über einen zentralen Venenkatheter verabreicht. "Es handelt sich dabei um eine sogenannte Single-Shot-Therapie, also eine einmalige Gabe. In der Regel folgt danach auch keine weitere Therapie mehr", betont Dr. Rudzki.
Im Falle der aktuell schon in der Klinik Oberwart angewandten bispezifischen Antikörper-Therapie bedarf es im Vorfeld keiner Zellgewinnung bei Patient*innen. Hier kann mittels einer Infusion oder einer Anwendung unter die Haut in wiederholter Form ein ähnlich nachhaltiges Ergebnis erzielt werden. Damit diese Form der modernen Therapie eingesetzt werden kann, wurden Ärzteschaft und Pflegepersonal speziell geschult, um auch während und nach der Therapie eine sichere Anwendung zu gewährleisten.

- OA Dr. Jakob Rudzki bringt große Erfahrung im Bereich innovativer Zelltherapie in die Klinik Oberwart und gibt Patient*innen mit schweren hämatologischen Erkrankungen neue Hoffnung.
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Möglichkeit auf Heilung
Grundsätzlich erhalten diese modernen zellulären T-Zell-Therapien bisher nur Patient*innen, bei denen eine andere Therapie in der frühen Nachsorge zuvor nicht oder nicht ausreichend gut angeschlagen hat. "Mit der Therapie eröffnet man den Betroffenen damit im zweiten Anlauf die Möglichkeit auf ein sehr langes Ansprechen oder in manchen Fällen gar auf Heilung", unterstreicht Dr. Rudzki. Bei etwa der Hälfte der Patient*innen sei dies der Fall. Nicht eingesetzt wird die Therapie, wenn Patient*innen mehrere schwere Vorerkrankungen gemeinsam aufweisen, etwa eine Kombination aus eingeschränkter Nierenfunktion, koronaren Herzkrankheiten, Diabetes und neurologischen Vorerkrankungen.
Nebenwirkungen wie Fieber, Atemnot oder Kreislaufschwankung könnten die Folge sein. "Nebenwirkungen sind zwar nicht immer der Fall, dennoch müssen Patientinnen und Patienten grundsätzlich dafür gerüstet sein, diese schadlos zu überstehen. Auch wenn keine schweren Nebenwirkungen im Einzelfall auftreten, so können Betroffene trotzdem gut auf die Therapie ansprechen“, betont der Hämatologe, denn das eine schließt das andere nicht aus.
Im Rahmen dieser speziellen Zelltherapie kann rund drei Wochen nach Gewinnung der Zellen eine CAR-T-Zell-Therapie oder, wie bereits aktuell möglich, im Falle der bispezifischen Antikörper-Therapie, eine umgehende Behandlung begonnen werden. In beiden Fällen werden die Patient*innen zunächst stationär nachbeobachtet und dann ambulant nachversorgt oder im Falle der Antikörpertherapie auch ambulant weiterversorgt.



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