Wissen, wo der Schuh drückt
Gemeinden im Osttiroler Oberland kämpfen mit Abwanderung trotz guter Arbeitsplatzsituation.
KARTITSCH (red). Letzte Woche fand im Bezirk der zweite Abend im Rahmen der Diskussionsreihe "Dorf ohne Leben?" des Forum Land statt. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, Stärken der Region hervozuheben und auszubauen, aber auch Schwächen zu erkennen.
In Kartitsch wurde über die Lage der Gemeinden im Pustertal, Tiroler Gailtal und Villgratental debattiert. Leistbares Bauland, die Einbindung der Jugend in die Entscheidungen, der Tourismus und die Verkehrssituation waren die wichtigsten Themen. Positiv werden die Lebensqualität, die vorhandenen Arbeitsplätze und das funktionierende Vereinsleben gesehen.
Problem Abwanderung
„Unsere Region kämpft mit dem Rückgang der Wohnbevölkerung. Wir können diese Entwicklung nicht aufhalten, aber bremsen“, meint der Kartitscher Bürgermeister Josef Außerlechner. Er betont die an sich guten Voraussetzungen: „Nachdem wir ursprünglich eine Grenzregion waren, bringt uns gerade die Nähe zu Südtirol Vorteile. Gute Unternehmen haben sich bei uns angesiedelt und bieten tolle Arbeitsplätze an. Wer bei uns arbeiten will, der bekommt auch einen Job“.
Handlungsbedarf sieht Außerlechner in der touristischen Entwicklung: „Funktioniert der Tourismus, funktionieren auch die Strukturen, die sich eine Region alleine nicht leisten kann“. Als Beispiel nennt er die Nahversorgung. Von Zentralisierungstendenzen hält er wenig. Er fordert einen Infrastruktursicherungsbeitrag. Außerlechner: „Die Kosten für den Erhalt der Infrastruktur sind bei uns sehr hoch. Viele Systeme sind aber nach Kopfquoten ausgerichtet. Damit verlieren wir kleinen Gemeinden Einnahmen und können die Kosten nicht tragen. Es wäre sinnvoll, hier eine Art Punktesystem einzuführen, um Gelder gezielt und nachvollziehbar in finanzschwache Regionen zu lenken“. Er betont, dass die Gemeinden sich um ihre Bürger bemühen, als große Herausforderung sieht er aber die Schaffung von Wohnraum.
Entwicklung entgegentreten
„Unser Ziel muss es sein, weitere höher qualifizierte Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und das Lohnniveau anzuheben, um unseren gut ausgebildeten Jungen eine Chance zu geben“, will Bezirksbauernbundobmann Martin Mayerl den Entwicklungen entgegentreten.
Die Diskussion in Kartitsch drehte sich vor allem um die Themen Wohnraum, Jugend, Tourismus und Verkehr. So wurde etwa betont, dass die Wohnbauförderung kein System für Osttirol ist. „Die verdichtete Bauweise interessiert bei uns niemanden. Auch das System, dass man erst, wenn man Kinder hat, mehr Förderung bekommt, ist falsch. Unterstützt werden sollen die, die sich entschließen, eine Familie zu gründen“, so ein Diskutant.
Ein großes Anliegen war den Besuchern die Einbindung der Jugend. Es wurde vorgeschlagen, eine eigene Veranstaltung zum Thema für junge Menschen zu initiieren. Diese soll so gestaltet sein, dass sich Jugendliche angesprochen fühlen.
„Die Region muss selbst ihre Entwicklung in die Hand nehmen“, forderte zum Abschluss Forum Land-Bezirksobmann Stv. Christoph Scherer die Teilnehmer auf.
Am 21. Mai findet im Bezirk die letzte Veranstaltung der Diskussionsreihe im Gasthof Steiner in Feld statt. Beginn ist um 20 Uhr.
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