Forsch-Erfolg in Ottakring
Vielen Krebspatienten bleibt Chemo erspart

Forscher aus der Klinik Ottakring bringen Entwarnung für Patienten mit der Bluterkrankung "SliM CRAB positives multiples Myelom". Betroffene Patienten sollen anstelle eines sofortigen Behandlungsbeginns mittels Chemotherapie zunächst sorgfältig kontrolliert und erst bei Auftreten bestimmter Veränderungen behandelt werden.

WIEN/OTTAKRING. Etwa 5.000 Menschen leben in Österreich mit der Diagnose "SliM CRAB positives multiples Myelom". Für diese Patienten hat Professor Heinz Ludwig, Leiter des Wihelminenkrebsforschungsinstituts, gute Nachrichten. Beim größten Teil der Patienten kann ein Behandlungsbeginn um Jahre verschoben werden. Das hat eine umfassende Meta-Analyse von 11 Studien, in die 3.482 Patienten eingebracht wurden, bestätigt. Die BezirksZeitung hat mit Ludwig über die Entdeckung und ihre Auswirkungen auf zukünftige Krebsbehandlungen gsprochen.

Univ. Prof. Dr. Heinz Ludwig ist Direktor des Wilhelminen Krebsforschungsinstitut | Foto: Alexander Mach
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Diagnose "Knochenmarkerkrankung Slip CRAB multiples Myelom", was ist das genau?
HEINZ LUDWIG: Dabei handelt es sich um eine Erkrankung von Zellen des Knochenmarkes. Diese hat die Tendenz sich an verschiedenen Zellen des Skeletts zu manifestieren. Die Erkrankung führt zur Zerstörung des Knochen. Wenn sie nicht behandelt wird, können zusätzliche Komplikationen hervorgerufen werden: Blutarmut, Infektionen oder vermehrtes Kalzium im Blut. Es können also weitreichende Veränderungen im Körper auftreten, die extrem belastend für Patienten sein können.

Wie viele Patienten behandeln Sie mit dieser Erkrankung?
In Österreich wird es wahrscheinlich 5.000 Patienten geben.

Wie ist die Geschlechterverteilung bei den Erkrankten?
In etwa gleich. Männer sind etwas häufiger betroffen.

Ihre Forschungsergebnisse besagen, dass man Patienten einen sofortigen Behandlungsbeginn ersparen oder zumindest auf Jahre hinaus schieben kann. Wie kann man sich das vorstellen?
Es ist wie bei Zuckerkrankheit. Es gibt Vorstufen wo man nicht behandeln muss. Ab einem gewissen Grenzwert beginnt man eine Behandlung anzusetzen. 2014 war man der Meinung, dass Personen, welche die Vorstufe erfüllen, sofort behandeln zu müssen. Es ist aber nicht so einfach wie beim Zucker. Hier handelt es sich um eine sehr intensive Behandlung, zum Teil mit Stammzellen-Transplantation. Dadurch wird man aus dem Berufsleben herausgenommen. Man wird sehr eingeschränkt.

Ihre Erkenntnis kann den Patienten also vieles ersparen.
Es gibt eine große Zahl von Personen, welche diese Kriterien erfüllen, die von einem unmittelbaren Therapiebeginn nicht profitieren. Wir zeigen, dass man viel besser beraten ist, wenn man die Patienten einfach verfolgt und wenn weitere Kriterien erfüllt sind, dann eine Behandlung einzuleiten. 50 Prozent bauchen überhaupt keine Behandlung. Wenn ich heute so eine Diagnose habe und ich weiß, dass ich erst später eine Behandlung brauche, dann ist das eine enorme Erleichterung. Es gibt auch raschen Fortschritt in der Medizin. Möglicherweise gibt es in der Zukunft noch besser verträgliche Methoden.

Univ. Prof. Dr. Heinz Ludwig beim Interview mit der BezirksZeitung in der Klinik Ottakring. | Foto: Alexander Mach
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Ihre Studien-Ergebnisse sagen, dass sich Patienten eine sofortige Chemotherapie ersparen. Wie haben Sie das herausgefunden?
Wir Europäer haben den Vorteil, dass wir Patienten in kurzen Intervallen sehen können, wenn es nötig ist. Ein mal pro Monat oder alle drei Monate. Das ist in Amerika viel schwieriger. Dort muss man oft weit anreisen um eine Behandlung zu bekommen. Wenn die Patienten nicht die Möglichkeit zur Kontrolle haben, dann kann man übersehen, dass man längst eine Behandlung braucht. Wir können kleine Signale wahrnehmen, dass sich die Krankheit bewegt. Daher haben wir die weltweite Empfehlung von 2014 schon immer mit Skepsis gesehen.

