Tirol ändert die Seilbahngrundsätze

Die neuen Bestimmungen ermöglichen einen Zusammenschluss der Schigebiete Sillian und Sexten.
  • Die neuen Bestimmungen ermöglichen einen Zusammenschluss der Schigebiete Sillian und Sexten.
  • hochgeladen von Hans Ebner

SILLIAN (ebn). „Unsere Berggebiete sind zugleich Natur- und Landschaftsraum, Lebens- und Wirtschaftsraum sowie Raum für Erholung und Sport. Die verschiedenen Nutzungs- und Schutzinteressen sinnvoll aufeinander abzustimmen und dabei auch Prioritäten zu setzen, ist eine Kernaufgabe der Raumordnung“, hebt LH Günther Platter die grundsätzliche Bedeutung der Seilbahngrundsätze hervor. Seilbahnen und Skigebiete seien wesentliche Motoren des Tourismus und der Regionalentwicklung. Diesem Wirtschaftszweig sei daher eine zukunftsfähige Entwicklung zu ermöglichen, zugleich sei die Substanz unserer alpinen Natur- und Kulturlandschaft dauerhaft zu bewahren.

Keine Neuerschließungen, aber Zusammenschlüsse
Auf Antrag von LR Christian Switak, zuständig für den Bereich Raumordnung, beschloss die Landesregierung in ihrer letzten Sitzung die Novelle des Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramms 2005 (TSSP). Die Seilbahngrundsätze steuern gezielt wirtschaftlich-touristische Entwicklungen im alpinen Raum unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt. „Kernstück ist und bleibt das Verbot der Erschließung neuer Skigebiete. Angesichts des insgesamt sehr hohen Erschließungsgrades Tirols mit Seilbahnen und Skigebieten ist diese Einschränkung im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung des alpinen Raums notwendig“, fasst Switak zusammen.

Der Begriff der Neuerschließung werde durch die Novelle adaptiert: „Im Interesse der gedeihlichen Entwicklung von Wintersportgebieten gelten Verbindungen mit bestehenden Skigebieten nicht mehr als Neuerschließung, soweit dabei nicht mehr als eine Geländekammer in Anspruch genommen wird“, so Switak. Dieser Umstand kommt den Plänen, die Schigebiete Sillian und Sexten zu verbinden, zu Gute.

Ausschlusskriterien: Naturschutz und Sicherheit
Erweiterungen bestehender Skigebiete sind aber nur dann möglich, wenn keine Ausschlusskriterien vorliegen und wenn die darin festgelegten Positivkriterien in hohem Maße erfüllt werden. Solche Ausschlusskriterien betreffen beispielsweise den Schutz der Natur und Landschaft, die Sicherheit vor Naturgefahren, die Auswirkungen auf den Verkehr, aber auch die skitechnische Eignung und die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Vor allem wegen dieser Ausschlusskriterien ist das Projekt für den grünen Bezirkssprecher Sepp Brugger nicht tragbar.

„Auch wenn es nach den Wünschen der Tiroler Landesregierung in Zukunft in Tirol keine Neuerschließungen, sondern nur mehr Erweiterungen geben wird, ändert das nichts an den Gründen, die die Schischaukel Sillian-Sexten verhindern“, so der grüne Bezirkssprecher Sepp Brugger. Auch beim Skilift-Projekt Sillian-Sexten seien die Ausschlusskriterien der Seilbahngrundsätze sowie der Natur- und Umweltschutz zu beachten. „Das geplante Projekt berührt den Kernlebensraum des Auerhuhns nicht nur randlich, sondern führt zu einer mehrfachen Fragmentierung desselben. Auch die Lebensräume des Alpenschneehuhns oder Haselhuhns werden durch die gesamten Maßnahmen zwischen Helm und Füllhornsee deutlich beeinträchtigt“, erklärt Brugger und beruft sich dabei auf ein von den Planern der Schischaukel in Auftrag gegebenes Gutachten. Zudem sprächen die Bestimmungen der Alpenkonvention, Protokoll Tourismus, das auch in Italien Gesetzescharakter hat, gegen die Errichtung dieser Schischaukel. „Wir brauchen keine weiteren Skilifte in dieser Region, sondern ein besseres Service für unsere Gäste“, kritisiert Brugger.

Ganz anders sieht dies der Tiroler FPÖ-Chef Gerald Hauser. Für ihn ist ein Verbund absolut notwendig und wirtschaftlich von größter Wichtigkeit.

„Die soeben beschlossenen Seilbahngrundsätze ermöglichen das Errichten der Skischaukel Sillian-Sexten. Ein Anschluss an den Skiverbund Dolomiti Superski, das größte und modernste Skikarussell der Welt, wäre für ganz Osttirol von größter Werbewirksamkeit. Der Zusammenschluss ist nötig, damit ein touristischer Aufschwung eingeleitet werden kann und weil so Arbeitsplätze entstehen“, stellt Hauser fest. Beides sei im Bezirk Lienz, in dem Kaufkraft und Einkommen gering, die Arbeitslosenzahlen hoch seien, eine absolute Notwendigkeit.

Der Grundstein für einen Zusammenschluss ist gelegt, aber ob das Projekt tatsächlich verwirklicht werden kann, ist ungewiss. Auch die verantwortlichen Politiker halten sich mit konkreten Aussagen zurück. „Ob das Vorhaben den für Skigebietserweiterungen geltenden Kriterien des TSSP entspricht bzw. ob allenfalls Ausschlusskriterien vorliegen, ist im Verfahren bzw. in einer allenfalls durchzuführenden Vorprüfung zu klären, wobei hierfür die notwendigen Unterlagen zur Verfügung stehen müssen“, so Landesrat Switak.

Kommentar von Hans Ebner:
Grenzüberschreitend schaukeln

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.