Fußgänger-Initiative
"Schuhe der Erinnerung" für Lkw-Unfallopfer in Wien
Auf der Kreuzung Hadikgasse/Zehetnergasse im 14. Bezirk wurde im November eine 75-jährige Passantin beim Überqueren der Straße von einem Lkw erfasst und lebensgefährlich verletzt. Eine Leopoldstädter Initiative stellt nun "Schuhe der Erinnerung" für das Verkehrsopfer auf.
WIEN/PENZING. "Schuhe der Erinnerung" stehen für tödlich verunglückte Zu-Fuß-Gehende im öffentlichen Raum. Sie erinnern an die Menschen und mahnen gleichzeitig auch die anderen Verkehrsteilnehmenden besonders aufzupassen. Es ist das Pendant zu „Ghostbikes“ – die für tödlich verunglückte Radfahrende im Straßenraum aufgestellt werden.
"Meist passieren diese Unfälle in Tempo-50-Zonen, was aufzeigt, dass dieses Tempo in der eng verbauten Stadt zu schnell ist", weiß Christian Dechant von der Initiative "Geht doch Wien", die 2017 gegründet wurde.
Unfälle meistens bei Grünlicht
Ein schwerer Unfall ereignete sich am 28. November dieses Jahres in Penzing, über den die BezirksZeitung berichtete: Dabei war ein 53-jähriger Lkw-Fahrer gerade in der Hadikgasse unterwegs und wollte bei der Kreuzung in die Zehetnergasse nach rechts einbiegen.
Zur selben Zeit wollte eine 75-jährige Pensionistin laut Polizeiangaben dort die Straße über einen Zebrastreifen überqueren. Nach dem aktuellen Erhebungsstand hatten beide Beteiligten Grünlicht. Die Frau wurde vom Lkw-Lenker, der sie übersehen haben dürfte, erfasst und lebensgefährlich verletzt.
Die Initiative für Zu-Fuß-Gehende www.geht-doch.wien stellte deshalb am 7. Dezember an dieser Kreuzung die "Schuhe der Erinnerung" auf. "Wir brauchen ein Verkehrssystem, das Fehler zulässt, ohne dass jemand dadurch das Leben verliert", fügt er hinzu. Das geht laut der Initiative mit Temporeduktion, mit kluger Logistik, die Lkw-Fahrten in der Stadt vermeidet sowie mit sicheren Querungsmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger.
Appell an die Politik
Jeden zweiten Montag im Monat gibt es ein Treffen, bei dem alle anwesenden Mitglieder, darunter Studierende, Berufstätige sowie Pensionistinnen und Pensionisten zusammenkommen, um vorgenommene Lokalaugenscheine und Verkehrsanalysen gemeinsam zu besprechen. Mit diesen Ergebnissen wendet sich die Initiative an die Politik und diverse Fachdienststellen. In erster Linie geht es dem Team darum, Schwachstellen für Fußgängerinnen und Fußgänger im Verkehr aufzuzeigen und weitere Unfälle zu verhindern.
Sechs Paar Schuhe wurden vergangenes Jahr in Wien aufgestellt. Sehr oft passieren die Unfälle bei Zebrastreifen und an Kreuzungen, meistens in der Grünphase. "Großes Thema ist der sogenannte Abbiegeassistent, ein technisches Hilfsmittel für Lkws. "Dabei handelt es sich um einen Sensor, der anfängt zu piepsen, wenn sich jemand im toten Bereich des Lkws befindet", so Dechant.
2021 hätte ein Verordnungsentwurf der Stadt Wien in Kraft treten sollen, der ein Abbiegen nach rechts von Lkws mit einem Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen ohne Assistenten nicht mehr erlaubt hätte, was einer Verpflichtung zum Einbau gleichgekommen wäre. Diese Verordnung wurde jedoch noch nicht umgesetzt, da die EU-Kommission Einspruch erhoben hatte.
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