Wie konnten Sie die Vermutung beweisen?
Wir haben die Ergebnisse von klinischen Untersuchungen von der Zeit bis 2014 mit Ergebnissen nach 2014 verglichen. Heute haben wir auch bessere Methoden zu detektieren, weil wir neue und bessere diagnostische Methoden haben. Vor 20 Jahren hat man viele Patienten missklassifiziert und alle zusammengefasst. Die moderne Technik erlaubt es uns heute Patienten besser zu differenzieren. Das zeigte sich im Ergebnis der neue Studien.

Wie ist die Resonanz Ihrer Kollegen?
Die Erkenntnisse führen automatisch zu einer Änderung der Behandlungsempfehlungen. Das sehen natürlich manche Kollegen nicht gern, weil sie in ihrer Meinung festgefahren sind. Sie müssen aber zur Kenntnis nehmen, das sie Mensch behandelt haben, die eigentlich keine Behandlung benötigt hätten. Das sollte man bei Krebs tunlichst vermeiden. Das medizinische Wissen hat dazu geführt, dass man etwas Gutes tut. Das passiert natürlich immer wieder. Man muss aber auch die neuen Fakten akzeptieren und in das eigene Betreuungskonzept aufnehmen. Vor 30 Jahren hat man geglaubt, dass man nach einem Herzinfarkt sechs Wochen im Bett liegen muss. Heute weiß man, dass Frühmobilisation wichtig für die Erholung ist. Auch Tumorpatienten sollen körperlich aktiv sein. Sie haben weniger Übelkeit und auch mehr Kraft.

Heinz Ludwig, Dirketor des Wilhelminen Krebsforschungsinstitut, kann zusammen mit Entwarnung für Patienten mit einer bestimmten Bluterkrankung (SliM CRAB positives multiples Myelom) geben. | Foto: Alexander Mach
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Sie sagen, dass den Menschen nicht nur eine Stigmatisierung als Tumorpatient und Nebenwirkungen durch die Behandlung erspart bleibt, sondern auch Kosten für den Patienten als auch das Gesundheitssystem gespart werden. Was kostet eine solche Behandlung?
Eine Therapie kommt allein an Medikamentenkosten auf 100.000 Euro pro Jahr. Menschen sind sich oft nicht bewusst um die Kosten. Wir sind ja eigentlich hier, um mit den Mitteln der Gesellschaft das Maximum für jeden Einzelnen herauszuholen. Unser Gesundheitssystem ist nicht so effizient wie es sein könnte.

Welche Krebsarten werden in der Klinik Ottakring am meisten behandelt?
Lunge, Prostata, Brust, und Dickdarm. Etwa 4.000 bis 5.000 Menschen in Österreich bekommen jedes Jahr die Diagnose Krebs.

Bei welchen Krebsarten gibt es die größten Heilungschancen?
Bei Hodenkrebs waren die Heilungschancen immer schon sehr gut. Für die Lunge gibt es tolle neue Behandlungen. Bei Magen und Darm ist zuerst die Chirurgie gefragt. Bei Brustkrebs können 80 Prozent geheilt werden.

Stimmt es, dass man mit fortgeschrittenem Alter bessere Heilungschancen hat.
Bei Brustkrebs treten bei Frauen mit zunehmenden Lebensalter weniger agressive Tumore auf. Warum das so ist, ist nicht ganz klar. Bei der akuten Leukämie ist es umgekehrt. Es stimmt also in einem gewissen Maße.

Stimmt die Aussage: „Einmal Krebs, immer Krebs!“
Das stimmt Gott sei Dank nicht. Über alle Tumorarten hinweg liegt man bei einer Heilungsrate bei etwa 50 Prozent. Natürlich bleibt ein kleiner Teil über, wo eine Heilung nicht mehr möglich ist. Die Heilungsrate steigt fast überall an. Es ist bei Krebs leider nicht so, wenn ich viel Geld investiere, dass ich morgen eine Lösung habe.

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