Doppelt hält besser - auch im Berufsleben

In Tirol stehen den Lehrlingen alle Wege zur Fortbildung offen, wobei sich besonders das Ausbildungsmodell „Lehre und Matura“ als wahres Erfolgsprogramm etabliert hat. Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf nutzte kürzlich einen beruflichen Aufenthalt in Osttirol, um in Lienz mit der Schneiderei von Marianne Oberdorfer ein Unternehmen zu besuchen, das hier in Tirol eine einzigartige Rolle spielt und auch bundesweit seinesgleichen sucht.

„Der Betrieb bildet drei Lehrlinge aus, und alle drei angehenden Schneiderinnen machen Lehre und Matura“, zeigte sich Zoller-Frischauf vom Einsatz von Michaela Huber aus Ainet, Teresa Inderster (Virgen i.O.) sowie Stefanie Senfter aus Innvervillgraten beeindruckt. „Respekt verdient es aber auch, wenn sich Unternehmerinnen wie Marianne Oberdorfer derart hinter ihre Nachwuchskräfte stellen und die Doppelbelastung durch Lehre und Matura nicht nur tolerieren, sondern sogar fördern“, freut sich Zoller-Frischauf darüber, „dass mit diesem zukunftsträchtigen Ausbildungsmodell das Image der Lehre sehr aufgewertet wird“.

Im heurigen Schuljahr werden voraussichtlich 109 Lehrlinge ihre Matura absolvieren. Bis Ende 2010 wurden über zwei Millionen Euro Förderungen für diese Fortbildung ausbezahlt.

Fördervoraussetzungen im Detail
Die öffentliche Hand fördert für Lehrlinge 100 Prozent der Kosten ihrer Matura. Dafür muss entweder die Lehrstelle, der Hauptwohnsitz oder die Berufsschule in Tirol sein, wobei seit dem Schuljahr 2010/2011 neue Förderkriterien gelten. Lehrlinge, die sich für eine Matura interessieren, müssen künftig vor dem Lehrabschluss bereits eine Teilprüfung für die Matura ablegen, um in den Genuss einer 100-prozentigen Förderung zu gelangen.

Finanzierung
Die Kosten für einen Maturaplatz betragen 5.890 Euro. Die Ausbildung umfasst 900 Schulstunden und zusätzliche Coachingeinheiten. Erfüllt ein Lehrling die Voraussetzungen für die Finanzierung nicht, ist eine Matura trotzdem möglich: Diese kostet dann etwa 3.500 Euro, umfasst weniger Schulstunden und es gibt kein Coaching. Sie muss vom Lehrling selbst finanziert werden, wird aber über das Landesprogramm „Update“ mit bis zu 60 Prozent gefördert.

Angebot in jedem Bezirk
Über WIFI und BFI wird in jedem Bezirk ein Lehrgang für Lehre und Matura angeboten, in drei Bezirken sind sogar beide Anbieter tätig. Dies entspricht auch dem Ziel der dezentralen Lehrlingsweiterbildung.