Kunstausstellung
RLB Atelier Lienz zeigt Linda Steiner mit "Introspektion"
Die Ausstellung der Osttiroler Künstlerin Linda Steiner läuft von 22. April bis 8. August und führt die Besucher auf eine Reise unter die Haut, tief in die verborgenen Schichten des Körpers. Ausgangspunkt der 31-jährigen Künstlerin waren anatomische Venusfiguren.
LIENZ. Der Ausstellungstitel „Introspektion“ (lat. „das Hineinsehen“) verweist in der Medizin auf die Einsicht in das Körperinnere; in der Psychologie hingegen auf die Selbstbeobachtung von Gedanken und Gefühlen. Als eine Art Initialzündung für die Annäherung an den eigenen Körper diente Linda Steiner, die 1993 in Lienz geboren wurde und aktuell in Wien lebt, das Buch „The Anatomical Venus“ (2016) der US-amerikanischen Künstlerin Joanna Ebenstein.
Morbide Schönheit
„Die morbide Schönheit und Verletzlichkeit der anatomischen Venusfiguren haben mich sofort angezogen und berührt. Aber diese Sichtweise auf den weiblichen Körper hat etwas Übergriffiges“, so Linda Steiner im Interview des begleitenden Katalogs. Daher entwickelte sie aus sehr persönlicher Sicht einen Gegenentwurf, eine Projektionsfläche für unterschiedliche Lesarten, jenseits der vom männlichen Blick gelenkten Schaubegierde, die der „anatomischen Venus“ zu eigen ist.
Im Zentrum der Ausstellung steht die lebensgroße Skulptur „Soror“ (lat. „Schwester“), die am Oberkörper symbolhafte Organe aus Filz zeigt. Neben Herz, Lunge, Leber, Magen, Darm und Gebärmutter findet sich auch das Gehirn vor, das nicht ohne Ironie als eine Art Rauchwolke aus dem Kopf wächst. Als Pendant zu den Filzorganen spiegeln sich dieselben Eingeweide in abstrahierter Form als Ölbilder an der Wand wider.
Ausgehend von der Selbstreflexion der Künstlerin kann die Ausstellung von Linda Steiner als eine Anregung verstanden werden, den Blick auf die eigene Körperwahrnehmung zu lenken, während sie gleichzeitig Fragestellungen über das Verhältnis von Individuum und Kollektiv verhandelt: Was geht in uns vor, wenn wir Darstellungen von menschlichen Körpern betrachten? Welche Menschenbilder und Selbsteinschätzungen, welche Empfindungen kommen dabei ins Spiel? Kann es so etwas wie eine unbefangene Betrachtung überhaupt geben?
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